Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
Vom Netzwerk:
Lauf der Pistole zwischen ihre Brüste.
    Â»Nein, das sagt man nicht einfach so .« Er schüttelte heftig den Kopf, und endlich brach aus ihm hervor, was sich in seinem Innern aufgestaut hatte. »Ich hab dir geglaubt, dass du mich liebst! Ich habe dir immer vertraut! Und was tust du? Du lügst und lügst und lügst! Warum hast du das getan? Warum? Warum tust du mir so weh? Ich versteh das nicht!«
    Plötzlich strömten die Tränen über sein Gesicht.
    Â»Warum wolltest du einfach abhauen, ohne mir etwas zu sagen?«, schrie er. »Wieso hast du Geld von meinem Vater genommen? Wieso hast du alles, alles kaputtgemacht, was so schön war?«
    Pia begriff. Mark hatte erkannt, wie er benutzt und belogen worden war, und nun war seine hemmungslose Bewunderung in Hass umgeschlagen.
    Jannis stöhnte leise vor sich hin, Ricky hingegen keuchte vor Angst.
    Â»Mark … Mark, bitte, bitte«, flüsterte sie heiser, die Augen weit aufgerissen. »Tu mir nichts, bitte! Ich … ich weiß, dass ich alles falsch gemacht habe … es tut mir so leid! Ich … ich hab nur immer an mich gedacht … Aber denk doch an all das Schöne, was wir zusammen erlebt haben!«
    Â»Halt’s Maul, halt’s Maul, halt’s Maul!«, brüllte Mark, seine Stimme überschlug sich. »Ich will das nicht hören!«
    Er sackte vor ihr in die Knie und schluchzte verzweifelt.
    Â»Du hast Onkel Rolf umgebracht!«, heulte er. »Und dann bist du einfach abgehauen und hast mir nicht geholfen! Warum habt ihr mich alle im Stich gelassen?«
    Jetzt wird es gefährlich, dachte Pia. Der Junge war kurz vor einem Nervenzusammenbruch, und falls er komplett ausrastete, würde es womöglich Tote geben. Sie dachte fieberhaft nach. Wenn sie versuchte, ihm die Waffe abzunehmen, und es gelänge ihr nicht beim ersten Mal, dann machte sie es damit womöglich noch schlimmer. Die Kamera war nicht schwer genug, um ihn damit niederzuschlagen. Sie musste es anders versuchen, ihn irgendwie zur Besinnung bringen.
    Â»Sie haben Rolf Grossmann umgebracht?«, fragte sie Frau Franzen. »Wie denn das?«
    Mark fuhr herum und starrte Pia an, als habe er für einen Moment ihre Anwesenheit vergessen.
    Â»Mit dem Elektroschocker«, flüsterte er tonlos. »Ich bin durch die Tiefgarage rein und hab sie dann über die Feuertreppe reingelassen. Und als Onkel Rolf plötzlich die Treppe hochkam, da hat sie … da hat sie ihm den … den Elektroschocker … einfach so auf die Brust gedrückt. Ich … ich hab noch alles versucht, aber … aber er … er war … einfach plötzlich … tot.«
    Â»Wir wissen, dass du alles versucht hast, um ihn zu retten, Mark. Du kannst wirklich nichts dafür.«
    Â»Aber … aber Sie haben doch am Samstag zu mir gesagt, ich wär schuld, dass Onkel Rolf einen Herzinfarkt gekriegt hat …« Er kauerte auf dem Boden, sein Blick irrte durch die abgedunkelte Küche.
    Â»Da wusste ich ja auch noch nicht, was Ricky getan hat«, erwiderte Pia rasch. »Dass jemand versucht haben musste ihn zu reanimieren, das wusste ich aus dem Obduktionsbericht.«
    Pia riskierte einen kurzen Blick auf ihre Uhr. Schon Viertel vor sieben! Sie war seit über drei Stunden hier drin, Mark und seine Geiseln erheblich länger, und mit jeder Minute, die verstrich, wurde die Situation gefährlicher. Inzwischen reichte eine Winzigkeit als Auslöser, und er würde schießen. Das musste sie auf jeden Fall verhindern. Mark Theissen war in Wahrheit nicht der Täter, er war das Opfer. Und egal, was heute noch geschehen mochte, er würde ohnehin den Rest seines Lebens büßen.

Deutsches Klima-Institut,
31. Dezember 2008
    Der scharfe Brandgeruch hing in ihren Haaren und Kleidern, aber das störte sie nicht. Im Gegenteil. Es erfüllte sie mit tiefer Genugtuung. Dieser Schlampe stand das Haus so wenig zu wie Dirk. Der hatte es zwar bezahlt, aber sie hatte es gefunden und zu dem gemacht, was es heute war. Oder besser gesagt, was es bis heute gewesen war.
    Sie verscheuchte den Gedanken an Bettina und konzentrierte sich auf ihre Arbeit. Im Institut war um diese Uhrzeit an Silvester keine Menschenseele mehr, eigentlich hatte sie alle Zeit der Welt, aber sie durfte nichts riskieren, deshalb beeilte sie sich. Dirk hatte weder ihre Zugangsberechtigung für die Konten gelöscht noch die

Weitere Kostenlose Bücher