Werke
ganzen Winter hindurch davon die Rede gewesen war, daß mich der Vater in dem nächsten Frühlinge in das Gebirge begleiten werde, und daß er bei dieser Gelegenheit den Mann im Rosenhause besuchen wolle, um dessen Seltenheiten und Kostbarkeiten zu sehen, so hatte er doch, als der Frühling gekommen war, nicht Zeit, sich von seinen Geschäften zu trennen, und ich mußte wie in allen früheren Jahren meine Reise allein antreten.
Als ich zu meinem Gastfreunde gekommen war, war das erste, daß ich ihm von den Wandverkleidungen erzählte. Ich hatte früher ihrer nicht erwähnt, weil ich sie doch nicht für so wichtig gehalten hatte. Ich erzählte ihm, daß ich sie in dem Lautertale gefunden und gekauft habe, und daß sie aus Schnitzarbeit von Gestalten und Verzierungen beständen. Der Vater, dem ich sie gebracht, habe eine große Freude darüber gehabt, habe sie nicht nur mit großem Vergnügen empfangen, sondern habe auch einen Teil eines Nebenbaues unseres Hauses umgebaut, um die Verkleidungen geschickt anbringen zu können. Dieses letztere habe mir erst gezeigt, wie wert der Vater diese Dinge halte, und dies habe mich bestimmt, noch genauer nachzuforschen, ob ich denn die Ergänzungen zu dem Getäfel nicht aufzufinden vermöge; denn das, was der Vater habe, seien nur Bruchstücke, und zwar zwei Pfeilerverkleidungen, das übrige fehle. Ich habe wohl schon Nachforschungen in der besten Art, wie ich glaube, angestellt; aber ich wolle sie doch noch fortsetzen, und versuchen, ob ich nicht noch neue Mittel und Wege auffinden könne, zu meinem Ziele, wenn es noch vorhanden sei, zu gelangen, oder die größtmögliche Gewißheit zu erhalten, daß das Gesuchte nicht mehr bestehe. Ich beschrieb meinem Gastfreunde, so gut ich es aus der Erinnerung konnte, die Vertäflungen und machte ihn mit dem Fundorte und den Nebenumständen bekannt. Ich verhehlte ihm nicht, daß ich das darum tue, daß er mir einen Rat geben möge, wie ich etwa weiter vorzugehen habe. Es handle sich um einen Gegenstand, der meinem Vater nahe gehe. Nicht vorzüglich, weil diese Dinge schön seien, obwohl dies auch ein Antrieb für sich sein könnte, sondern hauptsächlich darum suche ich darnach zu forschen, weil sie dem Vater Freude machen. Je älter er werde, desto mehr schließe er sich in einem engen Raume ab, sein Geschäftszimmer und sein Haus werden nach und nach seine ganze Welt, und da seien es vorzüglich Werke der bildenden Kunst und die Bücher, mit denen er sich beschäftige, und die Wirkung, welche diese Dinge auf ihn machen, wachse mit den Jahren. Er habe sich von dem Schnitzwerke inden ersten Tagen kaum trennen können, er habe es in allen Teilen genau betrachtet, und sei zuletzt so mit demselben bekannt geworden, als wäre er bei dessen Verfertigung zugegen gewesen. Darum wolle ich so vorgehen, daß ich mich nicht in die Lage setze, mir einen Vorwurf machen zu müssen, daß ich in meinen Nachforschungen etwas versäumt habe. Bisher seien sie freilich fruchtlos gewesen.
Mein Gastfreund fragte mich noch um einige Teile des Werkes und seines Auffindens, die ich ihm nicht dargestellt hatte, oder die ihm dunkel geblieben waren, und ließ sich die Örtlichkeiten des Auffindens noch einmal auf das umständlichste beschreiben. Hierauf sagte er mir, ich möge an meinen Vater ungesäumt einen Brief senden und ihn bitten, die genauen Ausmaße des Schnitzwerkes nach außen und nach innen zu nehmen und mir zu schicken. Ich begriff augenblicklich die Zweckmäßigkeit der Maßregel, und schämte mich, daß sie mir selber nicht früher eingefallen war. Er selber wolle vorläufig an Roland schreiben, und ihm dann, wenn sie eingelangt wären, die Ausmaße schicken. Auch wolle er seine Geschäftsführer in jener Gegend beauftragen, sich um die Sache zu bemühen. Wenn das Gesuchte zu finden ist, so dürfte Roland der geeignetste Mithelfer sein, und die anderen Männer, die er noch auffordern werde, hätten sich schon in den verschiedensten Gelegenheiten sehr erprobt.
Ich dankte meinem Gastfreunde auf das verbindlichste für seine Gefälligkeit, und versprach, in nichts säumig zu sein.
Am nächsten Morgen trug ein Bote meinen Brief an den Vater und die Briefe meines Gastfreundes an Roland und andere Männer auf die nächste Post. Mein Gastfreund mußte bis in die tiefe Nacht geschrieben haben; denn es war ein ganzes Päckchen von Briefen. Mich rührte diese Güte außerordentlich; denn ich wußte nicht, wie ich sie verdient hatte.
Daß ich in der ersten Zeit
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