Wer Wind sät
unter Verdacht, Ihren Vater getötet zu haben.«
*
Ihr dunkler Kombi stand direkt vor dem Gartentor. Mark zog die Bremse, der Roller kam schlitternd zum Stehen. Er schob ihn in die Brennnesseln, riss den Helm vom Kopf und legte ihn auf die Sitzbank. Die Hunde in ihren Transportboxen begannen freudig zu bellen, als sie ihn sahen. Der Zündschlüssel steckte, Rickys Tasche stand auf dem Beifahrersitz; offenbar war sie nur kurz ins Haus gegangen und würde gleich zurückkommen. Ricky lieà die Hunde nie für längere Zeit im Auto, erst recht nicht, wenn die Sonne schien, denn der Audi heizte sich schnell auf. Mark öffnete die Heckklappe, damit die Hunde wenigstens etwas frische Luft bekamen.
Dann sprang er leichtfüÃig über das niedrige Tor, wie er das schon oft getan hatte, und überquerte mit schnellen Schritten den Rasen. Sein Blick glitt über die Tierkäfige im Schatten der Zeder. Der Tisch und die Stühle waren nah an die Hauswand geschoben, darauf stapelten sich ordentlich die gelb und weià gestreiften Sitzauflagen. Mark musste schlucken, als er den Grill sah. Sofort war der Zorn auf Jannis wieder da, den er in seiner Sorge um Ricky ganz vergessen hatte. Und auf einmal wusste er gar nicht mehr, auf wen er wütender war: auf Jannis, der ihn benutzt und getäuscht, oder auf Nika, die mit ihrem Auftauchen alles kaputtgemacht hatte. Ein scharfer Schmerz zuckte durch seinen Kopf, er verzog das Gesicht und griff sich an die Stirn. Nein, nicht jetzt! Jetzt konnte er Kopfschmerzen überhaupt nicht gebrauchen! Erst musste er wissen, was mit Ricky war. Er spähte durch die Terrassentür ins Innere des Hauses. Die Tür stand einen Spaltbreit offen.
»Ricky?«, rief er und betrat zögernd die unaufgeräumte Küche. Benutzte Teller und Gläser standen in der Spüle, die Spülmaschine war geöffnet. Auf dem Herd standen Töpfe und ein Bräter, auf dem Tisch eine offene Flasche Sekt. Er rief ein zweites Mal nach Ricky und lauschte. Nichts. Kein Geräusch, auÃer dem Hämmern seines Herzens. Aus dem Augenwinkel nahm Mark eine Bewegung wahr und fuhr erschrocken herum. Eine rötliche Katze huschte aus der Tür, die zum Schlafzimmer und zum Bad führte.
»Na, du«, flüsterte er. »Was ist hier los? Wo ist Ricky?«
Die Katze kam auf ihn zu und rieb sich an seinen Beinen. Er bückte sich kurz und strich ihr über das seidige Fell. Sie schnurrte und machte einen Buckel, dann miaute sie und verschwand wie der Blitz. Wollte sie, dass er ihr folgte? Mark holte tief Luft, betrat den kleinen Flur und warf einen kurzen Blick ins Schlafzimmer. Das Bett war zerwühlt, auf dem Boden lagen ein paar Kleider herum. Er zitterte am ganzen Körper, ging jedoch weiter und schob die Tür zum Badezimmer auf. Die Katze war auf die geflieste Ablage neben der Badewanne gesprungen, thronte da wie eine ägyptische Statue und blickte ihn aus groÃen, bernsteinfarbenen Augen an.
Mark machte einen Schritt nach vorne und erstarrte. Das Blut gefror in seinen Adern, als er erkannte, was die Katze in der Badewanne bewachte.
*
Ein Streifenwagen rollte in den Hof und blieb hinter Pias Dienstwagen stehen. Gemächlich stiegen zwei Beamte aus und sahen sich um. Da platzte Pia der Kragen.
»Wo bleibt ihr denn?«, fragte sie scharf. »Wir haben euch vor über einer halben Stunde angefordert, verdammt!«
»Von Glashütten aus dauert es halt eine Weile«, erwiderte einer der beiden. »Da mussten wir zu einem Ladendiebstahl. Wir haben eben nur zwei Streifenwagen.«
»Ach, ist jetzt auch egal.« Pia schüttelte den Kopf. Frauke Hirtreiter saà bereits auf dem Rücksitz ihres Dienstwagens. Sie hatte sich nicht gegen ihre Festnahme gewehrt, nur die Schultern gezuckt und Pia kommentarlos den Haftbefehl zurückgegeben. Selbst die Handschellen hatte sie widerspruchslos akzeptiert.
»Ich muss nur schnell die Kaffeemaschine ausschalten und meine Tasche holen«, hatte sie gesagt. Das hatte Pia übernommen. Sie hatte auch die Hintertür des Ladens abgeschlossen und aus dem Büro Fraukes Tasche mitgebracht.
»Wir brauchen euch und eine zweite Streife noch kurz in Schneidhain für eine Festnahme«, sagte sie zu den Königsteiner Kollegen und gab ihnen die Adresse von Theodorakis. »Bringt Frau Hirtreiter solange in eine Zelle bei euch auf dem Revier.«
Zwar hielt sie es für nahezu ausgeschlossen, dass
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