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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Haftbefehl für Frauke Hirtreiter kramte.
    Â»Ich komme nach«, sagte Bodenstein. »Es ist etwas passiert. Ich muss noch mal kurz nach Hause, aber es wird nicht lange dauern.«
    Der dringliche Unterton in seiner Stimme ließ sie aufblicken. Pia richtete sich auf.
    Â»Das ist jetzt nicht dein Ernst! Wir stehen kurz davor …«
    Â»Nimm Kröger mit. Er ist in seinem Büro«, unterbrach Bodenstein sie unhöflich, wie es sonst gar nicht seine Art war. »Ruf mich an und sag mir, wo ich dich finde. Ich komme dann hin.«
    Er hatte die Hand bereits auf der Türklinke liegen. Pia nahm den Haftbefehl aus dem Ordner.
    Â»Ich denke, dein Akku ist leer«, entgegnete sie spitz, schnappte ihren Rucksack und verließ das Büro, ohne ihren Chef noch eines Blickes zu würdigen. »Wir sehen uns dann später. Hoffe ich zumindest.«
    *
    Â»Sie geht nicht ans Telefon«, sagte Mark nervös. »Und Nika ist auch nicht aufgetaucht. Ich warte hier schon seit einer Stunde.«
    Â»Das ist wirklich seltsam.« Frauke nestelte ihren Schlüsselbund hervor und schloss die Hintertür des Ladens auf. Mark drängte sich an ihr vorbei, warf einen Blick ins Lager, dann ins Büro und drehte schließlich eine Runde durch den Laden. Nichts. Keine Spur von Ricky. Er hatte noch nie erlebt, dass der Laden an einem Samstagvormittag geschlossen war. Warum war Nika nicht da? Weshalb meldete sich Ricky weder auf ihrem Handy noch am Festnetzanschluss zu Hause? Auch im Tierheim hatte sie niemand gesehen. War sie bei dem herrlichen Wetter heute ganz früh geritten und vom Pferd gefallen? Oder hatte sie Streit mit Jannis bekommen, wegen dieser blöden Schlampe Nika? Horrorszenarien flimmerten durch Marks Kopf. Er kehrte ins Büro zurück. Frauke hatte den Computer eingeschaltet und machte sich an der Kaffeemaschine zu schaffen. Sehr besorgt wirkte sie nicht.
    Â»Es ist sicher irgendwas Schlimmes passiert«, murmelte Mark düster. »Vielleicht hat Ricky herausgefunden, dass …«
    Â»Dass was?«, hakte Frauke sofort neugierig nach.
    Mark zögerte. Die geschwätzige Frauke war wohl kaum die Richtige, der er sich anvertrauen konnte, aber er musste einfach mit irgendjemandem reden, bevor dieser schreckliche Druck sein Herz zerquetschte.
    Â»Gestern Abend hab ich zufällig gesehen, wie Jannis und Nika … rumgeknutscht haben«, gestand er schließlich und vermied, Frauke dabei anzusehen. »In der Küche, in Rickys Haus!«
    Â»Ach, komm! Na, das musste ja irgendwann passieren«, erwiderte Frauke. Ihr Tonfall war eine Mischung aus Belustigung und Verachtung. »Der scharfe Jannis und zwei Frauen im Haus, das konnte auf Dauer nicht gutgehen. Ricky ist selbst schuld.«
    Â»Wieso? Sie hat doch gar nichts gemacht!« Wie üblich fühlte sich Mark genötigt, Ricky gegen die geringste Kritik zu verteidigen.
    Â»Ich weiß, dass du Ricky vergötterst«, entgegnete Frauke, »aber ganz so perfekt, wie du sie siehst, ist sie nicht.«
    Â»Wie … wie meinst du das?« Die hässlichen Erinnerungen an den Donnerstagabend drängten in seinen Kopf.
    Â»Wenn jemand so notorisch lügt wie Ricky, dann geht irgendwann jeder Respekt verloren«, behauptete Frauke und ließ sich seufzend auf einen Stuhl sacken.
    Â»Ricky lügt doch nicht! Mich hat sie noch nie angelogen!«
    Â»Ach, tatsächlich nicht?« Frauke grinste boshaft, als sie Marks Fassungslosigkeit bemerkte. Mark schluckte und schwieg. Dachte an die SMS , in der Ricky behauptet hatte, ihr gehe es schlecht. Eine Stunde später hatte sie munter mit Jannis gestritten und gevögelt.
    Â»Na ja, die eine kann’s, die andere nicht«, redete Frauke weiter. »Ich war immer zu blöd und zu ehrlich. Aber irgendwann kommt alles raus. Lügen haben kurze Beine.«
    Â»Warum sagst du so was?« Marks Empörung war schon schwächer. »Ich denke, du magst Ricky.«
    Â»Tu ich ja auch. Aber ich bin nur ihre Angestellte, nicht ihr Freund. Und wenn ich Jannis wäre, würde es mir ganz schön stinken, so belogen zu werden.« Frauke schnaubte verächtlich. »Von wegen reiche Erbin! Und Studium an einer Eliteuniversität in Amerika! Pah! Gerade mal drei Semester Marketing per Fernstudium hat sie hinbekommen! Mit der Lügerei hat sie schon ihren letzten Kerl in die Flucht geschlagen, aber sie wird ja nicht schlau daraus. So ist sie eben. Immer ein

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