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Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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die Flaschen obendrein anfassen! Scharfer Pfeffer, Three Olives (als wäre eine Olive nicht widerlich genug), Root Beer (du meine Güte!), Triple-Shot Espresso (ein Gesöff, das einen gleichzeitig müde macht und aufdreht), Absolut L . A. (enthält Acai-Beere und Heidelbeeren und ist folglich gesund, nur leider ist auch Alkohol drin, und der ist nun mal giftig) und diverse andere, deren bloße Erwähnung Brechreiz bei mir auslöste. All diese Flaschen waren fein säuberlich aufgereiht wie eine unheilige, tiefgekühlte Alk-Armee. Nein, halt … Three Olives war gar kein Geschmack, sondern eine Marke. Der Geschmack war in diesem Fall Tomate. Warum, oh, warum nur hatte irgendwer eines Tages beschlossen, aromatisierten Wodka zu erfinden, den die Welt ja so dringend brauchte?!
    Endlich, als ich schon befürchtete, Frostbeulen zu bekommen, grub ich mein köstliches Eis aus der hintersten Ecke des Gefrierschranks und räumte die Flaschen wieder ein … absichtlich verkehrt herum, damit Tina tief hineinlangen und jede Flasche einzeln herausholen musste, um das Etikett zu lesen. Ha! Wieder mal ein Beweis dafür, dass es sich nicht auszahlt, sich mit der Vampirkönigin anzulegen. Meine Bosheit und Rachsucht waren unerschöpflich.
    Die Küchentür schwang auf, und Jessica erschien. Für eine Frau, die Taubheit vortäuschte, wenn ich ihr erklärte, dass es im letzten Schwangerschaftsdrittel völlig okay sei, High Heels zu tragen, hörte sie bemerkenswert gut, wann Kühl- oder Gefrierschrank geöffnet wurden, sogar aus mehreren Zimmern – oder Blocks – Entfernung. »Oh, Mann«, seufzte sie, als sie Mixer und Eis gewahrte. »Die Lage ist wohl ziemlich ernst, wie?«
    »Ja, erst geb ich das Zeug in den Mixer, danach berufen wir den Familienrat ein.«
    Das Wort war mir laut entschlüpft, bevor ich merkte, dass ich es auch nur gedacht hatte. Aber es war okay. Besser als okay: Es fühlte sich richtig an. Ein Familienrat. Denn wenn diese Leute nicht meine Familie waren, wer dann? Jessica war für mich immer wie eine Schwester gewesen, Nick liebte mich (zumindest war ich ziemlich sicher, dass er mich nicht hasste oder wenigstens nicht fürchtete), weil Jessica mich liebte, und Tina liebte mich auch.
    Vielleicht liebten mich sogar Garrett, das Biest, formerly known as George, und seine Freundin, die zickige Werwölfin Antonia. (Ein zickiger Werwolf, man stelle sich das nur vor … und obendrein die muffeligste Person, die ich jemals kennengelernt habe. Im Tod schien es mein Schicksal zu sein, nur noch von Spinnern umgeben zu sein.)
    Auf jeden Fall mochten mich die beiden. Das bildete ich mir nicht nur aufgrund meiner Eitelkeit ein: Immerhin hatten sie ihr Leben aufgegeben, um unseres zu teilen, waren in die Hölle gekommen und schließlich in unser Leben zurückgekehrt. Natürlich hatte ich Antonia aus der Hölle gerettet, also war das vielleicht der Grund, warum sie bei uns wohnten, doch wie schon gesagt, es konnte auch bedeuten, dass sie mich einfach gern hatten. Oder wenigstens nicht verabscheuten.
    Was Sink Leer anging, so hatte seine Liebe zu mir nie infrage gestanden, obwohl ich nicht verstanden oder erkannt hatte, dass auch ich ihn aus vollem Herzen liebte. Ja, doch, mein Gemahl liebte mich, das konnte man guten Gewissens behaupten.
    (Wohingegen ich mir bei meiner Schwester Laura, dem Antichristen, gar nicht so sicher war.)
    Jessica stutzte nicht und zuckte nicht mit der Wimper. Sie trat einen Schritt zurück, hielt die Küchentür auf und brüllte in den Korridor: »Milchshake, ihr Idioten!«
    Ich tat, als wäre ich von der Aufgabe gefesselt, Eiscremekugeln in den Mixer zu geben, damit Jessica mir nicht ins Gesicht sehen konnte. Zwar konnte ich keine Tränen mehr vergießen, aber jede gute Freundin sieht einem schon an der Nasenspitze an, ob man aufgeregt oder gerührt oder wütend ist.
    Ein paar Sekunden später konnte ich mich entspannen, weil ich zum Kühlschrank gehen und Jessica aus diesem Grund den Rücken zuwenden musste. Denn inzwischen war ein neues Problem aufgetaucht: Wo waren die Schokoriegel? Wo waren meine kostbaren köstlichen Hershey-Riegel? Ich pflegte sie im Kühlschrank aufzubewahren, weil Schokolade bei Zimmertemperatur eklig wird. Im gekühlten Zustand ließen sie sich problemlos klein hacken und mit der köstlichen Eiscreme und einem großzügigen Schuss Vollmilch in den Mixer geben – aber sie waren nicht da!
    »Das ist jetzt absolut der falsche Zeitpunkt«, knurrte ich, während ich gallonenweise Milch,

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