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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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dort lag, gepflegt und geheilt werde.«
    »Amen, teure Schwiegermutter,« sagte die Frau, »das ist ein trostreicher, herzlindernder Glaube.«
    »Gib dich ihm hin, und du wirst dein Leben lang gut fahren«, antwortete die alte Frau.
    Die Kinder waren unterdessen in ihrem Geplauder fortgefahren, sie sagten allerlei zu den Erwachsenen und unter sich, und verstanden nichts von dem ernsthaften Gespräche, das ihretwillen stattgefunden hatte.
    Als es später geworden war, als doch schon der Sand in die schönen Äuglein zu kommen anfing, wurden sie zu Bette gebracht. Blondköpfchen hatte sein Schlafgemach neben dem der Eltern, Braunköpfchen hatte es auf der entgegengesetzten Seite, und Schwarzköpfchen hatte sich noch von der Großmutter nicht trennen können; es schlief in dem Gemache derselben, und entschlummerte, wenn das Auge der alten Frau sein Bett behütete, und erwachte, wenn dasselbe Auge auf seine Lider schaute und ihr Öffnen erwartete. Die zwei ersten Kinder wurden in ihre Schlafkämmerlein geführt, Schwarzköpfchen wurde von der Großmutter auf def Arm genommen, und, nachdem man gute Nacht gesagt hatte, über den Gang in die gemeinschaftliche Schlafstube getragen. Was die beiden Eltern vor dem Bilde des Gekreuzigten gebetet haben, weiß niemand, weil es nur ein eheliches Geheimnis ist, wenn sie ihre Freude oder ihren Schmerz vor Gott ausschütten.
    Am andern Morgen war ein kühler Tag. Wolkenhaufen zogen beständig von der Gegend des Sonnenuntergangs nach der des Sonnenaufgangs, und wenn man oft meinte, die Sonne werde jetzt durchbrechen, die Wolken sich zerteilen und dem blauen Himmel Platz machen, so entstanden wieder neue, deckten wieder die früher lichteren Stellen, und zogen wieder gegen Morgen. Es regnete aber nicht. Die ungeheuern Mengen von Schloßen, welche auf die Gegend nieder gefallen waren, verbrauchten Wärme, die Kälte verdichtete daher beständig die in der Luft befindlichen Dünste und erzeugte die unaufhörlichen Wolken.
    Das erste, was der Vater am Morgen vornehmen ließ, war, daß er das Innere der Glashäuser reinigen ließ. Die Schloßen wurden mit Schaufeln auf Karren getan und in eine Grube gefahren, aus der einst Steine gebrochen worden waren, und die der Vater wieder dadurch ausfüllen wollte, daß er alle festen Abfälle des Hauses, wie Geschirrtrümmer, oder des Feldes, wie ausgelesene Steine, in dieselbe werfen ließ. Der Hagel wurde dorthin geführt, weil nirgends ein passender Ort für ihn war. Die Gewächse, von denen man hoffen konnte, daß sie noch zu retten sein könnten, wurden ausgelesen, die übrigen und die Scherben der Töpfe wurden in obbesagte Grobe gebracht. Auch wurden Knechte auf den Boden des Hauses geschickt, um den Schaden dort zu untersuchen, und andere mußten in Verbindung mit Mägden das Reisig von den zerschlagenen Obstbäumen aus dem Garten wegräumen. Ein Bote wurde nach dem Glasarbeiter geschickt. Der Vater besah die Bäume, ob manchen aus ihnen noch zu helfen sei. Wenn dieses wäre, so müßte bald dazu geschritten werden, weil sonst der Herbst zu weit vorrückte, und die Kälte die Wiederbelebungskraft der Bäume nicht wirksam werden ließe.
    Die Kinder gingen in der Kühle mit der Großmutter in die Luft. Die ungeheuer vielen kleinen Glastäfelchen, die an der Abendseite des Hauses lagen, waren wie die kleinen flimmernden Täfelchen, welche sie gerne aus den Steinen der Sandlehne und aus anderen auslösten. Die Bäume des Gartens erkannten sie aus den Stumpfen nicht, und konnten sich nicht erinnern, was der Stamm einst getragen habe. Im Freien sahen sie, wie Menschen damit beschäftigt waren, die noch immer hie und da liegenden Schloßenhaufen von den Vertiefungen der Felder weg zu schaffen. An dem Wiesenbache, der zurück getreten war, dessen Wasser sich aber noch immer nicht geklärt hatte, sahen sie, daß die Weidenruten zerschlagen und weggeschwemmt waren, daß sich Schlamm und Steine auf den Wiesenrändern befanden, und daß tote Fische da lagen, die das Weiße des Bauches empor zeigten.
    Am Tage zuvor war es wie Sommer gewesen, jetzt war tiefer Herbst eingetreten.
    Nachmittags ging der Vater zu dem eine halbe Stunde Wegs entfernten Pfarrer hinüber, dessen Pfarrhaus neben der kleinen Pfarrkirche war, und fragte ihn wegen des braunen Mädchens.
    Der Pfarrer wußte nichts. Es war kein Ding dieser Art in die Pfarr- oder Schulbücher eingetragen, und war auch nie unter den Pfarrkindern zu sehen gewesen.
    Der Vater ging nun zu dem Jäger, der oft

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