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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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weshalb die Kripo mit Jannis hatte sprechen wollen. Aber eigentlich war es gut, dass Ricky so auf sich selbst fixiert war. Sie hatte Nika von Anfang an keine Fragen gestellt, denn es interessierte sie einfach nicht, was mit anderen Menschen war. Frauke mit ihrer penetranten Neugier war da schon weitaus gefährlicher, aber die hatte jetzt erst mal andere Sorgen.
    Die Ladenglocke schrillte. Der alte Doktor Beckmann, der immer nur von Ricky bedient werden wollte, tappte Richtung Kasse.
    Â»Soll ich ihm sagen, dass du nicht da bist?«, erkundigte Nika sich.
    Â»Nein, nein.« Ricky stand auf, zog ihr Mieder glatt und knipste ihr Lächeln an. »Das mach ich schon.«
    Sie sah Nika an und umarmte sie kurz und fest.
    Â»Danke«, hauchte sie. »Für alles.«
    Sekunden später trat sie strahlend in den Laden, scherzte und trällerte, bis der alte Doktor schwindelig vor Glück und schwer bepackt von dannen zog. Niemand wäre bei ihrem Anblick auf die Idee gekommen, dass diese attraktive Frau so wenig Selbstbewusstsein hatte und sich an einen Mann klammerte, der ganz offensichtlich Geheimnisse vor ihr hatte. Ihr ist es im Prinzip sogar egal, ob Jannis sie betrügt, dachte Nika. Hauptsache, er verlässt sie nicht.
    *
    Pia fuhr an der Dattenbachhalle vorbei, deren Parkplatz noch immer weiträumig abgesperrt war, und bog in die Nonnenwaldstraße ein, die nach ein paar hundert Metern in den Feldweg zum Rabenhof überging. Sie hatte gerade noch einmal mit dem Wirt der Krone und zwei Vorstandsmitgliedern der Bürgerinitiative gesprochen und dann der Versuchung, dem Rabenhof einen kurzen Besuch abzustatten, nicht widerstehen können. Den Haustürschlüssel hatte sie sich von Kollege Kröger geben lassen. Während sie die sanft ansteigende Straße Richtung Wald fuhr, dachte sie an letzte Nacht. Christoph hatte in der Küche gesessen, als sie um kurz nach eins nach Hause gekommen war. Sie hatte sich auf Streit und Vorwürfe eingestellt, doch zu ihrer Überraschung hatte er sie umarmt und kein Wort mehr über die geplatzte Verabredung verloren. Er habe sich Sorgen um sie gemacht, hatte er gesagt, und finde die Vorstellung, sie in Gefahr zu wissen, zunehmend unerträglich. Christophs erste Frau war an einem Hirnschlag gestorben und hatte ihn mit drei kleinen Kindern zurückgelassen; natürlich hatte er Angst, nun auch sie von heute auf morgen zu verlieren. Er mochte ihren Beruf nicht, das wusste sie, obwohl er nie darüber sprach. Auch wenn es gestern Nacht nicht zu einer Diskussion gekommen war, hatte sie unruhig geschlafen und wirre Sachen von sprechenden Raben, von Christoph, Inka Hansen und ihrem Chef geträumt.
    Pia hielt in der Einfahrt des Rabenhofes hinter einem bordeauxroten Audi Q 7 . Zu ihrer Verwunderung waren einige Fenster des Wohnhauses weit geöffnet. Sie stieg aus, ging die Treppenstufen hinauf und betrachtete die geschlossene Haustür. Das amtliche Siegel war nicht aufgebrochen. Sie schlitzte es mit dem Schlüssel auf und öffnete leise die
Tür. Im Wohnzimmer waren die Gebrüder Hirtreiter mit einer privaten Hausdurchsuchung der illegalen Art beschäftigt.
    Pia blieb im Türrahmen stehen und sah den beiden Männern eine Weile zu.
    Â»Irgendwo muss der Alte den ganzen Kram doch versteckt haben«, knurrte der ältere der beiden, der sich gerade mit einem Stemmeisen an einem Sekretär aus Nussbaumholz zu schaffen machte. »Das gibt’s doch einfach nicht!«
    Sein Bruder saß mit dem Rücken zur Tür am Wohnzimmertisch und blätterte einen Ordner durch.
    Â»Auch nichts. Verdammt!« Er warf den Ordner achtlos neben sich auf den Boden. »Jeden Dreck hat er aufgehoben, sogar Tankquittungen von 1986 !«
    Echte Trauer, fand Pia, sah anders aus. Sie räusperte sich.
    Â»Darf ich wissen, was Sie hier suchen?«, fragte sie. Die Brüder fuhren herum und starrten sie mit einer Mischung aus Schreck und Schuldbewusstsein an. Gregor Hirtreiter ließ das Stemmeisen sinken. Er fand als Erster die Sprache wieder und machte sich nicht die Mühe zu lügen.
    Â»Das Testament unseres Vaters«, erwiderte er.
    Â»Das Haus ist noch amtlich versiegelt.« Pia musterte die beiden Männer. »Sie haben überhaupt kein Recht, hier zu sein.«
    Â»Ehrlich gesagt«, entgegnete Gregor Hirtreiter, »ist mir das völlig wurscht. Wir brauchen dringend ein paar Unterlagen.«
    Â»Macht Ihnen die WindPro

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