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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Filzhaube mit einer roten geraden Hahnenfeder. Er sagte zu dem Reiter: »Du bist Witiko, der auf dem Wysehrad gesprochen hat, was begehrst du?«
    »Wenn du Diet von Wettern bist, der im Hornung auf dem Wysehrad gestimmt hat«, entgegnete Witiko, »und wenn dieses Haus dein Hof Wettern ist, so begehre ich, der ich Witiko bin, eine Nacht Beherbergung und einen Tag Gastfreundschaft.«
    »Ich bin Diet von Wettern, der gestimmt hat«, sagte der Mann, »dies ist mein Hof Wettern, und ich gewähre dir, was du begehrest.«
    Dann trat er hinzu, und hielt Witikos Pferd beim Zügel, zum Zeichen, daß er absteigen möge.
    Witiko stieg ab, und der Mann führte das Pferd, neben dem Witiko einher ging, am Zügel in den Stall, und versorgte es dort mit Witikos Beihilfe. Dann geleitete er Witiko in eine große Stube, deren Wände mit weißem Kalke getüncht waren, und in der ein großer Tisch und Bänke und Stühle von Buchenholz standen. In der Stube tat er einen Zug an einer großen Glocke, die da hing, daß sie ein Mal schellte. Als ein Knecht eintrat, sagte er zu ihm. »Es ist ein Gast da.«
    Der Knecht entfernte sich, und kam bald wieder, und stellte Roggenbrot Salz und Bier auf den Tisch.
    »Du bist willkommen bei mir, Witiko«, sagte Diet.
    Witiko schnitt auf diese Worte ein Stückchen Brod ab, salzte es, und aß es. Darauf nahm er einen Trunk Bier.
    Diet tat nun zwei Züge an der Glocke, daß sie zwei Mal schellte.
    Eine kurze Zeit darauf trat eine junge Frau herein. Sie hatte die schwarzen Haare in ein Band geschlungen, um die Brust trug sie ein blaues Mieder, davon ging ein faltenreicher schwarzer Rock und eine weiße Schürze nieder. Die Füße waren mit rotgegerbten Stiefeln bekleidet.
    »Elisabeth«, sagte Diet zu der Frau, »dieser Mann ist Witiko, der um des Herzogs Sobeslaw willen auf den Reichstag in den Wysehrad gekommen ist, er wird unser Gast sein, so lange er will, begrüße ihn, und rüste die Eichenstube und die Bewirtung. Diese Frau ist mein Eheweib, Witiko.«
    »Sei mir gegrüßt«, sagte Elisabeth zu Witiko, »mein Ehemann hat mir erzählt, daß du aus dem Teile des Landes stammst, den wir bewohnen. Nimm das mit Freundlichkeit auf, was wir dir in unserm Hause bieten können.«
    »Ich nehme es mit großem Danke an«, sagte Witiko, »und biete euch Gastfreundschaft in meinem Hause in Plan oder in Pric an.«
    »Es kann sein, daß ich sie annehme, wenn ich einmal zu dir komme«, sagte Diet, »wenn du auch dem verstorbenen Herzoge Sobeslaw anhängst, und gerne dessen Sohn Wladislaw zum Herzoge gehabt hättest.«
    Die Frau verließ nach diesen Worten die Stube.
    Witiko aber sagte zu Diet: »Ich bin zu Sobeslaw gegangen, und habe ihm gedient, weil er der rechtmäßige und der rechte Herzog gewesen ist, und ich hätte ihm weiter gedient, wenn er mit Gottes Gnade am Leben geblieben wäre. Über die Nachfolge bin ich nicht Wähler und nicht Richter; aber meine Gedanken sagen mir, daß es wohl wahr sein wird, was der alte Leche Bolemil gesprochen hat. Weil der Herzog Sobeslaw und die Männer des Landes zugleich mit einander in Sadska den Sohn des Herzoges Sobeslaw Wladislaw zum Nachfolger bestimmt hatten, so war er der rechtmäßige Nachfolger. Der andere Wladislaw ist nur durch eure Wahl allein ohne Mitwirkung des Herzogs nicht der rechtmäßige geworden. Weil aber später der Herzog Sobeslaw vor den herzugerufenen Zeugen zu seinem Sohne gesagt hat: Unterwirf dich ihm, wie ich es selber an seinem Bette von seinen Lippen gehört habe, so ist der andere Wladislaw der rechtmäßige Herzog geworden. Ob er der rechte ist, wird sich erst zeigen.«
    »Es hat sich gezeigt«, rief Diet, »es hat ihm keiner zu widersprechen gewagt. Die an Sobeslaw und seinem Sohne hingen, sind still auseinander gegangen. Die großen Lechen stehen bei dem Herzoge, viele kleine sind in seinem Gefolge, er hat die Macht, und wird unsere Rechte schützen.«
    »Ich kenne diese Dinge nicht genau«, sagte Witiko.
    »Es ist alles gut«, sagte Diet, »es darf sich keiner rühren, damit wir zu schalten vermögen, und uns in dem Besitze befestigen können, der von unsern Vätern auf uns gekommen ist. Doch wozu reden wir von diesen Dingen, an denen sich nichts mehr ändert. Da du mein Gast bist, so komme, und sieh den Hof an, in dem du dich befindest, und alle seine Dinge.«
    Die zwei Männer verließen die Stube, und Diet führte Witiko zur Beschauung seines Besitzes. Sie gingen zuerst in die Ställe. Da standen Pferde, wie man sie zu Reisen zur Jagd und

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