Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
Vom Netzwerk:
unbeliebteste Bürger von ganz Ehlhalten gewesen. Er hatte in sämtlichen Vereinsvorständen gesessen und der jüngeren Generation keine Chance gelassen. Erst vor ein paar Wochen hatte man im Sportverein ein Komplott gegen ihn geschmiedet. Als das misslungen war, waren 23 Mitglieder noch am selben Abend ausgetreten.
    Â»Es gibt einige Leute, die ihn richtig gehasst haben«, schloss Kathrin.
    Â»Man bringt niemanden um, nur weil man ihn nicht mehr als Vereinsvorstand haben will«, wandte Bodenstein ein.
    Â»Hirtreiter hat Leute brüskiert«, gab Cem zu bedenken. »Er hat Ehen ruiniert, weil er heimliche Liebschaften öffentlich gemacht hat, und er hat den katholischen Pfarrer in Misskredit gebracht, indem er behauptete, der sei hinter den Messdienern her. Ich glaube, er hat eine ganze Menge Leute wirklich übel vor den Kopf gestoßen.«
    In der Runde herrschte nachdenkliche Stille.
    Â»Die Hirtreiters kriegen drei Millionen Euro, wenn sie die Wiese an die WindPro verkaufen«, sagte Pia. »Vielleicht haben sie jemanden beauftragt, der ihnen die Drecksarbeit abnimmt und den Alten aus dem Weg räumt.«
    Â»Einen Killer?«
    Â»So abwegig fände ich das nicht. Für Geld kriegt man alles. Auch einen Killer.«
    Â»Du meinst den Mann, der auf dem Parkplatz auf Hirtreiter gewartet hat?« Bodenstein legte nachdenklich die Stirn in Falten.
    Â»Ja, könnte doch sein.« Pia nickte. »Die Geschichte mit dem Auto, das Frauke Hirtreiter am Hof gesehen haben will, kann erfunden sein. Aber den Mann auf dem Parkplatz hat sich dein Vater kaum ausgedacht.«
    Â»Leider hat ihn sonst niemand gesehen«, sagte Cem. »Wir haben jeden danach gefragt.«
    Bodenstein blickte zu der Tafel hinüber, an der die Fotos von Rolf Grossmann, Ludwig Hirtreiter und den Leichenfundorten hingen. Ganz oben auf der Liste der Verdächtigen stand Theodorakis, den seine früheren Chefs und die Mitglieder der Bürgerinitiative als cholerisch und impulsiv charakterisierten. Hatte er Hirtreiter, der ihn und seine Freundin übel beleidigt hatte, aufgelauert und zwei Stunden später getötet? Das passte irgendwie nicht. Choleriker töteten schon mal im Affekt, aber sie legten sich nicht stundenlang auf die Lauer. Abgesehen davon hatte Theodorakis kein richtiges Motiv, er profitierte nicht von Hirtreiters Tod, denn schließlich hatte er Hirtreiter innerhalb der Bürgerinitiative bereits erfolgreich demontiert.
    Nein, Pia hatte recht. Entweder war es jemand gewesen, der von Hass getrieben war, oder ein Profi. Sie mussten den Mann finden, der auf dem Parkplatz der Krone gewartet hatte.
    Â»Ihr fahrt noch einmal nach Ehlhalten«, entschied Bodenstein nach kurzem Nachdenken. »Sprecht mit allen Leuten, die in der Nähe der Krone wohnen, mit den Anwohnern der Straßen ringsum, vor allen Dingen mit Hundebesitzern, die vielleicht abends noch mit ihren Hunden unterwegs waren. Irgendjemand muss diesen Mann gesehen haben.«
    Pia warf einen Blick auf die Uhr. Die Hirtreiters schmorten jetzt seit knapp drei Stunden unten in den Vernehmungsräumen. Man hatte sie erkennungsdienstlich behandelt und ihnen Speichelproben abgenommen, was sie ziemlich eingeschüchtert hatte. Bevor sie mit ihnen sprach, wollte Pia jedoch das Resultat von Krögers Untersuchung im Haus des Rabenhofs abwarten. Mittlerweile stand fest, dass Frauke Hirtreiter weder in ihrer Wohnung noch im Laden oder im Tierheim aufgetaucht war. Auch von ihrem Auto fehlte jede Spur, und da sie kein Handy besaß, konnte man sie nicht orten lassen. Pia vermutete, dass sie auf demselben Weg in das versiegelte Haus eingedrungen war wie ihre Brüder und dort eine unliebsame Begegnung mit dem Raben gehabt hatte. Sie dachte an Cems spöttische Bemerkung, der Rabe falle wohl als Zeuge aus, es sei denn, er identifiziere den Mörder bei einer Gegenüberstellung. Was, wenn der Vogel genau das getan hatte? Eine Gänsehaut rieselte ihr über den Rücken.
    Â»Pia?«
    Bodensteins Stimme ließ sie zusammenfahren, sie verscheuchte den absurden Gedanken.
    Â»Was hast du mit den beiden Hirtreiters vor?«, wollte ihr Chef wissen.
    Â»Ich werde sie unter Druck setzen«, antwortete Pia. »Denn ich traue ihnen zu, dass sie ihrer Schwester etwas angetan haben, um allein in den Genuss des Erbes zu kommen.«
    Â»Hast du ihre Alibis schon überprüft?«
    Â»Allerdings. Auf den ersten Blick sind sie korrekt, aber

Weitere Kostenlose Bücher