Wer will schon einen Vampir?: Argeneau Vampir 8
Überlegungen. Herb nannte ihm die aktuellen Koordinaten und fügte hinzu: „Machst du dich sofort auf den Weg?”
„Nein”, erwiderte er bedächtig, da ihn die Frage ein wenig irritierte. „Ich muss erst duschen und mich anziehen. Zehn Minuten wird das bestimmt dauern. Wieso?”
„Weil ich die Koordinaten lieber noch mal überprüfen würde, bevor du losziehst”, antwortete Herb nach kurzem Zögern.
„Noch einmal?”, wiederholte Thomas verwundert. „Warum? Marguerite schläft jetzt und wird sich nicht von der Stelle rühren. Deshalb waren wir uns doch darüber einig, dass wir erst heute Morgen weitermachen.”
„Ich weiß, aber ich habe diese Koordinaten mit einem Stadtplan von Amsterdam verglichen, und an der Stelle befindet sich kein Hotel, da sind nur Cafes.”
„Das kann nicht stimmen.” Thomas ließ sich auf das Bett fallen. „Tante Marguerite geht tagsüber nicht raus. Warum sollte sie um diese Uhrzeit in der Stadt unterwegs sein?”
„Du hast gesagt, dass sie wegen eines Falls nach Europa gereist ist. Vielleicht muss sie ja am Tag ermitteln”, gab Herb zu bedenken.
„Damit könntest du recht haben”, musste Thomas ihm zugestehen. „Ich kenne mich mit Detektivarbeit nicht aus, aber womöglich müssen sie irgendwelche Unterlagen einsehen, und diese Büros sind natürlich nachts nicht geöffnet.... Könntest du die Koordinaten noch einmal überprüfen, Herb? Nur zur Sicherheit?”
„Ist längst passiert. Sogar dreimal, um jeden Fehler auszuschließen.”
„Oh”, äußerte sich Thomas frustriert.
„Ich weiß, es scheint einfach nicht richtig zu sein”, murmelte Herb. „Aber wenn sie am Tag ermitteln müssen.... Du hast doch gesagt, ihr Partner ist menschlich. Vielleicht sind sie in einem Cafe, damit er etwas essen kann.”
„Ja, das wäre denkbar.”
„Okay. Ruf mich an, kurz bevor ihr aufbrecht, dann werde ich die Ortung wiederholen. Falls sie dann nicht mehr dort ist, könnt ihr euch gleich zum nächsten Punkt begeben.”
„Ja, danke, Herb. Ich weiß das wirklich zu schätzen, dass du mir so hilfst”, sagte er, legte aber besorgt die Stirn in Falten. Etwas ging hier nicht mit rechten Dingen zu.
Wieder sah er zur Badezimmertür und fragte sich, was vor gefallen war. Warum nahm seine Tante keinen Kontakt mit ihrer Familie auf? Sie musste ihr Telefon bei sieh haben, schließlich veränderte das andauernd seine Position. War Inez im Park auf Marguerite gestoßen? Hatte die ihre Erinnerung gelöscht? Er ging zum Badezimmer und klopfte an. Als keine Antwort kam, öffnete er die Tür.
„Inez?”, rief er und trat ein. Sein Blick fiel auf die Duschkabine an der gegenüberliegenden Wand, für die die Bezeichnung Kabine nicht angemessen war ganz im Gegensatz zu den beengten Zellen, denen er daheim überall begegnete. Das dort war ein großzügiger Raum mit Kacheln an den Wänden, die Duschköpfe waren riesig und ließen das Wasser auf einen niederprasseln, als würde man unter einer Regenwolke stehen. Thomas hatte die hiesigen Duschen schon immer ganz besonders gemocht. Durch das Mattglas hindurch konnte er Inez’ Konturen ausmachen.
„Inez?”, rief er nochmals und stellte sich vor die Tür, als ihm klar wurde, dass sie ihn wegen des Geräuschs des laufenden Wassers nicht gehört hatte.
Diesmal allerdings hörte sie ihn, drehte sich hastig um und bedeckte sich schamhaft mit den Händen. Er musste flüchtig lächeln, da er sich ihre erschrockene Miene gut vorstellen konnte. Der Tag würde kommen, an dem sie nicht mehr so zurückhaltend war, wenn er sie nackt sah. Sie hatte einen wunderschönen Körper; sie war zwar klein, aber wohlgeformt, und nach ihrer Wandlung würde sich daran zum Glück nicht allzu viel ändern. Eine Frau sollte Kurven haben, und genauso sollte sie Fleisch auf den Rippen haben, das einem Mann Trost spenden konnte. Zumindest war das seine Meinung zu dem Thema.
„Thomas?”, fragte sie zögerlich. Er wusste, sie wollte mit der Frage nicht herausfinden, ob er das war. Denn wer außer ihm sollte sich schon hier aufhalten? Vielmehr wollte sie den Grund für seine Anwesenheit erfahren.
„Inez, kannst du mir erzählen, was genau gestern Abend passiert ist?”, bat er sie und fügte hinzu: „Es ist wichtig.”
Es folgte ein Moment des Schweigens. Dann sagte sie: „Als wir zurück im Hotel waren, bist du zusammengebrochen. Ich habe das Messer aus deinem Rücken gezogen und die Blutung gestillt. Dann habe ich dir ein paar Blutbeutel hingelegt, weil ich
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