Wer will schon einen Vampir?: Argeneau Vampir 8
Aussicht auf ein so langes Dasein etwas Abschreckendes an sich, bis sie „gemeinsam mit Thomas” hinzugefügt hatte. Ein wenig abschreckend war es dann zwar auch noch, aber.... Wem wollte sie da eigentlich etwas vormachen, überlegte sie finster. Es war sogar noch mehr als abschreckend. Jahrhundertelang zu leben, mochte sich im ersten Moment fantastisch anhören, aber sofort dachte Inez auch an die damit verbundenen Probleme. Das war der Grund, weshalb sie ihre Arbeit so gut erledigte: Sie machte mögliche zukünftige Probleme aus und tat alles, um diese Probleme zu vermeiden, bevor die überhaupt auftreten konnten.
Und Unsterblichkeit zog eine ganze Menge zu erwartender Probleme nach sich. Thomas’ Art musste sich immer im Verborgenen aufhalten, um von den Sterblichen ringsum nicht bemerkt zu werden. Sie konnte sich vorstellen, dass ihnen dadurch zahlreiche Einschränkungen auferlegt wurden.
Und dann war da auch noch die Tatsache, dass sie zusehen musste, wie ihre ganze Familie älter wurde und nach und nach starb, während sie selbst nicht mal alterte. Sie wusste schon jetzt, dass dies für sie äußerst schwierig werden würde. Auch wenn sie im Augenblick bedingt durch ihre Arbeit von ihrer Familie getrennt war, besuchte sie sie doch, so oft sie konnte. Inez wusste, Schuldgefühle und Hilflosigkeit würden sie heimsuchen, und sie würde in ihrer typischen Art versuchen, die Dinge zu ändern, damit es nicht dazu kam. Allerdings konnte sie sich nicht vorstellen, dass man ihr gestatten würde, ihre ganze Familie zu wandeln.
Und dann erst das mit dem Blut. Inez hatte sich nie für empfindlich gehalten, doch der Gedanke, bis ans Ende ihres Lebens jeden Tag ein paar Blutbeutel trinken zu müssen, hatte etwas Widerwärtiges an sich.
„Inez?”, fragte er so leise, dass sie ihn fast nicht gehört hätte.
Sie betrachtete das verschwommene Gesicht hinter dem Milchglas, und beinah hätte sie geseufzt. Da war dieser wunderschöne Mann mit dem vollkommenen Gesicht und dem vollkommenen Körper und diesen verführerischen silberblauen Augen. Ganz zu schweigen von seinen zärtlichen Küssen und Berührungen. Sie wollte ihn, aber auf die gleiche Art, wie sie einen Eisbecher wollte, nämlich ohne die vielen Kalorien. Bedauerlicherweise gehörte zum Guten auch immer etwas Schlechtes. Aber vielleicht konnte sie ja einen Löffel Eis probieren und dann erst mal in Ruhe überlegen, ob sie den Rest auch noch wollte, wenn er mit so vielen Kalorien verbunden war.
„Ich erwarte nicht von dir, dass du dich sofort entscheidest”, sagte Thomas. „Aber.... ”
Er verstummte, als sie die Tür zur Duschkabine öffnete, sodass sie sich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden. Dabei musste sie sich zwingen, sich nicht in einer Ecke zu verstecken, um ihren viel zu fülligen Körper vor seinen Blicken zu verbergen. „Ich glaube, ich muss dich erst besser kennenlernen, bevor ich eine so wichtige Entscheidung treffe, die mein ganzes Leben verändern wird.”
Seine Augen flammten silbern auf, als sein Blick über ihren Körper wanderte, dann trat er einen Schritt auf sie zu und blieb abrupt stehen, als sie ihre Hand hob, um ihn aufzuhalten. Verwirrt sah er sie an, bis sie erklärte: „Deine Jeans.”
Er sah an sich herab, als hätte er vergessen, dass er eine Hose trug, und griff nach der Gürtelschnalle. Dann jedoch hielt er so lange inne, dass Inez zu glauben begann, er habe es sich anders überlegt und sei nun doch nicht mehr an ihr interessiert. Schließlich hob er den Kopf, streckte den Arm aus und zog Inez an sich, um sie gierig zu küssen. Erleichtert seufzte sie auf und schmolz dahin, während sie die Arme um ihn schlang und seinen Kuss erwiderte. Dann löste er sich von ihr und strich ihr über das nasse Haar, woraufhin sie verdutzt die Augen aufschlug. „Ich will dich”, knurrte er.
Sie nickte, denn sie wollte ihn auch. Unbedingt. Daran gab es keine Zweifel.
„Aber Herb hat mir neue Koordinaten durchgegeben, und wir haben nicht viel Zeit.” Inez verzog enttäuscht den Mund, da ihr klar wurde, dass sie soeben von ihm abgewiesen worden war. Doch er redete weiter: „Ich will nicht, dass unser erstes Mal überhastet abläuft oder dass wir dabei gestört werden, und ich will auch nicht mit meinen Gedanken woanders sein. Es solletwas Besonderes sein, und wir sollten uns Zeit lassen können. Ich will dir all die Aufmerksamkeit und Zeit geben, die du verdienst.”
Inez schluckte und spürte, wie seine Worte sie zu
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