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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Passwörter geändert, auch die TAN -Listen befanden sich noch in dem Ordner, den sie aus dem Tresor genommen hatte. Aber die geheimen Konten hatte er sowieso vollkommen ihr überlassen. Wahrscheinlich, damit er ihr die ganze Verantwortung zuschieben konnte, sollte jemals etwas herauskommen. In den nächsten Tagen würde er anderes zu tun haben, als die Kontostände zu überprüfen. Sie lächelte grimmig. So. Das war erledigt. Nachdem sie den Computer abgeschaltet und heruntergefahren hatte, stand sie auf, ging zum Tresor und legte den Ordner zurück. Dann packte sie sorgfältig die gebündelten Fünfhundert-Euro-Scheine in ihre Tasche. Zweihundertfünfzigtausend Euro, die darauf warteten, dem einen oder anderen Politiker oder Konkurrenten heimlich in die Tasche zu fließen. Sie schloss den Tresor und verließ das Büro von Professor Dirk Eisenhut, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Â»Wie lange sollen wir uns das noch anhören?«, knurrte Joe Schäfer zum wiederholten Mal. »Der Junge dreht jeden Moment durch, und dann ist es zu spät!«
    Â»Ich kann einen Zugriff zu diesem Zeitpunkt nicht verantworten«, entgegnete Kriminalrätin Engel im gleichen Tonfall. Selbst bei den Profis lagen allmählich die Nerven blank.
    Â»Wann denn dann? Wenn er geschossen hat?«
    Â»Nein. Wenn Frau Kirchhoff das vereinbarte Zeichen gibt.«
    Die beiden sahen sich an wie zwei Kampfhähne, doch Bodenstein war zu sehr mit etwas anderem beschäftigt, um sich schlichtend einzumischen. Während sich im Haus die Lage mehr und mehr zuspitzte, kämpfte er gegen das alberne Verlangen, zum Auto zu gehen und Annika zur Rede zu stellen. Das war kindisch, aber plötzlich konnte er die Zweifel, die Pia vorgestern Abend geäußert hatte, nicht mehr mit voller Überzeugung von sich schieben. Annika hatte ihn belogen. Nur in diesem Punkt? Oder auch, was den Mord an O’Sullivan betraf? Trotz der Gluthitze, die im Einsatzbus herrschte, bekam Bodenstein eine Gänsehaut.
    Â»Könntet ihr mal bitte alle ruhig sein«, sagte der Techniker. Er betätigte den Lautstärkeregler. »Ich kann nichts mehr verstehen.«
    Kriminalrätin Engel und SEK -Einsatzleiter Schäfer verstummten prompt, und Bodenstein zwang sich, seine Gefühle für den Moment hintanzustellen. Pia war in Gefahr, das war jetzt wichtig, alles andere hatte Zeit.
    Â»Sie hat immer nur gelogen. « Marks Stimme klang weinerlich. » Im Laden hat sie die Kunden angelogen, im Tierheim hat sie die Leute angelogen … und dann hab ich irgendwann auch angefangen zu lügen. Das ist wie eine Krankheit, eine Seuche. Das ist ansteckend  … «
    Â»Der Akku der Kamera ist gleich leer« , sagte Pia in die Stille.
    Â»Dann machen wir jetzt Schluss« , erwiderte Mark.
    Â»Ist die bescheuert?«, fuhr Schäfer auf. »Wie kann sie den Jungen so unter Druck setzen?«
    Jeder im Einsatzwagen hielt die Luft an. Um jetzt noch von außen einzugreifen, war es zu spät.
    Â»Mark, bitte, tu jetzt nichts Falsches. Ricky ist das nicht wert. Sie wird sowieso für sehr lange Zeit ins Gefängnis gehen. Und glaub mir, das ist für sie sehr viel schlimmer, als wenn du sie jetzt erschießt.« Pias Stimme war bewundernswert ruhig.
    Stille. Niemand wagte zu atmen, wartete auf Schreie und Schüsse, doch nichts geschah. Hatte Pia die Situation im Griff?
    Â»Wieso … wieso geht sie ins Gefängnis?« , fragte Mark nach einer Weile, hörbar irritiert. Er war nicht völlig durchgedreht, war noch fähig, nachzudenken. Eine winzige Hoffnung.
    Â»Gib mir bitte die Pistole« , erwiderte Pia. »Dann sage ich es dir . «
    *
    Mark blickte sie an. Der Wunsch, ihr vertrauen zu können, kämpfte in ihm gegen die Angst, wieder belogen zu werden. Schweiß perlte von seiner Oberlippe, auch Pia war nass geschwitzt, ihre Kehle ausgedörrt. Sie sehnte sich nach frischer Luft und einem eiskalten Glas Wasser. Ihr linker Arm tat weh, und ihre Finger, die sich nun bereits seit Stunden um die Kamera klammerten, waren glitschig. Der Junge zögerte.
    Â»Was passiert, wenn ich hier rausgehe?«, fragte er plötzlich unsicher. »Werden sie mich erschießen?«
    Â»Nein, das werden sie ganz sicher nicht tun.« Pia schüttelte den Kopf. »Man wird dich festnehmen und nicht unbedingt nett mit dir umgehen, außerdem werden sie dir natürlich eine Menge Fragen

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