Werke
durch Felder, Wälder und Fluren strich und alle Dinge derselben kennen mußte.
Allein auch dieser wußte nichts.
Es seien Banden gewesen, sagte er, aber sie seien immer in den höheren Wäldern, die gegen Baiern hinüber ziehen, gewesen, und hätten sich längs des Saumes aufgehalten, an dem sie durch die Länder gewandert sind. Sein Nachbar aus den jenseitigen Gegenden wisse auch nichts.
Der Vater kehrte unverrichteter Dinge wieder heim.
Die folgenden Tage waren eben so kalt und unfreundlich wie der vergangene. Immer kamen Wolken, selten waren Sonnenblicke, und der Wind wehte zwar nicht stark, aber rauh. Auf den Dächern waren die Arbeiter und hämmerten die Latten und Schindeln fest, oder setzten die Ziegel ein. Die Glasarbeiter, die anfangs durch die viele Arbeit verhindert waren, kamen endlich doch, und es wurde ihnen zur Herstellung aller Fenster des Hauses und der Gewächshäuser der große Saal eingeräumt. Die Maurer arbeiteten an der Außenseite des Hauses, damit noch alles in vollkommenen Stand gesetzt würde, ehe die kalte Zeit käme und die meisten Hausbewohner fort zögen. Der Vater war mit Beihilfe von Arbeitern beschäftigt, die verwundeten Bäume zu verbinden, oder die Stämme zu überstreichen. Die Mägde mußten die Plätze vor dem Hause reinigen.
Endlich, da lange die Nachwehen des Gewitters angehalten hatten, kamen noch tief im Herbste schönere Tage, die im Verhältnisse zur Jahreszeit sehr warm genannt werden konnten.
Der Vater munterte die Kinder selber auf, auf den hohen Nußberg zu gehen. Er sagte, er werde mitgehen, um etwa das braune Mädchen zu sehen. Er möchte sich ihm gerne dankbar beweisen.
Die Kinder gingen mit der Großmutter wie immer auf den hohen Nußberg. Der Vater begleitete sie.
Sie gingen durch den Saum der Stumpfen hinein, die traurig da standen, und die wohl den ganzen Winter so bleiben würden.
Das braune Mädchen sahen sie nicht.
Sie gingen bis zu dem Gipfel, sie gingen zu der alten, dicken Haselwurzel, sie gingen endlich zur Stelle, wo sie Schutz vor dem Hagel gefunden hatten. Die Reisigbündel lagen noch da. Der Vater schlug vor, die Bündel mit vereinten Kräften auf den Platz zurück zu tragen, von dem sie genommen worden waren. Er fand den Platz nach einigem Suchen, und man schaffte die Bündel wieder zu denen, von denen sie genommen worden waren. Blondköpfchen konnte ein ganzes tragen, und Schwarzköpfchen und Braunköpfchen trugen eins mit einander, bei dem auch die Großmutter half. Als alles geschehen war, blieb man noch lange auf dem Berge, man ging zu dieser und jener Stelle, und wartete. Aber das braune Mädchen erschien nicht. Da ging man nach Hause.
Der Vater ging ein zweites Mal mit den Kindern auf den hohen Nußberg, er zeigte ihnen die Stelle, wo er das Schutzhäuschen bauen wollte, und wartete; aber das braune Mädchen kam auch dieses Mal nicht.
Und so ging er mehrere Male; aber das braune Mädchen war nicht zu sehen.
Da gingen die Kinder allein auf den hohen Nußberg, und die Großmutter ging mit ihnen.
Die Sonne schien warm, der Himmel war blau, das Haidebächlein war klar, die grauen, flinken Fischlein spielten darin, und da die Kinder zu der Grenze des Geheges kamen, lief das braune Mädchen durch die laub- und zweigelosen Stumpfen der Haseln, Birken und Eschen daher, und gesellte sich zu den Kindern. Alle schauten sich mit freudigen Augen an, und da die Kinder hingingen und den Arm des Mädchens und seine Bänder berührten, da nahm es Blondköpfchens Haare in die Hände und drückte sie fest, und nahm dann Schwarzköpfchens Locken und hielt sie. Braunköpfchen, das mehr Mut bekommen hatte, weil es von dem braunen Mädchen getragen worden war, nahm dessen Finger und hielt ihn, und das braune Mädchen ließ es geschehen, es nahm dessen Hand, und es ließ es auch geschehen. Es ging mit ihnen auf den hohen Nußberg empor, und sie schauten ins Weite und Breite, und die Großmutter erzählte. Es redete Worte, und die Kinder verstanden sie. Sie gaben ihm Kuchen, Brod, und was sie sonst mit gebracht hatten. Das Mädchen hatte ihnen nichts zu geben, und hielt die leeren Hände hin.
Das braune Mädchen hatte denselben Anzug, den es immer gehabt hatte, aber er war in jenem Gewitter sehr verdorben worden, er war unrein und verknittert.
Die Großmutter erzählte ihnen von den Bäumen, die von dem Berge herab gefallen waren, und doch nicht aufgehört hatten zu leben – dann erzählte sie ihnen von den Königen mit den drei Sesseln – dann von
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