Wer Wind sät
erfolgreichen Zusammenarbeit verstehe ich etwas anderes als das, was bis jetzt dabei herausgekommen ist.«
Stefan Theissen musterte die Frau, die vor seinem Auto stand, die Arme in die Seiten gestemmt. Ungeduldig war sie, nervös. Sehr nervös. Und das war kein Wunder.
»Ich habe alles getan, was Sie von mir verlangt haben!«, erwiderte sie scharf. »Ich habe die Unterschriftenlisten verschwinden lassen, ich habe dafür gesorgt, dass Ihre Leute Jannisâ Krempel holen können. Und ich trage Ihnen nicht nach, dass Sie mich haben betäuben und fesseln lassen! Aber ich will mein Geld.«
Zu Beginn hatte ihm der Gedanke, ausgerechnet die Lebensgefährtin dieser Wanze Theodorakis als heimliche Verbündete zu haben, ziemlich gut gefallen. Damals war alles noch so etwas wie ein Spiel gewesen; heimliche Absprachen neben den regulären Verhandlungen waren zwar nicht legal, aber das Salz in der Suppe.
Sie hatte ihn angerufen, anonym zuerst, und ihm angeboten, die Arbeit der unliebsamen Bürgerinitiative zu torpedieren. Was kostet mich das, hatte er gefragt, und sie hatte gelacht. Was es Ihnen wert ist, hatte sie erwidert. Zwei Tage später hatten sie sich zum ersten Mal getroffen, auf dem Rastplatz Taunusblick an der A 5 . Sie hatte sich für so schlau gehalten, dabei hatte er ihre Stimme schon am Telefon erkannt. Wenn man nicht genau hinhörte, klang sie wie eine Männerstimme, tief und rauchig, aber irgendwie sexy. Unverwechselbar auf jeden Fall.
Bei ihrem ersten Treffen hatten sie einen Kaffee getrunken, und er hatte sie sofort durchschaut. Besonders clever war sie nicht, dafür aber absolut unverfroren, berechnend und treulos. Theodorakisâ Rache war ihr völlig egal, sie hatte nur an sich gedacht. Offen und ehrlich hatte sie zugegeben, dass sie ihr Leben satthabe und nach Amerika auswandern wolle.
Dafür brauche ich Startkapital, hatte sie zugegeben. Was halten Sie von 250 000 Euro?
Er hatte überheblich gelacht und den Kopf geschüttelt. Beim nächsten Treffen hatte sie ihre Forderung eiskalt verdoppelt, und er hatte sich innerlich verflucht, denn in der Zwischenzeit hatte er das erfahren, was sie zuvor schon gewusst hatte: Ludwig Hirtreiter würde sich mit dem Verkauf der Wiese querstellen. Sie waren sich rasch handelseinig geworden, Rademacher hatte einen Beratervertrag fingiert. Theissen hatte niemals vorgehabt, ihr das Geld tatsächlich zu geben, selbst dann nicht, als sie ihn regelmäÃig über alle Aktivitäten dieser Eiferer informiert hatte. Er hatte geglaubt, sie mit dem schriftlichen Vertrag unter Druck setzen zu können, doch da hatte er sich wohl geirrt. Die ganze Angelegenheit entbehrte nicht einer gewissen Ironie, war er doch letztendlich ein betrogener Betrüger.
»Wollen wir einen Kaffee trinken gehen?«, fragte er, obwohl er wusste, dass sie ablehnen würde.
»Ganz sicher nicht«, schnaubte sie. »Mein Freund liegt im Krankenhaus, ich habe keine Zeit.«
»Theodorakis ist im Krankenhaus?«
»Tun Sie nicht so, als ob Sie das nicht wüssten. Dahinter stecken doch Ihre Leute. Aber das ist auch egal. So was nennt man wohl Kollateralschäden. Was ist jetzt mit meinem Geld?«
Er konnte nicht umhin, sie ein bisschen zu bewundern. Menschen, die wussten, was sie wollten, hatten ihm schon immer imponiert.
»Das waren nicht meine Leute«, erwiderte er, um Zeit zu gewinnen.
»Es ist mir egal, werâs war.« Ihre kalten blauen Augen sahen ohne zu blinzeln in seine. »Ich will mein Geld, wie vereinbart. Ich habe meinen Teil der Abmachung eingehalten.«
»Sogar mehr als das«, sagte Theissen. »Ich habe nämlich nicht von Ihnen verlangt, meinen Sohn gegen mich aufzuhetzen, in meine Firma einzubrechen und dabei meinen Schwager umzubringen. Soll ich die Polizei rufen? Oder meinem Sohn sagen, was für ein hinterhältiges Spiel Sie hier spielen?«
Da lachte sie. Und wirkte überhaupt nicht mehr nervös, sondern sehr selbstsicher.
»Das wagen Sie nicht«, antwortete sie. »Ich habe viel mehr gegen Sie in der Hand als Sie gegen mich. Dass Grossmann tot ist, passt Ihnen doch wunderbar in den Kram, dafür müsste ich eigentlich einen Bonus kriegen. AuÃerdem war ich nicht in Ihrem Büro. Ich war im Auto und habe gewartet. Auf Mark.«
»Was?« Theissen starrte sie an, als er begriff, was sie gesagt hatte.
»Genau.« Sie grinste höhnisch. »Mark hat für
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