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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Schneeberge konnte man wegen der Enge des Tales über den finstern Tannen nicht sehen. Das mochte auch die Ursache sein, daß das Haus und die mehreren in den Waldlehnen zerstreuten und an den Bächen hingehenden Hütten die Tann hießen. Mauern, mit grünem Moose bewachsen, bildeten mein Haus und grenzten an ein zerfallenes Gärtchen, in welchem wenig mehr als Schnittlauch wuchs. Auf der Gasse war der Boden schwarz, und dieselbe Schwärze zog sich in das Gras hinein; denn das einzige, welches häufig an diesem Wirtshause ankam und da hielt, damit sich Menschen und Tiere erquickten, waren Kohlenfuhren. In dem ganzen bei näherer Besichtigung sich als ungeheuer zeigenden Waldgebiete waren die Kohlenbrennereien zerstreut, und ganze Züge von den schwarzen Fuhrwerkenund den schwarzen Fuhrmännern zogen die düstere Straße hinaus, um die Kohlen gegen die Ebenen zu bringen, von wo sie sogar bis in unsere Stadt befördert wurden. Nur ein einziges Zimmer mit kleinen Fenstern und eisernen Kreuzen daran konnte ich haben. In demselben war ein Tisch, zwei Stühle, ein Bett und eine bemalte Truhe, in die ich Kleider und andere Dinge legen konnte. Für meine größeren Kisten wurde mir ein Verschlag in einem Schoppen eingeräumt. Kaspar und die andern schliefen, wenn wir uns in dem Hause befanden, in der Scheuer im Heu. Ich ließ mein Gepäcke größtenteils in meinen Koffern, hing nur das Nötige an Nägel, die in dem Zimmer waren, legte meine Schreibgeräte, meine wissenschaftlichen Bücher und meine Dichter auf den Tisch, füllte das Bettgestelle mit meinen von Hause mitgebrachten Bettstücken, stellte meine Bergstöcke in eine Ecke, und war eingerichtet. Die Sonne, welche am späten Vormittage bei einem Fenster meines Zimmers hereinkam, streifte am Nachmittage das andere, um bald die Spitzen der Tannen zu vergolden und zu verschwinden. Ich war in manchen ähnlichen Herbergen schon gewesen, war daran gewöhnt, fügte mich, und wurde mit dem Wirte, der Wirtin und einer rührigen Tochter, einfachen, gutmütigen Leuten, die einen kleinen Gedankenkreis hatten, bald bekannt. Sonst kam noch manches Mal ein Gebirgsjäger, ein seltenerWandersmann oder ein Hausierer in das Tannwirtshaus. Die größte Zahl der Gäste bestand außer den Kohlenführern in Holzknechten, welche in den großen Wäldern zerstreut waren, und welche gerne an Samstagen oder an Tagen vor großen Festen heraus kamen, um zu den Ihrigen zu gehen. Da verweilten sie denn nun nicht selten gerne ein wenig in dem Tannwirtshause, um sich ein Gutes zu tun. Die Hauptbeschäftigung aller Bewohner der Tann war die Holzarbeit, und ihr Hauptreichtum waren Kühe und Ziegen, welche täglich in die Wälder gingen, und von welchen die jüngeren den ganzen Sommer hindurch auf der Höhe der Waldungen und der Holzschläge blieben.
    Von diesem Hause aus fingen wir nun an, unsere Beschäftigungen zu betreiben. Durch die langen und weithingestreckten Waldungen ging unser Hammer, und die Leute trugen die Zeugen der verschiedenen Bodenbeschaffenheiten, auf denen die ausgedehnten Waldbestände wuchsen, in der Gestalt der mannigfaltigen Gesteine in die Tann. Wenn auch von unserem Gasthause aus die Felsenberge oder gar das Eis nicht zu erblicken waren, so waren sie darum nicht weniger vorhanden. Weil hier alles großartiger war, da wir uns tiefer im Gebirge und näher seinem Urstocke befanden, so dehnten sich auch die Wälder in mächtigeren Anschwellungen aus, und wenn man durch eine Reihe von Stunden in dem dunkeln Schatten der feuchten Tannen und Fichten gegangen war, so wurden endlich ihre Reihen lichter, ihr Bestand minderte sich, erstorbene Stämme oder solche, die durch Unfälle zerstört worden waren, wurden häufiger, das trockene Gestein mehrte sich, und wenn nun freie Plätze mit kurzem Grase oder Sandgrieß oder Knieholz folgten, so sah man dämmerige Wände in riesigen Abmessungen vor den Augen stehen, und blitzende Schneefelder waren in ihnen, oder zwischen auseinanderschreitenden Felsen schaute ein ganz in Weiß gehüllter Berg hervor. Die Gesteinwelt folgte nun in noch größeren Ausdehnungen auf die Waldwelt. Uns führte unsere Absicht oft aus der Umschließung der Wälder in das Freie der Berge hinaus. Wenn die Bestandteile eines ganzen Gesteinzuges ergründet waren, wenn alle Wässer, die der Gesteinzug in die Täler sendet, untersucht waren, um jedes Geschiebe, das der Bach führt, zu betrachten und zu verzeichnen, wenn nun nichts Neues nach mehrfacher und genauer

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