Werke
dem Weizen, der nicht hatte blühen können – dann sprach sie von den fernen Ländern, deren hohe Gebirge man gar nicht mehr sehen könne – und endlich von den unbeschlagenen Wägen und Ackerwerkzeugen, mit denen man vor Zeiten die Felder bestellt hatte.
Hierauf traten sie den Rückweg nach Hause an.
Die Sonne schien auch im Herabgehen warm, der Himmel war blau, die Schatten waren lang, weil es schon tief in den Herbst ging, die Gräser wurden gelb, und die grauen, flinken Fischlein in dem klaren Bächlein der Mulde spielten so lustig wie im Sommer.
Das braune Mädchen war mit ihnen gegangen. Es war mit ihnen den hohen Nußberg herab gegangen, es war mit ihnen über das Bächlein der Mulde gegangen, und ging mit ihnen über den grauen Rasen, durch den Wald, durch die Klippen und über die Sandlehne herab. Und da man zu den Glashäusern des Gartens gekommen war, da sagte es anmutige Worte, und lief dann wieder über die Sandlehne empor, und ward nicht mehr gesehen.
Die Kinder erzählten den Eltern, daß das braune Mädchen nun dagewesen, und daß es mit ihnen gegangen sei.
Sie gingen nun, so oft es möglich war, auf den hohen Nußberg, das fremde Mädchen kam immer, und sie spielten und kosten. Sie brachten dem braunen Mädchen schöne Sachen. Das braune Mädchen brachte ihnen auch bunte Steine, es brachte ihnen verspätete Brombeeren, es trug in seinem Wamse Haselnüsse herbei, die es im Sommer gesammelt hatte, oder brachte ihnen die gefleckte Feder eines Geiers oder die schwarze eines Raben.
Wenn die Kinder nach Hause gingen, so ging das braune Mädchen immer mit ihnen bis zu den Glashäusern, man hielt sich bei den Händen und scherzte. Bei den Glashäusern liebkosten sie sich, und das fremde Mädchen lief dann immer über die Sandlehne zurück.
Wenn es Nacht war, und wenn die Kinder an dem Tische mit den Lichtern saßen, da sprachen sie von dem fremden Mädchen, und stritten, wer es lieber habe.
Die Großmutter erzählte den Eltern von dem braunen Mädchen, und Vater und Mutter achteten auf das, was sie sagte, und merkten es sich in ihrem Sinne gar wohl.
Es wurde immer später und später im Jahre. Die Fäden, die auf dem Rasen und zwischen dem Wachholder gesponnen hatten, waren verschwunden, die Beeren der Moore, die in dem Sumpfgrase oder neben der schwarzen Erde so rot und weiß geglänzt hatten, waren vergangen, die späte Preißelbeere, die unter dem Schutze eines Steines oder eines Baumes von dem Hagel verschont worden war, war dahin, ihr Kraut und das kräftige der Heidelbeere war ein dürres Stengelbüschlein, der Wald wurde sehr durchsichtig, die Berge waren rot, an den Morgen lag der weiße Reif auf der Gegend, oder es war der lange Nebel da, und die Sonne, die spät kam, konnte ihn kaum zerstreuen, die Hügelgipfel etwas blicken lassen, und dann untergehen; oder es kamen die frostigen Wolken, schütteten den Regen in kleinen Tröpflein herunter, und wenn sie vergingen, war der hohe, ferne Wald weiß bestäubt.
Da wurde eines Tages der große Wagen heraus geschoben, er wurde gepackt, alles Nötige hinein getan, und, in Mäntel und warme Kleider gehüllt, stiegen der Vater und die Mutter ein, es stiegen die Kinder ein, und fuhren davon.
Die Kinder weinten, als ob ihnen ein tiefer Schmerz und ein tiefer Kummer angetan worden wäre.
Erst als sie schon weit gefahren waren, als sie schon durch Dörfer, Marktflecken und Städte gekommen waren, und Wälder und Flüsse gesehen hatten, milderte sich die Trauer, sie sprachen und redeten unter einander, bis sie in die große Stadt einfuhren, die hohen Häuser mit den glänzenden Fenstern da standen, dicht gedrängt die schön gekleideten Menschen gingen, prächtige Wägen fuhren, und vor den Verkaufsläden die schönen Waren und Kleinodien unter Glastafeln funkelten.
Da die weißen Hüllen über die Berge und Täler vergangen waren, da der Himmel wieder öfter blau lächelte, als er trüb verhüllt war, da die Sonne schon höher stieg und kräftiger nieder leuchtete, kam der Wagen wieder gegen den Hof in dem Hügellande gefahren, und Vater und Mutter und die Kinder stiegen aus.
Es war noch kein Gräslein, es war kein Blättchen, die Felder waren nackt, nur die Wintersaaten, die sich schon regten, legten grüne Tafeln auf die braune Erde, und an manchem Morgen war es noch ein wenig gefroren, daß der Weg zähe war und an dem Rande vom Wässerlein Eisspitzen glänzten; aber die Sonne schien sehr freundlich, sie siegte alle Tage mehr, und füllte
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