Werke
kleiner Herkules, mehrere Köpfe und ein altertümlicher Stier von etwa drei Fuß Höhe; denn der Platz wurde auch zu Tänzen benützt und war an den Stellen, die keine Wand hatten, mit Schlinggewächsen und Trauben begrenzt, an andern war er offen und blickte über Myrten, Lorbeer, Eichen auf die blauen Berge und den heiteren Himmel dieses Landes hinaus. Gedeckt waren nur Teile des Raumes, besonders dort, wo die Gestalten standen. Diese hatten Dächer über sich wie die niedlichen Täfelchen, welche italienische Mädchen auf dem Kopfe tragen. Im übrigen war die Bedeckung das Gezelt des Himmels. Mich brachte ein günstiger Zufall nach Cumä und zu diesem Ballplatze, auf dem sich eben junges Volk belustigte. Gegen Abend, da sie nach Hause gegangen waren, besichtigte ich das Mauerwerk, welches aus Resten alter Kunstbauten bestand, und die Gestalten, welche sämtlich aus Gips waren, wie sie in Italien so häufig alten, edlen Kunstwerken nachgebildet werden. Den Herkules kannte ich insbesondere sehr gut, nur war er hier viel kleiner gebildet. Die Büste des Mädchens – für eine solche hielt ich die Gestalt – war mir unbekannt, allein sie gefiel mir sehr. Da ich mich über die reizende Lage dieses Plätzchens aussprach, sagte die Besitzerin, eine wahrhaftige altrömische Sibylle, es werde hier in kurzem noch viel schöner werden. Ihr Sohn, der sich durch Handel Geld erworben, werde den Platz in einen Saal mit Säulen verwandeln, es werdenTische herum stehen, und es werden vornehme Fremde kommen, sich hier zu ergötzen. Die Gestalten müssen weg, weil sie ungleich seien und weil Menschen und Tiere unter einander stehen, ihr Sohn habe schon die schönsten Gipsarbeiten bestellt, die alle gleich groß wären. Sie führte mich zu dem Mädchen und zeigte mir durch eine Spalte der Bretter, daß dasselbe in ganzer Gestalt da stehe und also die andern Dinge weit überrage. Man habe darum an dem oberen Rande der Balken, mit denen die Gestalt umbaut ist, einen hölzernen bemalten Sockel angebracht, von dem der Oberleib wie eine Büste herab schaue. Dadurch sei die Sache wieder zu den anderen gestimmt worden. Ich fragte, wann ihr Sohn hieherkomme, und wann das Umbauen beginnen würde. Da sie mir das gesagt hatte, entfernte ich mich. Zur Zeit des mir von der Alten angegebenen Beginnes des Umbaues fand ich mich auf dem Platze wieder ein. Ich traf den Sohn der Witwe – eine solche war sie – hier an, und der Bau hatte schon begonnen. Die alten, reizenden Mauerstücke waren zum Teile abgetragen, und ihre Stoffe waren geschichtet, um zu dem neuen Baue verwendet zu werden. Die Schlinggewächse und Reben waren ausgerottet, die Gesträuche vor dem Platze vernichtet, und man ebnete ihre Stelle, um dort Rasen anzulegen. Auf der Südseite baute man schon die Sockelmauern, auf welche die Säulen von Ziegeln zu stehen kommensollten. Die Gestalt des Mädchens, von der man die Balkenverhüllung weggenommen hatte, lag in einer Hütte, welche größtenteils Baugeräte enthielt. Neben ihr lagen der Herkules, der Stier und die Köpfe, die, wie ich jetzt sah, alte Römer darstellten. Mir gefiel nun auch die früher nicht gesehene übrige Gestalt des Mädchens, die nicht wesentlich verletzt war, außerordentlich, und ich erhandelte sie, da die Dinge zum Zwecke des Verkaufes in der Bretterhütte lagen. Aber der Verkäufer sagte, er gebe von der Sammlung nichts einzeln weg, und ich mußte den Stier, den Herkules und die Köpfe mit kaufen. Der Kaufschilling war nicht geringe, da mein Gegenmann die Schönheit der Gestalt recht gut kannte und sie geltend machte; aber ich fügte mich. Ich ließ Kisten machen, um die Dinge fortzuschaffen. Den Stier, den Herkules und die Köpfe verkaufte ich in Italien um ein Geringes, die Mädchengestalt sendete ich wohlverpackt, daß der Gips nicht leide, an meinen damaligen Aufenthaltsort; ich kann Euch den Namen jetzt nicht nennen, es war ein kleines Städtchen an dem Gebirge. Mir fiel schon damals auf, daß das Fahrgeld für die Gestalt sehr hoch sei, und daß man sich über ihr Gewicht beklagt habe; allein ich hielt es für italienische List, um von mir, dem Fremden, etwas mehr heraus zu pressen. Als ich aber nach Deutschland zurüchgekehrt war, und als eines Tages die Gipsgestalt, für deren gute Verpackungund Überbringung ich durch mir wohlbekannte Versendungsvermittler gesorgt hatte, in dem Asperhofe ankam, überzeugte ich mich selber von dem ungemeinen Gewichte der Last. Da der Bretterverschlag, in welchem
Weitere Kostenlose Bücher