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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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alle Tage schöner die Zimmer der Kinder und der Großmutter auf dem ländlichen Hofe mit Licht und mit Wärme.
    Als man die Kleider der Stadt eingepackt hatte, als man die Kleider des Landes aus den Kästen des Hauses hervor getan hatte, fand sich, daß manches geändert werden mußte. Die Säume der Kleider der Mädchen mußten aufgelassen werden, daß die Kleider tiefer reichten, die Jacken von Braunköpfchen mußten erweitert werden, und die Strohhütchen von Blondköpfchen, von Schwarzköpfchen und von Braunköpfchen mußten weggetan, und es mußte um neue geschrieben werden.
    Da die Sonne schon sehr warm schien, da man schon begann, die Sommerfrucht in die geeggte Erde zu säen, da es schon trocken war und in der Frühlingssonne die Flimmer der Steine und Felder funkelten, begehrten die Kinder auf den hohen Nußberg. Die Großmutter legte ihnen wärmere Kleider an, als sie sonst im Sommer hatten, tat selbst wärmere Gewänder an, und führte sie auf den hohen Nußberg. Sie hatten ihre Haselruten mit den Haken nicht mit, wie sie dieselben überhaupt nie mit nahmen, als wenn die Nüsse reif waren. Sie trugen nur ihre Körbchen am Arme. Sie gingen über die Sandlehne empor, sie gingen durch die Felsen und den Wald. Als sie über die graue Haide gingen, lief ihnen das braune Mädchen von weitem entgegen. Sie freuten sich, sie jubelten, sie liebkosten sich, und Braunköpfchen schlang seine zwei Ärmlein um den Nacken des braunen Mädchens und hielt ihn fest.
    Aber nicht bloß an den Kindern war, während sie abwesend gewesen waren, eine Veränderung vorgegangen, sondern auch das braune Mädchen hatte sich verändert. So wie man bei ihnen die Säume der Kleider hatte auflassen müssen, daß sie ihnen wieder recht wären, so waren dem braunen Mädchen seine grünen Höschen zu kurz geworden; es war größer und schlanker geworden, und ließ seine nackten Arme dicht an seinem Körper hinab hängen. Die vielen schwarzen Haare, die ihm immer abgeschoren waren, trug es jetzt nicht mehr so, sondern es hatte auch Locken bis auf den Nacken hinab, wie sie die Kinder bisher gehabt hatten.
    Sie gingen auf den Nußberg, sie gingen weit und breit herum, sie sahen alle Stellen, und sahen auf die Berge des Landes hinaus.
    Auf der Erde war noch kein neues Gras, aber sie war trocken; an den zerschlagenen Ästen war kein Laublein, aber die reine Luft war um sie, und die Sonne schien hold auf sie hernieder.
    Als die Kinder nach Hause gingen, ging das fremde Mädchen bis zu den Glashausern mit ihnen, und lief dann zurück.
    Die Kinder kamen nun wie immer oft auf den hohen Nußberg, und das fremde Mädchen erschien häufig.
    Nach und nach lockte die Sonne die grüne Farbe auf die Erde. Die Wiesen wurden grün, und die Unzahl der gelben, weißen, roten, blauen Blümlein mischte sich darunter. Die Felder wurden grün, weil die junge Saat hervor sproßte und die hellgrüne Farbe zeigte, und weil die Wintersaat weiter wuchs und die dunkelgrüne beigesellte. Der Vater hat viele Pflanzen und Gewächse kommen lassen, und sie standen jetzt neben den noch erhaltenen in den Glashäusern, und es war, als ob nie ein Schaden angerichtet worden wäre. An den verstümmelten Bäumen wuchsen zahlreiche kleine Zweige hervor, die so schön waren und so lebhaft wuchsen, als wäre das Abschlagen der Zweige kein Unglück gewesen, sondern als hätte ein weiser Gärtner dieselben beschnitten, daß sie nur desto besser empor trieben. An den Zweiglein, die der Vater vielen abgeschnittenen Ästen eingepfropft, und die er mit Pflastern verbunden hatte, prangten zwei oder vier große Blätter. Im Walde, im Gestrippe oberhalb der Sandlehne, ja sogar auf der grauen Haidemulde war alles tätig. Die Zweige sproßten, als müßten sie eine Versäumnis einbringen, sie drängten sich und strebten empor. Endlich, da die Erde weithin grün war, da die Zweige sich verlängert hatten, kamen auch Blüten, sie kamen später, und waren weniger als in andern Jahren, aber sie waren da, und waren fast noch zutraulicher und lieblicher als in früheren Zeiten.
    Einmal in der Fülle des Frühlings, da alles blühte und duftete, und sich das menschliche Herz erfreute, da die Kinder von dem hohen Nußberge nach Hause gingen, las braune Mädchen sie begleitete, und man bis zu den Glashäusern gekommen war, hatte Blondköpfchen mit ernsten Augen die Hand des braunen Mädchens gefaßt. Braunköpfchen hatte es am Arme genommen. Blondköpfchen sah dem braunen Mädchen in das Angesicht und

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