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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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freundlichen Mienen gegen Witiko, und sagte: »Unser Herr und Zupan Lubomir mein Ehegatte hat mir angezeigt, daß Ihr unser Gast seid, ich heiße Euch in Freuden willkommen, und bitte, seid mit dem zufrieden, was unser armes Haus gewähren kann, und was zwei alte Leute, die einsam sind, zu Euerm Vergnügen tun können.«
    »Ihr erweist mir eine hohe Gunst, erhabne Frau«, entgegnete Witiko, »daß Ihr mich gastlich in Euerem Hause aufnehmet, ich werde es dankbar erkennen.«
    Hierauf wendete sich Lubomir gegen die Männer, die an der Tür standen, und indem er auf den ersten wies, sagte er: »Das ist Rastislaw mein Sippe, der mir in meinen Obliegenheiten hilft.«
    Dann wies er auf den zweiten, und sagte: »Das ist Widimir, mein Sippe, der mir auch in meinen Obliegenheiten hilft.«
    Dann wies er auf den dritten und sagte: »Das ist Wentislaw mein Sippe, der mir gleichfalls in meinen Obliegenheiten hilft.«
    Dann wies er nach der Reihe auf die folgenden, und sagte: »Das ist Kodim, das ist Momir, das ist Dis, das ist Derad, das ist Wazlaw, und das ist Hostiwil.«
    Und bei jedem fügte er bei: »Es ist mein Sippe, der mir in meinen Obliegenheiten hilft.«
    Dann fügte er noch hinzu: »Sie sind alle meines Dankes, und wir sind uns alle des gegenseitigem Schutzes versichert.«
    Hierauf wendete er sich halb gegen Witiko und rief zu den Männern: »Dieser Jüngling ist Witiko unser Nachbar im Walde, und, so lange es ihm genehm ist, unser Gast.«
    »Er ist willkommen«, rief einer der Männer.
    »Er ist willkommen«, rief ein anderer.
    Und: »Er ist willkommen«, riefen alle.
    Da dieses vorüber war, öffnete sich die Tür, und man brachte Speisen und Getränke in verschiedenen Gefäßen und stellte sie auf den Tisch.
    »So betet nun zu Gott«, sagte Lubomir.
    Ein Mann in dunklem weitem Gewande, der ganz rückwärts gestanden war, trat an den Tisch, und sprach laut ein Gebet, dem die andern antworteten.
    »Sim, weise die Plätze«, sagte Lubomir.
    Ein Mann in weißem Wollgewande, der die Türen geöffnet hatte, als die Diener die Speisen brachten, wies Witiko einen Stuhl, und mit Zeichen der Hand, die schon verstanden wurden, den Männern ihre Stühle. Lubomir und Boleslawa setzten sich selber.
    Lubomir saß oben an. Zu seiner Rechten war Boleslawa zu seiner Linken Witiko. Neben Boleslawa saßen ihre Frauen. Die drei Mädchen standen hinter ihr. Die Männer saßen an beiden Seiten hinab. Dann waren noch einige Jünglinge. Ganz unten saß der Mann, welcher das Gebet gesprochen hatte.
    Die Speisen bestanden in Rindbraten Geflügel Fischen und Wild nebst Brod und verschiedenen Kuchen. Das Getränke war Wein, der aus großen Eimern in silberne Becher geschenkt wurde. Es standen auch Krüge mit Bier in Bereitschaft.
    »Vor Jahren sind auch meine Söhne und Töchter bei mir an dem Tische gesessen«, sagte Lubomir, »jetzt aber sind alle fort, ich danke Gott, er hat mir kein einziges genommen; aber alle haben sich ihr Haus gegründet, und leben bei den Ihrigen.«
    »Das ist nun so«, sagte Boleslawa, »in der Jugend ist man bei seinen Eltern, in späteren Jahren bei seinen Kindern, und im Alter allein.«
    »Und doch nicht allein«, entgegnete Lubomir, »wir sind hier in der Burg inmitten aller, und wenn wir auf ihre Zinnen gehen, oder wenn wir auf einem Hügel außerhalb ihr sind, so sehen wir die Büsche oder die Wäldchen oder die Bühel, hinter denen unsere Kinder sind, die wieder ihre Kinder um sich haben, die auch zu uns gehören. Wir denken hin, sie denken her, und wir kommen hin, und sie kommen her.«
    »Meine Mutter ist in Pric oft lange allein gewesen«, sagte Witiko, »dann ist sie zu einer Base nach Landshut gegangen. Ich bin jetzt immer allein.«
    »Nicht so, mein Sohn«, sagte Lubomir, »der Segen deiner Mutter und ihr Wunsch ist dir gefolgt, und kehrt allemal wieder zu ihr zurück.«
    »Ja meine Gedanken kehren zu ihr zurück«, sagte Witiko, »und die ihrigen werden wohl auch zu mir gehen.«
    »Siehst du«, sagte Lubomir.
    »Alle Menschen suchen ihre Zukunft«, sagte Boleslawa, »und glauben, daß sie noch etwas recht Gutes erreichen werden.«
    »Wenn sie es nicht täten«, entgegnete Lubomir, »so käme das Leben zum Stehen. Es ist noch glücklich, wenn nicht von fremder Seite her Dinge kommen, die den Menschen verwirren, und aus seinem Wesen schlagen.«
    »Und dann kann er noch suchen, Gutes für die zu erwirken, die um ihn leben«, sagte Boleslawa.
    »Wenn ich, der ich keine neue Zukunft mehr erstrebe, bei den

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