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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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bisschen mehr Schein als Sein.«
    Â»Ich … ich verstehe nicht, was du meinst«, sagte Mark verwirrt.
    Â»Ricky hat ihre Biographie etwas aufgehübscht, weil sie ihre echte wohl zu unspektakulär fand.« Frauke zuckte die Schultern. »Das tun mehr Leute, als man denkt. Die meisten wissen, was sie sich so zusammenlügen, aber Ricky glaubt mittlerweile selbst an ihre Märchen.«
    Â»Soll das heißen, sie hat gar nicht Raumfahrttechnik in Stanford studiert?«, flüsterte Mark ungläubig. Frauke riss die Augen auf, dann fing sie an zu lachen.
    Â»Raumfahrttechnik? In Stanford?« Sie lachte und lachte, bis ihr die Tränen über das Mondgesicht liefen. »Großer Gott, das hat sie dir erzählt? Und du hast ihr das geglaubt?«, keuchte sie und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Das wäre ja so, als würde ich behaupten, ich wäre mal Primaballerina beim Bolschoi-Ballett gewesen!«
    Da wurde Mark wütend.
    Â»Hör auf zu lachen!«, fuhr er sie an. »Du bist doch bloß neidisch auf Ricky, weil du so fett und hässlich bist!«
    Er bereute es tief, dass er sich Frauke anvertraut hatte. Zornig schnappte er seinen Helm und stürmte hinaus in den Hof. Zur Hölle mit der blöden Kuh! Er würde Ricky auch ohne ihre Hilfe finden!
    *
    Pia setzte den Blinker nach links und bog in die Kirchstraße ein. Das schöne Frühsommerwetter hatte Massen von Menschen ins Freie gelockt, die mit Kind und Kegel die kurze Einkaufsmeile des Taunusstädtchens bevölkerten. Da kein Parkplatz in Sicht war, lenkte Pia den Dienstwagen in den Hof hinter dem Tierparadies. Plötzlich tauchte direkt vor ihr ein Rollerfahrer auf.
    Â»Achtung!« Sie trat mit dem Fuß so kräftig auf die Bremse, dass Kröger neben ihr unsanft in die Gurte geschleudert wurde. Der Junge auf dem Roller riss den Lenker zur Seite, gab Gas und schrammte am Kotflügel des Dienstwagens vorbei.
    Â»Was für ein Idiot!«, schimpfte Pia, mehr erschrocken als wütend. Kröger war schon aus dem Auto gesprungen und auf die Straße gelaufen. Im Hof warf sie einen Blick auf den Kotflügel, den eine fette rote Schramme zierte. Das würde wieder einen Haufen Papierkram nach sich ziehen!
    Â»Weg isser«, verkündete Christian Kröger neben ihr. »Aber ich hab das Kennzeichen. Ich mache mal eine Halteranfrage über ZEVIS .«
    Pia nickte nur und blickte sich um. Wo waren die Kollegen, die Kai angefordert hatte? Die sollten doch längst hier sein! Vor den drei Garagen standen ein roter Geländewagen und der silberne Mercedes von Ludwig Hirtreiter. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Frauke war noch da. Mit etwas Glück hatte sie in Kürze den Fall aufgeklärt, vielleicht sogar ein Geständnis.
    Die Haustür ging auf, und die Vermieterin kam herausgeschossen. Sie pirschte die Hausmauer entlang, das runzlige Gesicht unter dem weißen Zuckerwatteschopf glühte vor Aufregung.
    Â»Frau Kommissarin!«, flüsterte sie und wedelte aufgeregt mit den dünnen Ärmchen. »Sie ist im Laden! Da! Da drin!«
    Â»Gehen Sie wieder ins Haus«, sagte Pia knapp. »Ich komme gleich noch mal zu Ihnen.«
    Frau Meyer zu Wie-auch-immer nickte und ging gehorsam in Deckung. Kröger hatte sein Telefonat beendet.
    Â»Was machen wir jetzt?«, fragte er.
    Â»Wir warten nicht auf die Kollegen«, entschied Pia. »Wer weiß, wann die auftauchen. Komm.«
    Kröger ging die kleine Treppe hoch und klopfte an die graue Metalltür, neben der ein Schild mit der Aufschrift »Tierparadies – Anlieferung« angebracht war. Ein Schlüssel knirschte im Schloss. Pia und Kröger wechselten einen raschen Blick. Die Tür öffnete sich. Im Türrahmen stand Frauke Hirtreiter.
    Â»Ach, hallo«, sagte sie arglos, blickte von Pia zu Kröger und zurück. »Was kann ich für Sie tun?«
    Â»Hallo, Frau Hirtreiter«, erwiderte Pia, und die Anspannung ließ nach. »Wir haben einen Haftbefehl für Sie.«
    Â»Was? Wieso das denn?« Ein erstaunter Ausdruck flog über ihr Gesicht. Entweder war sie eine exzellente Schauspielerin, oder sie hatte wirklich keine Ahnung, dass seit zwei Tagen in ganz Deutschland nach ihr gesucht wurde. Pia zog den rosa Zettel aus der Tasche ihrer Jeansweste, faltete ihn auseinander und reichte ihn Frauke Hirtreiter.
    Â»Wir möchten Sie bitten, mitzukommen«, sagte sie. »Sie stehen

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