Werden Sie Ihr eigener Glueckspilot
sichtbar.
Flugsatz: Im EigenSinn ist die Heimat des Glückspiloten, dessen Intuition alles Denken in den Schatten stellt.
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Martin Heidegger, ›Was heißt Denken?‹, Niemeyer, Tübingen 1984
|185| Wahrheit
Words are the fog
one has to see through.
Zen Saying
Bei der Wahrheit geht es immer darum, dass etwas zur Deckungsgleichheit kommt; zum Beispiel eine Aussage mit einem Sachverhalt.
Im Fall der Entsprechung oder Deckungsgleichheit ist die Aussage wahr. Ich unterscheide vorletzte Wahrheiten von der letzten
Wahrheit.
Vorletzte Wahrheit: Zu den vorletzten Wahrheiten gehört die beschriebene Wahrheit der Aussage. Bei dem Sachverhalt kann es sich um einen äußeren
oder inneren handeln. Die Aussage: »Da fährt ein Auto« ist wahr (wenn da wirklich eins fährt) und bezieht sich auf eine
äußere
Gegebenheit. Die Aussage »Ich bin zufrieden« ist wahr (wenn ich es wirklich bin) und bezieht sich auf eine
innere
Gegebenheit. Oder bei Regenwetter kann die Aussage »Heute ist schönes Wetter« wahr sein, wenn ich wider die allgemeine Meinung
Regenwetter schön finde und deshalb Deckungsgleichheit von Wetterempfinden und Aussage besteht. Das letzte, wenn auch läppische
Beispiel weist in die Bereiche, wo es kompliziert wird. Wir müssen wieder unterscheiden, und zwar zwischen eigener Wahrheit
und allgemeiner Wahrheit. Wobei als generelles Wahrheitskriterium sich die Deckungsgleichheit durchzieht. Für unser Ganz-
und Anderswerden ist in Bezug auf die vorletzten Wahrheiten wichtig, dass
wir
mit uns selbst
deckungsgleich werden beziehungsweise bleiben. Konkret heißt das: Meine eigene Wahrheit – beziehe sie sich nun auf Inneres
oder Äußeres – darf sich nichts Fremdem unterordnen; weder der gängigen Meinung noch den Einzelerwartungen anderer Menschen.
Hierbei ist es ziemlich egal, ob ich zum Beispiel aus praktischen Gründen (siehe schönes Regenwetter |186| ), andere »anlüge«, solange ich mich
nicht
selbst vorher angelogen und mir zum Beispiel wider mein Empfinden eingebläut habe, Regenwetter sei
schlechtes
Wetter. Diese totale Selbstehrlichkeit ist ein wichtiger Punkt in der eigenen Ganzwerdung, der Kongruenz mit sich selbst.
Oft ist es im Heilungsprozess sinnvoll, diese Ehrlichkeit sich selbst gegenüber auch Außenstehenden gegenüber transparent
zu machen. Allerdings ist sorgsames Abwägen sinnvoll, denn mitunter liefern wir uns durch die Veröffentlichung der eigenen
Wahrheit anderen unnötig aus, oder wir geben die Verantwortung ab oder verlieren auf andere Art unsere Kraft. Zum Glück haben
wir über die Wahrnehmung unserer jeweiligen Position auf der Skala ein Dauerfeedback, was dem Glückspiloten eine Optimierung
unseres Verhaltens ermöglicht.
Der Katalog der vorletzten Wahrheiten ließe sich mit Ausdauer und Spitzfindigkeit weiter ausdehnen und differenzieren; hier
genügt, was in Sachen Ganzwerdung und EigenSinnförderung relevant ist.
Letzte Wahrheit: Jetzt wird es geringfügig komplizierter. Ich beginne mit einer Definition: Unter der »letzten Wahrheit« verstehe ich nicht
dieses oder jenes Wahre (= vorletzte Wahrheiten), sondern eine nicht relative, also absolute, von allen, die sie »erkennen«,
gleichermaßen beschriebene und völlig ohne Zweifel als evident erlebte Wahrheit. Ein solches evidenzträchtiges Wahrheitserleben
kann uns nur außerhalb der Relativität geschehen, und das bedeutet außerhalb des Verstandes (vgl. Seite 56 ff., Erleuchtung). Der Verstand, hier wieder als abstandhaltendes Vehikel gesehen, schiebt sich zwischen uns und das unmittelbare
Erleben. Wenn wir das Wahrheitskriterium der Deckungsgleichheit anwenden, so bedeutet das, dass wir mit unserem ursprünglichen,
innersten Wesen deckungsgleich werden müssten, um so der letzten Wahrheit innewerden zu können. Wir müssten also aufhören,
die ursprünglich sowieso vorhandene Deckungsgleichheit mittels Verstand zu zerstören. |187| (Strenggenommen ist »Deckungsgleichheit« als Begriff nur haltbar, wenn wir den durch den Verstand schon gespaltenen, sich
selbst in Abstand gebrachten Zustand als Blickwinkel nehmen.) Ziel ist die Aufhebung der Spaltung oder das Wieder-Zusammenfügen
des Gespaltenen, es in die Deckungsgleichheit bringen. Also in die Unmittelbarkeit des ursprünglichen Einsseins gelangen.
Auf diese Weise Ganzwerden. Das ist Zubringer zur letzten Wahrheit, ist die letzte Wahrheit. Faszinierenderweise kommt Heidegger
nach Durchlaufen eines
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