Wer will schon einen Vampir?: Argeneau Vampir 8
nicht wusste, wie ich sie dir einflößen sollte. Ich wollte dich wegen der Verletzung nicht auf den Rücken drehen, also habe ich die Beutel auf den Boden gelegt, damit du sie findest, wenn du wieder zu Bewusstsein kommst. Dann habe ich Herb angerufen, damit er mir die neuen Koordinaten durchgibt.”
„Ihm hast du nichts davon gesagt, was vorgefallen war”, warf er ein.
„Nein. Ich wusste doch nicht, ob du Ärger kriegen würdest, wenn du in der Öffentlichkeit deine Zähne zeigst und dann auch noch alle Leuten wissen lässt, wie stark und schnell du bist”, erklärte sie.
Thomas verzog das Gesicht, als er hörte, dass sie seine Reißzähne gesehen hatte. „Danke”, sagte er dennoch.
„Er hatte neue Koordinaten, also habe ich mich auf den Weg gemacht und bin vor einem Nachtclub gelandet. Ich wusste, ich konnte in dem Club unmöglich allein nach ihr suchen, und ich war froh, dass Herb sich in dem Moment mit neuen Koordinaten meldete. Bastien rief gleich danach an, und ihm habe ich nur erzählt, dass wir immer noch nach Marguerites Handy suchen. Dann bin ich ein paar Blocks weiter zu einem Park gegangen.”
„Und dann?”
„Dann bin ich in meinem Bett aufgewacht, und du hast neben mir gelegen.” Ihr Tonfall verriet Unsicherheit und sogar Angst, wie Thomas verwundert bemerkte. Erst als sie weiterredete, verstand er, was ihr Sorgen machte. „Du hast doch nicht meine Erinnerung gelöscht, nicht wahr, Thomas?”
„Nein”, antwortete er mit Nachdruck und wünschte, sie könnte durch das Glas seine ernste Miene sehen. „Ich sagte dir ja bereits, ich kann dich weder lesen noch kontrollieren.”
Sekundenlang herrschte Stille, schließlich fragte sie: „Dann sind wir tatsächlich Lebensgefährten?”
„Du weißt darüber Bescheid?”, konterte er ungläubig und sah, wie sie mit den Schultern zuckte.
„Der Bote mit der Kühlbox hat es mir erklärt. Ich habe ihn sozusagen erpresst”, räumte sie ein.
Thomas trat von einem Fuß auf den anderen, er hob die Hand, um die Tür der Dusche zu öffnen, entschied sich aber doch dagegen. „Bist du verärgert?”, wollte er wissen.
„Warum sollte ich?”, gab Inez ratlos zurück.
Seiner Ansicht nach gab es dafür mehrere Gründe. Jemand hatte ihr Gedächtnis teilweise gelöscht und sie manipuliert, sie war seine Lebensgefährtin, und sie hatte ihn in ihrem Bett vorgefunden, ohne dass er von ihr dazu aufgefordert worden war. „Weil du meine Lebensgefährtin bist”, erklärte er und hielt den Atem an, während er auf ihre Antwort wartete.
Inez starrte durch das milchige Glas auf Thomas’ Umriss. Sie konnte erkennen, dass sein Oberkörper immer noch nackt war und dass er nur seine Jeans trug. Seinen Gesichtsausdruck konnte sie nicht ausmachen, doch der sorgenvolle Ton in seiner Stimme erstaunte sie. Nein, das musste sie falsch gedeutet haben, entschied sie. Vielleicht lag es am laufenden Wasser, dass ihr seine Stimme irgendwie verzerrt vorkam. Zögerlich sagte sie: „Du klingst besorgt.”
„Das bin ich auch”, ließ er sie wissen.
„Wieso?”, fragte sie verwundert. „Du bist gut aussehend, intelligent und charmant. Die Frauen müssen dir in Scharen nachlaufen. Was kümmert es dich, was.... ”
„Inez”, unterbrach er sie ernst. „Keine dieser anderen Frauen interessiert mich. Ich kann sie kontrollieren und ihre Gedanken lesen. Die sind für mich und jeden anderen Unsterblichen, der sie lesen kann, so was wie aufblasbare Gummipuppen. Ich kann sie alles machen lassen, was ich will.” Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Es gab einmal eine Zeit, da hat mir das tatsächlich genügt. Ich war mal jung genug, um Gefallen daran zu finden, eine schöne Frau mit in mein Bett zu nehmen, obwohl die nicht mehr war als eine Marionette. Aber der Reiz verflog ziemlich schnell, weil ich ihre Gedanken lesen konnte. Die eine fand mich ganz nett, dachte aber eigentlich nur an mein Geld und daran, dass ich ihr alles kaufen konnte, was sie haben wollte. Die andere fand mich auch ganz nett, stand aber eigentlich auf blonde Männer. Die nächste beschäftigte sich nur damit, dass sie sich hoffentlich nicht die Figur verderben müsse, weil ich von ihr Babys haben wollte. Eine hoffte inständig, ich würde auf Sadomaso-Praktiken stehen, weil sie von mir unbedingt geschlagen werden wollte.... Bei Gott, du kannst dir gar nicht vorstellen, was manchen Frauen durch den Kopf geht. Männern natürlich auch. Das sind zum Teil vielleicht nur flüchtige Gedanken, aber
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