Werde mein in Luxor
Kleider, die du am Leib trägst, und musst nach Hause. Dein Flug ist schon gebucht.“
„Und mein Pass …“
„Das ist auch geregelt.“
In ihren Augen brannten Tränen. Er hatte alles geregelt. Ihm war von Anfang an klar gewesen, dass er sie freigeben würde. Doch um jede Diskussion zu vermeiden, hatte er nichts gesagt.
„Warum?“, flüsterte sie. Sie wollte ihn berühren, wollte ihre Arme um ihn legen, um seine Wärme und Stärke, seinen Mut zu spüren.
Seinen Mut. Das, was sie vielleicht am meisten an ihm liebte.
Er zuckte die Schultern. „Ich tue nur, was ich mir für meine Schwestern gewünscht hätte.“ Nach diesen Worten gab er ihr einen sanften Schubs, damit sie endlich einstieg. „Pass gut auf dich auf, Prinzessin. Und vergiss nie, dass es da draußen viele Wölfe im Schafspelz gibt.“
Und dann saß sie auch schon im Taxi. Es goss immer noch in Strömen. Liv lehnte sich aus der offenen Tür und strich sich eine nasse Strähne aus dem Gesicht. „Sehen wir uns wieder?“
Khalid hielt ihren Blick fest. „Vielleicht.“
„Nur vielleicht?“
„Wenn du mich brauchst.“ Jetzt beugte er sich noch einmal zu ihr herunter, umfasste ihr Kinn und küsste sie langsam und zärtlich auf den Mund, bevor er einen Schritt zurücktrat und den Wagenschlag schloss.
Das Taxi fuhr los. Olivia schaute aus dem Rückfenster in den strömenden Regen. Sie erhaschte noch einen flüchtigen Blick auf Khalids Profil, ehe er sich abwandte. Dann schob sich ein Bus vor seine hochgewachsene Gestalt. Khalid war verschwunden und mit ihm die erste Liebe ihres Lebens.
Der Flug von Paris nach New York erschien ihr endlos, obwohl sie das Privileg hatte, die Bequemlichkeiten der ersten Klasse genießen zu können.
Liv wurde von einer aufmerksamen Stewardess umsorgt, die ihr ein Fünf-Gänge-Menü mit Wein und Champagner servierte. Doch auch der beste Service änderte nichts daran, dass sich Livs Gedanken im Kreis drehten.
Sie hatte eben erst geheiratet – vor zwei Tagen – und schon war alles wieder vorbei.
Sie zog sich die Decke bis zum Kinn, presste das weiche Fleece an ihr Gesicht und versuchte, an etwas anderes zu denken. Nur nicht an den Mann, den sie geheiratet hatte … und der sie zurückgeschickt hatte in ihr früheres Leben. Doch ihre Gedanken wanderten immer wieder zu ihm zurück. Khalid.
Es ist das, was du dir die ganze Zeit gewünscht hast, erinnerte sie sich. Sie war stets ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass sie nach Pierceville gehörte, dorthin, wo ihre Familie war.
Aber stimmte das wirklich?
In New York musste Liv in die Anschlussmaschine nach Arkansas umsteigen, wo ihr Bruder sie vom Flughafen abholen würde. Von dort waren es dann noch drei Stunden Fahrt mit dem Auto nach Pierceville.
Während des Fluges nach Arkansas versuchte sie, jede Erinnerung an Khalid sofort im Keim zu ersticken.
Sie wollte nicht an den Mann denken, der ihr erschienen war wie ein Engel, den ihr der Himmel geschickt hatte.
Sie wollte sich nicht daran erinnern, dass er einer fremden, ihm wenig freundlich gesinnten Regierung die Stirn geboten hatte, um ihre Entlassung zu erzwingen.
Sie wollte nicht an seine dunklen Augen denken und daran, wie er sie angeschaut hatte.
Und erst recht wollte sie sich nicht erinnern, wie es sich anfühlte, in seinen Armen zu liegen, seinen muskulösen Körper zu spüren und die Wärme seiner goldenen Haut, wenn er das Verlangen in ihr weckte.
Sie wollte nicht daran denken, wie knapp sie davor gewesen war, ihm ihr Herz zu schenken. Sie war nur einen Kuss davon entfernt, sich für immer in ihm und seiner Wüste zu verlieren.
Eine vertraute Stimme riss sie aus ihren Grübeleien. Wegen der aufwendigen Sicherheitsbestimmungen hatte sie sich darauf eingestellt, Jake erst zu sehen, wenn sie durch den Ausgang bei der Gepäckausgabe kam. Doch dann hörte sie ihn rufen, noch während sie auf das Laufband zuging: „Liv, wie ich mich freue, dass du hier bist!“
Sie fuhr herum und schaute in seine strahlend blauen Augen. Jake war groß, schlank und äußerst attraktiv. Außerdem war er der freundlichste Mensch der Welt und der beste Bruder, den man sich nur wünschen konnte. Liv warf sich in seine Arme.
Sie umarmte ihn mit all ihrer Kraft, um ihn für alles zu entschädigen, was sie ihm nie erzählen konnte. Weil er nicht verstehen würde, was in den vergangenen sechs Wochen mit ihr passiert war. Und sie wollte auch gar nicht, dass er versuchte, es zu verstehen. Sonst würde er sich nur
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