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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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etwa von Anfang an vorgehabt?
    Aus der Ferne drangen Stimmen und Gelächter zu ihm herüber. Eine Autotür fiel ins Schloss, Absätze klapperten auf dem Asphalt.
    Â»Oliver? Was ist denn?« Nicola ging vor ihm in die Hocke. Nur mit größter Willensanstrengung gelang es ihm, den Kopf zu heben. Selten zuvor in seinem Leben war es ihm so schwergefallen, drei simple Worte über die Lippen zu bringen.
    Â»Annika ist weg«, flüsterte er heiser.

Mittwoch, 10. Juni 2009
    Pia setzte den Blinker und bog in die Straße ein, die quer durch den Wald zu Hofgut Bodenstein führte. Sie brauchte noch ein paar Unterschriften von ihrem Chef, um die Akten Hirtreiter und Grossmann zur Staatsanwaltschaft schicken zu können, dann war für das K 11 die Arbeit getan. Friederike Franzen hatte in der Untersuchungshaft ein paar Tage lang stur geschwiegen, doch schließlich auf Anraten ihrer Anwältin, die hoffte, bei einem Prozess auf Totschlag plädieren zu können, ein Geständnis abgelegt. Gegen Theissen und Rademacher ermittelten Kollegen anderer Dezernate wegen Betruges und Bestechung. Vor ein paar Tagen hatte Mark zu Pias Überraschung angerufen, um sich bei ihr zu bedanken. Die Staatsanwaltschaft hatte Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung und Geiselnahme erhoben, er war in psychologischer Behandlung, aber es ging ihm einigermaßen gut. Bei einem Prozess gegen Ricky würde er in der Tötungssache Grossmann als Zeuge aussagen müssen, schlimm genug für ihn. Pias Handy klingelte, als sie gerade auf den Parkplatz des Hofguts fuhr. Am Telefon war Frauke Hirtreiter, und sie war in Plauderlaune. Dank der Erbschaft ihres Vaters hatte sie das Tierparadies in Königstein
übernehmen und sich so einen Lebenstraum erfüllen können.
    Â»Sie haben doch mal Interesse am Rabenhof geäußert«, sagte sie schließlich. »War das ernst gemeint?«
    Â»Absolut. Wollen Sie den Hof wirklich verkaufen?«, fragte Pia erstaunt.
    Â»Was soll ich damit? Das ist mir alles viel zu groß, außerdem birgt er wahrhaftig keine schönen Erinnerungen für mich.«
    Â»Mein Lebensgefährte und ich suchen einen Hof hier in der Nähe«, erwiderte Pia. »Wenn Sie keine Millionen wollen …«
    Â»Quatsch. Der Hof ist so wenig Millionen wert, wie es die Wiese nebenan war.« Frauke Hirtreiter lachte. »Und den Windpark wird es ja nun auch nicht geben. Also, wenn Sie Lust haben und sich alles mal ansehen wollen, ich bin heute Abend ab ungefähr sieben draußen auf dem Hof.«
    Sie sprachen noch ein bisschen, dann beendete Pia das Gespräch, um gleich darauf die Nummer von Christoph zu wählen. Seit Tagen hatte sie ihm vom Rabenhof vorgeschwärmt, und so bedurfte es keiner großen Überredungskünste, ihn von einer Hofbesichtigung zu überzeugen.
    Pia war guter Dinge. Am Wochenende waren sie bei Henning und Miriam eingeladen. Die beiden hatten tatsächlich in England geheiratet und wollten das Ereignis nun feiern.
    Vielleicht wäre Pia ein wenig eifersüchtig gewesen, in einem Winkel ihres Herzens hegte sie noch immer Gefühle für ihren Ex, aber auch sie und Christoph hatten Neuigkeiten. Sie betrachtete mit einem versonnenen Lächeln den Ring an ihrem Finger, dann stieg sie aus. Ein Traktor mit einem Rundballen Heu auf der Gabel des Frontladers bog um die Ecke, Pia erkannte Bodensteins Vater und winkte. Er hielt neben ihr an, stellte den Motor ab und stieg aus der Fahrerkabine.
    Â»Hallo, Frau Kirchhoff.« Graf Heinrich von Bodenstein reichte ihr mit einem Lächeln die Hand. »Wie schön, dass Sie uns mal besuchen kommen.«
    Â»Hallo, Herr von Bodenstein.« Sie erwiderte sein Lächeln. »Ich wollte eigentlich zu Oliver. Ist er da?«
    Â»Ich glaube, er ist mit Sophia zum Schloss hochgegangen«, sagte er. »Wenn Sie möchten, begleite ich Sie.«
    Â»Ja, gerne.«
    Er ließ den Traktor stehen und wartete, bis sie die Unterlagen aus dem Auto geholt hatte. Dann schlenderten sie den asphaltierten Weg entlang, der zum Schlossrestaurant führte.
    Â»Ich bin noch immer ganz schockiert darüber, dass Ricky Ludwig erschossen hat«, begann er nach einer Weile. »Eine solche Brutalität hätte ich ihr nie und nimmer zugetraut. Und mir will auch nicht in den Kopf, warum sie Tell erschossen hat, so tierlieb, wie sie ist.«
    Â»Ich glaube, sie hatte gar nicht unbedingt vor, Hirtreiter etwas

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