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Werde mein in Luxor

Werde mein in Luxor

Titel: Werde mein in Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JANE PORTER
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stank, dass sich Khalid fast der Magen umdrehte.
    Am Eingang zum Frauentrakt wurde er von einer Aufseherin in Empfang genommen, die seine Papiere einer langen und gründlichen Prüfung unterzog.
    Die Frau war vom Scheitel bis zur Sohle in ein schwarzes Gewand gehüllt. Sie ließ sich so viel Zeit mit der Betrachtung seines Passes und seines Besucherscheins, dass Khalid es kaum schaffte, seine Ungeduld zu zähmen. Doch er wusste, dass harsche Worte ihn hier nicht weiterbringen würden. Ozr stand in dem Ruf, eines der schlimmsten Gefängnisse der Welt zu sein, ein Ort, an dem die Menschenrechte keine Gültigkeit besaßen. Endlich schaute die Aufseherin auf und nickte. „Kommen Sie mit.“
    Enge, niedrige Gänge führten tiefer hinein in den Bauch der alten Festung, die man vor Jahrzehnten zu einem Gefängnis umgebaut hatte. Immer wieder streckten sich Khalid aus den vergitterten Zellen Hände entgegen, und heisere Stimmen flehten auf Arabisch, Ägyptisch, Farsi und einmal sogar auf Englisch um Hilfe, um Gnade, um einen Arzt oder Anwalt. Nach Ozr gebracht zu werden, war eine Reise ohne Wiederkehr. Wer einmal hier landete, war für die Welt verloren. Was musste diese Erkenntnis für eine Frau, noch dazu mit westlichen Anschauungen, bedeuten?
    Jabal war eine gefährliche Diktatur. Immer wieder wurden Touristen vor einer Reise in dieses Nachbarland Ägyptens gewarnt. Diese Warnungen hatte Olivia Morse offensichtlich in den Wind geschlagen.
    Die Gefängniswärterin blieb vor einer vergitterten Zelle stehen. Dort hockte auf einer schmalen Pritsche eine schwarz gekleidete Frau. Sie hatte die Beine hochgezogen, ihr ganzer Körper drückte Abwehr und Hilflosigkeit aus. Obwohl ihr Haar mit einem schwarzen Kopftuch verhüllt war, wusste Khalid sofort, wen er vor sich hatte.
    Olivia Morse.
    Khalid bekam plötzlich Schwierigkeiten zu atmen. Auf dem Passfoto war sie hübsch gewesen, mit einem ebenmäßigen wachen Gesicht und einem erwartungsvollen Leuchten in den Augen. Jetzt konnte man mit einem Blick erkennen, dass sie alle Hoffnung aufgegeben hatte.
    „Olivia Morse?“, fragte er leise, während er an die Gitterstäbe trat.
    Sie hob kurz den Kopf, aber sie schaute ihn nicht an.
    „Sie sind doch Miss Olivia Morse, nicht wahr?“
    Die Frau auf ihrer Pritsche hatte die Arme ganz fest um ihre Knie geschlungen und wünschte sich verzweifelt, unsichtbar zu sein.
    Vielleicht war das alles ja nur ein böser Albtraum, und sie war gar nicht wirklich hier. Und der Mann hier vor ihrer Zelle war nicht wieder einer dieser grausamen Folterknechte, die Informationen aus ihr herauspressen wollten, über die sie nicht verfügte. Jedes Verhör endete unweigerlich mit Schlägen, weil sie nicht sagen konnte, was ihre Peiniger von ihr hören wollten.
    Warum glaubte ihr niemand, dass sie nichts wusste? Dass sie eines Verbrechens bezichtigt wurde, das sie nicht begangen hatte? Dass man sie benutzt hatte? Dass sie unschuldig war?
    Liv schloss die Augen, senkte den Kopf und presste die Stirn gegen ihre spitzen Knie. Vielleicht wachte sie ja auf, wenn sie die Augen nur lange genug geschlossen hielt. Zu Hause, in ihrem Bett in Alabama.
    Oh Gott, wenn sie doch bloß daheim wäre. Sie hatte so schreckliche Sehnsucht nach ihrer Mom und ihrem Bruder Jake.
    Hätte sie doch bloß nie von den Pyramiden und dem herrlichen goldenen Wüstensand geträumt, hätte sie sich bloß nie gewünscht, wenigstens ein einziges Mal auf einem Kamel zu reiten und im Tal der Könige die berühmten Grabkammern zu sehen.
    Sie hätte zu Hause bleiben und sich damit begnügen sollen, für andere Leute Reisen in ferne Länder zu buchen. Sie hatte einfach zu viel gewollt.
    „Olivia.“
    Der Mann nannte sie leise und drängend bei ihrem Namen. Das hatte hier noch niemand gemacht. Was für eine Schikane war das jetzt wieder? Sofort bekam sie Angst.
    Sie wandte den Kopf ab und sagte erstickt den einzigen Satz, der ihr auf Arabisch geläufig war: „Ich weiß nichts … Sie müssen mir einfach glauben.“ Das war ihr Standardsatz, mit dem sie versuchte, sich vor Gebrüll und Schlägen zu schützen, doch meist vergebens.
    „Über die Anklage reden wir später“, unterbrach er sie akzentfrei in fließendem Englisch. „Vorher müssen wir noch ein paar Dinge klären.“
    Liv erschauerte. Dass plötzlich jemand Englisch mit ihr sprach, erschreckte sie noch mehr. „Wenn ich etwas wüsste, würde ich es Ihnen sagen, wirklich! Sie müssen mir einfach glauben! Ich will nur nach Hause …“

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