Werke
sagte: »Komme mit, komme mit.«
Braunköpfchen sagte auch: »Komme mit, komme mit.«
Das braune Mädchen sah die Kinder an, und tat einen Schritt vorwärts.
Braunköpfchen war außerordentlich erfreut, es ging einen Schritt voraus und sagte lockend: »Komme mit, komme mit.«
Das braune Mädchen ging zögernd nach. Es ging von den Glashäusern gegen die Bäume vorwärts, es ging auf dem Kieswege durch das Grün des Gartens, es ging über den Sandplatz vor dem Hause, es ging über die Treppe empor, und stand auf dem Teppiche des Besuchzimmers.
Es war in dem Zimmer niemand zugegen. Die Großmutter ging gleich, da man die Treppe empor gekommen war, in ein anderes Gemach.
Das fremde Mädchen stand, und öffnete seine großen Augen noch mehr, und schaute auf den Spiegel an der Wand, auf die Uhr, auf den Schrein, auf welchem schöne Gefäße standen, auf Tische und Stühle und Sessel und auf den wunderbaren Teppich.
Die Kinder liefen und brachten süße Milch in einer Schale, und brachten feines Weizenbrod und silberne Löfflein. Das fremde Kind trank die Milch aus der Schale, nahm ein Stückchen Brod in die Hand, biß davon ab, und verzehrte es so.
Die Kinder brachten ihre Spielzeuge und zeigten sie. Das braune Kind wußte damit nichts anzufangen. Die Kinder brachten auch ihre Nußknacker, ihre schöneren Kleider und ihre Bänder.
Endlich kam auch die Mutter in einem feinen weißen Anzuge, und trug gezuckerte eingemachte Früchte auf einer Tasse, und bot dem fremden Mädchen davon an.
Das braune Mädchen wich zurück, bis es mit dem Rücken aufrecht an der Wand stand. Es rührte keine Hand, es blickte die Früchte an, und ließ die Arme an dem Körper herab hängen.
Da wendete sich die Mutter wieder um, und ging, ohne weiter ein Wort zu reden, aus dem Zimmer.
Die Kinder traten zu dem fremden Mädchen, liebkosten es, es gab die Liebkosungen zurück, und nachdem dies ein Weilchen gedauert hatte, nachdem man geredet, nachdem das fremde Kind geantwortet hatte, und da es die Augen immer auf die Tür geheftet hielt, liefen alle zur Tür hinaus, liefen über die Treppe hinab, liefen durch den Garten, und hinter den Glashäusern lief das fremde Mädchen dann allein über die Sandlehne empor.
So wie es an diesem Tage gewesen war, war es wieder einmal an einem andern. Da die Kinder auf dem Nußberge gewesen waren, da das fremde Mädchen zu ihnen gekommen war, da man nach Hause gegangen und bei den Glashäusern angekommen war, hielt Braunköpfchen das fremde Mädchen an dem Arme, zog es nach sich, und bat, daß es mitgehen möchte. Das braune Mädchen ließ sich ziehen, es folgte dem Knaben willig, man ging durch den Garten, man ging über die Treppen, und man ging dieses Mal in das Spielzimmer der Kinder. Dort ließ sich das braune Mädchen gar bewegen, sich nieder zu setzen. Es saß an der Seite des Knaben, es ließ sich von ihm Kuchen, gedörrte Pflaumen, Milch, Butter und Honig geben. Als man gegessen hatte, als man einen Kreisel gezeigt, als man einen Federball versucht und ein Bilderbuch aufgeschlagen hatte, ging man wieder fort, die Kinder begleiteten das braune Mädchen bis an die Glashäuser, küßten und herzten es dort wie immer, nahmen Abschied, und ließen es über die Sandlehne empor gehen.
Indessen war der Sommer vorgerückt. Der hohe Nußberg hatte sich über und über mit grünen Zweigen bedeckt. Wie es in dem Garten des Vaters gewesen war, so geschah es auch hier. Die zerschlagenen Stämme der Haseln, der Birken, der Eschen, der Erlen suchten durch ihren steigenden Saft die verlorenen Äste zu ersetzen und trieben Zweige, die schnell wuchsen, dick wurden, und Blätter hatten, deren Größe und dunkle Farbe nie vorher auf dem Nußberge gesehen worden war. Die wenigen Äste, welche von früher übrig geblieben waren, bedeckten sich mit Nüssen, die in dicken Knöpfen und enge geschart an den Zweigen saßen, als müßten diese die Pflicht der verloren gegangenen Äste übernehmen, und so viel Nüsse, als sie nur immer könnten, auf die Welt bringen. Dieselben waren noch grünlich und weißlich, fingen aber bereits an, sich mit einem sanften roten Hauche zu färben.
In dieser Zeit war auch das Schutzhäuschen des Vaters fertig geworden. Er hatte ein Stückchen Landes gekauft, das an der Morgenseite des Berges gelegen war, woher am seltensten ein Gewitter zu kommen pflegte. Er hatte das Häuschen so gebaut, daß es gegen Mittag und Abend ein Fenster mit eisernen Fensterläden hatte, und daß gegen Morgen
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