Werden Sie Ihr eigener Glueckspilot
es heißt:
an ihm entlang
durch ihn hindurch
über ihn hinauswachsen –
es heißt:
einen neuen Stand finden.
Flugsatz: Der sicherste Stand ist der eigene – natürlich nicht als Standpunkt, sondern als GehSinn.
|192| Wut
Hass und Wut … stehlen
unser gesundes Urteilsvermögen.
S. H. Dalai Lama
Wut entsteht, wenn der eigene Wille oder die eigene Bewegung blockiert wird. Grundsätzlich gibt es zwei
destruktive
Ausdrucksrichtungen von Wut:
nach außen gerichtet als Aggression, durch die das Umfeld beeinträchtigt wird. Das Spektrum reicht von »mildesten« Kampfformen, wie zum
Beispiel übertriebenem Helfen, das den anderen schwächt, bis zur körperlichen oder seelischen Massivverletzung,
nach innen gerichtet als ein Sich- Ärgern. Ein nach innen losgegangener »Wutschuss« zeigt sich auch an autoaggressiven Krankheiten oder seelischem Leid, wie
Depressionen.
Offensichtlich steckt in der Wut ungeheure Energie, die wir konstruktiv nutzen können, indem wir uns
ganz bewusst für die Förderung des blockierten Eigenen einsetzen, anstatt uns unzählige Male über dieselbe Angelegenheit zu
ärgern,
oder indem wir eine Haltung erlangen, in der das Eigene sich in den Gesamtfluss natürlichen Geschehens einfügt. Dies hat nichts
mit Verdrängung, Unterordnung oder Anpassung im negativen Sinn zu tun, sondern ist eher eine Art »Überhöhung« des Wollens,
bei der sich das eigene Wollen über den eigenen Widerstand, über das Festhalten am vermeintlich Notwendigen oder Sicheren
erhebt. Spätestens beim Fullinger machen wir diese Erfahrung.
|193| Wut und Ärger zeigen uns, dass wir etwas nicht leben. Wenn wir uns trotz aller Widerstände und Ängste auf die Keimsituation
unserer Wut einlassen, wird unser bisher »erlaubtes« Eigenes erweitert. So kann vernachlässigtes Potenzial belebt und integriert
werden. Und wieder haben wir einen Beitrag zu unserem Ganz und Anderswerden geleistet und mehr Eigensinn erobert.
Navigationssätze
Wut ist immer die Rückseite von Angst.
Groll ist verknöcherte Wut.
Mit der Wut decken wir zu. Mit dem Zu-uns-Stehen decken wir auf.
Chronische Sticheleien überdecken eine Riesenwut.
Wenn ich Wut spüre, dann sage ich sofort: Stopp! Und frage mich: In welche Richtung komme ich vorwärts?
Wut ist ein Zeichen von Nicht-gehandelt-Haben.
Wut und Aggression sind immer ein Stück Selbstvergiftung.
Da, wo ich kämpfe, bin ich blockiert.
Solange wir mit unserem Schmerz-Ich identifiziert sind, bieten wir der Wut Ausbruchsgelegenheiten.
In jedem Kampf steckt ein Defizit.
Wir kämpfen um das, was wir längst haben, und verhindern so, dass wir es bekommen.
Depression ist nicht gelebte Wut.
Der Ärger ist die Miniausgabe von der Wut.
Wenn Wut nicht nach außen schlägt, schlägt sie nach innen.
Gegen wen oder was bin ich depressiv? Diese Frage kann sich jeder Depressive stellen.
Wer kämpft, jagt die eigene Energie in eine Sackgasse.
Es macht uns wütend, wenn andere uns unsere Grenzen zeigen.
Wut ist reine Energie auf der Suche nach einem gangbaren Weg.
|194| Integrationsfragen
Was ärgert mich?
Habe ich mich schon öfter über dieselbe Angelegenheit geärgert?
Mit dem Ärgern halte ich unterschwellig an dieser Angelegenheit fest. Welche gezielte Handlung oder welche gezielten Worte
verändern die Situation? Wann ziehe ich sie dem Ärger vor? In drei Jahren?
Welches primäre Gefühl geht meinem Ärger voraus? 13
Wenn wir im Wutanfall von Sinnen sind, hat uns der Nullinger voll erwischt. Auf der Übergangsstrecke zur Mitte schwächen wir
uns mit Ärger unterschiedlichen Ausmaßes. Erst ab der Mitte haben wir unsere Energie in konstruktivem Vorwärtslauf zur Verfügung,
um sie für die Umsetzung des Eigenen zu nutzen. Am Fullinger sind wir Energie pur, weil sie nicht auf einzelne Eigenprojekte
ausgerichtet ist, sondern das Ganze berührt.
|195|
Eigene Position?
Wo überall positioniere ich mich auf der Skala, wenn ich an meinen Wagemut denke?
Flugsatz: In Wut und Ärger meldet sich nicht gelebter Eigensinn.
Wie die Natur die Wesen überläßt
dem Wagnis ihrer dumpfen Lust und keins
besonders schützt in Scholle und Geäst,
so sind auch wir dem Urgrund unsres Seins
nicht weiter lieb; es wagt uns. Nur daß wir,
mehr noch als Pflanze oder Tier
mit
diesem Wagnis gehn, es wollen, manchmal auch
wagender sind (und nicht aus Eigennutz),
als selbst das Leben ist, um einen Hauch
wagender … Dies schafft uns, außerhalb von Schutz,
ein
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