Wer Wind sät
und â¦Â«
»Nein! Das stimmt nicht!«, fiel er ihr ins Wort und warf ihr einen wilden Blick zu. »Sie haben keine Ahnung!«
»Stimmt. Hab ich nicht. Aber dir nützt es nichts, wenn du uns anlügst«, entgegnete Pia kühl.
»Ich lüge nicht!«
»Mark, du bist noch nicht voll strafmündig. Egal, was du getan hast, wozu du dich hast überreden lassen, wenn du jetzt geständig bist, dann wird dir nicht viel passieren.«
Pia beobachtete, wie seine Kiefermuskulatur arbeitete. Er stand unter immensem Druck. Irgendwie musste es ihr gelingen, seine Loyalität zu dieser Ricky und Theodorakis zu erschüttern. Mit Sicherheit hatten die beiden den Jungen zu dem Einbruch angestiftet, wenn nicht gar zu dem Mord an Hirtreiter.
»Hast du gewusst, dass Frau Franzen gestern Morgen am Laden gewesen ist? Sie hat im Auto gesessen und telefoniert und ist dann wieder weggefahren. Zwei Stunden später hast du sie gefunden.«
»Ja und?«, murmelte Mark.
»Sie hat uns erzählt, sie hätte ihre Tasche im Haus vergessen und sei deswegen zurückgegangen. Da seien plötzlich die Männer im Haus gewesen. Aber sie hat uns angelogen, ihre Tasche lag auf dem Beifahrersitz ihres Autos. Und ich habe gehört, wie sie am Telefon zu jemandem gesagt hat, das sei wohl total übertrieben gewesen.«
Mark zuckte nur die Schultern, blickte nicht auf.
»Mit wem kann sie telefoniert haben? Wer hatte ein Interesse daran, das Arbeitszimmer von Theodorakis komplett auszuräumen, samt Computer und allen seinen Unterlagen? Kann es sein, dass er es selbst war, um eine falsche Spur zu legen?«
»Quatsch«, erwiderte Mark. »Jannis hatte ânen Unfall. Der ist im Krankenhaus.«
»Seit wann denn das?«, fragte Pia verblüfft. Diese Neuigkeit veränderte die Lage erheblich.
»Weià nicht. Gestern irgendwann.« Der Junge senkte den Kopf und presste die Hände gegen seine Schläfen. »Ich weià gar nichts mehr. Was wollen Sie eigentlich von mir?«
Pia beschloss, die Unterhaltung an dieser Stelle fürs Erste zu beenden.
»Ich möchte, dass du uns aufs Kommissariat begleitest.«
»Warum denn das?« Endlich schaute Mark sie richtig an. Seine Augen glänzten unnatürlich.
»Weil wir noch ein paar Fragen an dich haben.«
»Sie können mich nicht einfach so mitnehmen!«
»Doch, das können wir. Wir sind die Polizei, die darf das.«
»Oh, ich glaube, meine Mutter ist grad zurückgekommen«, sagte Marks Schwester, die noch immer an der Tür stand und schweigend das Gespräch verfolgt hatte. Für einen winzigen Moment war Pia abgelenkt, und genau diesen Sekundenbruchteil nutzte der Junge. Er sprang auf und war an der offenen Balkontür, bevor sie überhaupt reagieren konnte
»Cem!«, rief Pia. Ihr Kollege, der am Schreibtisch gestanden und sich darauf umgesehen hatte, packte den Jungen geistesgegenwärtig am Arm.
»Lass mich los, du Arschloch!«, brüllte Mark, und mit einer Wut, die Pia verstehen lieÃ, was der Junge mit einem Golfschläger anzurichten vermochte, schlug er seinen Kopf gegen den von Cem. Es knackte vernehmlich, Cem sackte benommen in die Knie, sein Griff lockerte sich. Mark versetzte ihm noch einen groben Tritt gegen den Oberschenkel, dann rannte er auf den Balkon und schwang sich über die Brüstung.
»Mark! Nein! Bleib hier!«, schrie seine Schwester mit schriller Stimme und stürzte an Pia vorbei hinter ihm her.
»Was ist denn hier los?« In der Tür erschien Frau Theissen, ihr entgeisterter Blick erfasste Cem, dem das Blut aus der Nase schoss, dann Pia und ihre Tochter auf dem Balkon. »Was fällt Ihnen ein? Wo ist Mark?«
»Gerade über den Balkon abgehauen«, erwiderte Pia und kam zurück ins Zimmer. Sie zückte mit grimmiger Miene ihr Handy. »Besorgen Sie ihm schon einmal einen guten Anwalt. Denn wenn wir ihn erwischen, wird er den ganz sicher brauchen.«
*
Er rannte durch den Garten, sprang über Gartenzäune und schlüpfte durch eine Hecke, bis er den Waldrand erreicht hatte und ins dichte Unterholz eintauchte. Das trockene Laub vom vergangenen Herbst knisterte unter seinen Schuhen, Zweige brachen knackend. Keuchend warf er sich neben einem moosbewachsenen umgestürzten Baumstamm auf den Boden, lag da und wartete, bis er wieder ruhig atmen konnte. Seine Gedanken rasten. Diese scheià Bullentante! Wie kam die
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