Werke
Gastfreund, der noch einfacher war als jene Männer, von denen ich sagte, daß ich sie bei der Fürstin gesehen habe, und dessen Rede und Tun so klare Achtung erzeugten. Selbst sein Anzug, der anfangs auffiel, stimmte zu allem. Auch Eustach, Gustav aber ganz gewiß, standen im entschiedenen Vorzuge vor meinen Gesellschaftsleuten. Weil ich nun diese Menschen sehr gut kannte, und weil sie mir keine hohe Rücksichtnahme mehr einflößten, war es mir unersprießlich, mit ihnen zu sein, und es erschien mir, daß ich die Zeit besser würde benützen können. Aber auch die Erfahrungen in dieser Hinsicht mochte mein Vater für nützlich gehalten haben. Ich machte sie nur an jungen Männern. Über Mädchen konnte ich ein Urteil gar nicht sagen, weil ich sehr wenig mit ihnen sprach, und weil mich natürlich keine in meiner Zurückgezogenheit aufsuchen konnte. Bei älteren Leuten, Männern wie Frauen, kam mir oft jemand entgegen, dem ich Achtung zollen mußte; aber auch zu alten Leuten wie zu Mädchen konnte ich mich nicht drängen. Unter denen, welchen ich mehr zugetan war, stand der Sohn des Juwelenhändlers oben an, ich war ihm wirklich inder eigentlichen Bedeutung ein Freund. Wir brachten außer unseren Kleinodienlehrstunden manche Zeit mit einander zu, wir besprachen verschiedene Dinge, und lasen auch mitunter kleine Abschnitte von Schriften mit einander, die wir gemeinschaftlich achteten. Seine Eltern waren sehr liebenswürdig und fein. Der junge Breporn war mir auch nicht unangenehm. Er sprach noch öfter von der schönen Tarona, und bedauerte sehr, daß sie auf weite Reisen gegangen und daher gar nicht in die Stadt gekommen sei, weswegen er mir sie nie habe zeigen können. An den eigentlichen Vergnügungen, die junge Männer unter sich anstellten, nahm ich nur ungemein selten Teil. Daß ich ber auch überhaupt viel weniger mit Männern meines Alters umging, und nicht, wie es bei vielen jungen Leuen in unserer Stadt der Gebrauch ist, Tage mit ihnen zubrachte und dies öfter wiederholte, rührte daher, daß ich viele Beschäftigungen hatte, und daß mir daher zu wenig eit übrig blieb, sie auf anderes zu verwenden. Am liebsten war es mir, wenn ich mit meinen Angehörigen allein war.
Ich ging nach dem Winter ziemlich spät im Frühlinge auf das Land. So erfreulich der letzte Sommer für mich gewesen war, so sehr er mein Herz gehoben hatte, so war doch etwas Unliebes in dem Grunde meines Innern zurück geblieben, was nichts anders schien als das Bewußtsein, daß ich in meinem Berufe nicht weiter gearbeitet habe und einer planlosen Beschäftigung anheim gegeben gewesen sei. Ich wollte das nun einbringen und den größten Teil des Sommers einer festen und angestrengten Tätigkeit weihen. Ich nahm alle Geräte und Werke mit, welche ich zur Fortsetzung meiner Arbeiten brauchte. Freie Stunden, die nach genauer Zeiteinteilung übrig blieben, wollte ich dann meinen Lieblingsdingen widmen.
Ich kam in das Ahornwirtshaus, und bestellte mir dahin auch die Leute, die ich verwenden wollte, wenn sie sich nämlich bereit erklärten, mir in entferntere Teile der Gebirge zu folgen, wohin mich heuer meine Arbeiten führen würden. Der alte Kaspar wollte mit gehen, zwei andere auch, und so hatte ich genug. Ich erkundigte mich nach meinem Zitherspiellehrer, er war fort und so gut wie verschollen. Kein Mensch wußte etwas von ihm. Ich ging in das Rothmoor, um nachzusehen, wie weit die Marmorarbeiten gediehen waren. Sie wurden heuer fertig, und ich konnte sie im Herbste nach Hause bringen lassen. Da das geschehen war, verließ ich für diesen Sommer das Ahornwirtshaus, in welchem ich nun so lange gewohnt hatte, um mich in die Bergabteilung zu begeben, die ich durchforschen wollte. Ich ging mit einem wehmütigen Gefühle von dem Hause fort.
An einer Stelle, wo das Gebirge weit verzweigt und wild verflochten, aber desohngeachtet bei weitem nicht so schön war wie das, welches ich verlassen hatte, setzte ich mich wie in einem Mittelpunkte meiner Bestrebungen fest. Ich vermißte das heitere, fensterschimmernde Ahornhaus, ich vermißte das ganze Tal, in dem ich beinahe heimisch geworden war. In einem Hause, das an der Öffnung dreier Täler lag und mir daher den geeignetesten Platz abgab, mietete ich mich ein. Schwarzer Tannenwald sah auf meine Fenster, schritt an den Bächen, welche aus den drei Tälern kamen, neben feuchten Wiesen und andern offnen Stellen in die Talgründe hinein, und zog sich auf die Berge. Die höheren Kuppen oder gar die
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