Wer Wind sät
auf den Fotos. Er hieà Cieran OâSullivan, ein freier Wirtschaftsjournalist, der für englische und amerikanische Zeitungen arbeitete.«
Bodenstein glaubte, sich verhört zu haben. Annika sollte OâSullivan ermordet haben? Aus welchem Grund?
»AuÃerdem hat sie möglicherweise auch mit dem Mord an einem Komplizen von OâSullivan in der Schweiz zu tun.«
GroÃer Gott! Bodenstein gelang es nur mit Mühe, den Aufruhr, der in ihm tobte, unter Kontrolle zu behalten.
»Warum haben Sie die Frau überwachen lassen?« Scheinbar desinteressiert legte er die Fotos auf den Tisch zurück. Mit dieser Frage hatten weder Störch noch der Dobermann gerechnet.
»Nicht Frau Sommerfeld, sondern OâSullivan wurde beobachtet. Und auch nicht von uns, sondern vom Verfassungsschutz. Aber so kamen wir überhaupt erst auf sie«, antwortete Störch. »OâSullivan gehörte zu einer Gruppe internationaler Klimaskeptiker. Seine Kontaktaufnahme mit Frau Sommerfeld, einer Mitarbeiterin des Deutschen Klima-Instituts, das eng mit der Bundesregierung und der UNO zusammenarbeitet, wurde genau beobachtet.«
Was Störch sagte, klang überzeugend. Warum hatte Annika ihm verschwiegen, dass man sie des Mordes an zwei Menschen verdächtigte? Sie hatte ihm eine völlig andere Geschichte erzählt! Versteckte er etwa eine Mörderin in seinem Haus?
»OâSullivan hat eine Menge Artikel verfasst, die sich ausgesprochen kritisch mit der Klimapolitik der Bundesregierung, deren Berater das Deutsche Klima-Institut ist, auseinandersetzen. Unter anderem hat er darüber ein Buch veröffentlicht. Vermutlich hatte er sich im Auftrag seiner Organisation mit Frau Sommerfeld in Verbindung gesetzt, um über sie an sensible Daten zu gelangen.«
Das interessierte Bodenstein nicht.
»Wann und wo wurde der Mann umgebracht?«, erkundigte er sich.
»Am Abend des 30 . Dezember des vergangenen Jahres«, sagte Störch.
»Seine Leiche wurde in einem Hotelzimmer in Berlin gefunden. Die Tatwaffe wurde später in der Wohnung von Frau Sommerfeld sichergestellt. Leider konnte sie sich der Festnahme durch Flucht entziehen.«
Ein flaues Gefühl machte sich in Bodensteins Magen breit. Das klang völlig anders als das, was Annika ihm erzählt hatte. Welche Version der Geschichte stimmte nun?
»Wie wurde der Mann getötet?«, fragte er.
»Mit über vierzig Messerstichen«, erwiderte der Dobermann. »Frau Sommerfeld war übrigens erst am Nachmittag des 30 . 12 . aus der Psychiatrie entlassen worden. Dort wurde sie nach einem tätlichen Angriff auf Professor Eisenhut am 24 . 12 . eingeliefert.«
Hier stimmte die Geschichte wieder mit der überein, die Annika ihm erzählt hatte, wobei in ihrer Version der tätliche Angriff fehlte. Sie hatte bis heute keine Erinnerung an die Ereignisse des Heiligabends 2008 . Bodenstein warf Eisenhut einen prüfenden Blick zu.
»Es fällt mir selbst noch immer schwer, das zu glauben, schlieÃlich war sie über fünfzehn Jahre lang meine engste Mitarbeiterin«, sagte der mit leiser Stimme. »Ich dachte, ich würde sie kennen, aber ich habe mich offensichtlich getäuscht.«
Sein Gesicht war unbewegt, aber seine Augen verrieten, wie schwer es ihm fiel, den Schein innerer Gelassenheit zu wahren. Wenn das stimmte, was Annika erzählt hatte, dann stand für Eisenhut viel auf dem Spiel, sehr viel. Genug, um dafür einen Menschen umbringen zu lassen?
»Im Laufe der Ermittlungen stellte sich übrigens heraus, dass kurz vor Weihnachten in Zürich ein amerikanischer Staatsbürger erstochen wurde«, fuhr der Dobermann fort. »Ebenfalls in einem Hotel. Der Mann gehörte derselben Gruppe militanter Klimaskeptiker an wie OâSullivan. Und Frau Sommerfeld war zu diesem Zeitpunkt in Zürich.«
»Weshalb interessiert sich der Verfassungsschutz für diese Fälle?«, wollte Bodenstein wissen. »Das ist doch eher Sache der Polizei.«
Störch und Herröder wechselten einen kurzen Blick.
»Dafür gibt es Gründe.« Zu mehr Auskünften war Heiko Störch nicht bereit. »Unser Gespräch hier ist übrigens top secret , daran muss ich Sie wohl nicht erinnern.«
»Müssen Sie nicht«, entgegnete Bodenstein. »Ich fürchte allerdings, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen. Wir werden aber Augen und Ohren offenhalten.«
» Sie werden
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