Werke
an dasselbe hinan.
Da er dort abstieg, kam ein alter Mann mit einer Fülle weißer Haare aus dem Häuschen. Er ging auf Witiko zu, schaute ihn eine Weile an, und rief dann plötzlich: »So ist meine Bitte im Himmel erhört worden, und meine Augen sehen auf dieser Stelle Witiko, von dem Heil ausgehen wird.«
»Was redest du für Dinge, Huldrik«, entgegnete Witiko, »ich verlange nur eine kleine Nachtherberge.«
»Nun ist Jakob im Holze und Regina im Kohlfelde«, sagte der alte Mann, »aber ich werde Euch helfen.«
Sie brachten das Pferd in den Stall, wo sie eine Kuh auf einen andern Platz hängen mußten, um dem Pferde einen eigenen Stand auszuwirken. Und als Witiko das Pferd wie gewöhnlich bedeckt hatte, sagte er: »Nun führe mich in die Stube.«
»In die Stube, in die Stube«, sagte der alte Mann, »so folgt mir.«
Er führte nun Witiko in die Stube, welche eine Eckstube mit vier Fenstern geweißten Wänden und alten Buchengeräten war. Daneben befand sich eine Kammer mit einem Fenster.
»Da muß ich Euch ja gleich etwas zum Essen bringen«. sagte der alte Mann.
»Tu das, Huldrik«, sagte Witiko.
Der alte Mann ging fort, und brachte dann in einem grünen Schüsselchen Milch, ein Laibchen weißes Brod, ein Messer und einen Hornlöffel. Er stellte die Milch auf den Tisch, und legte Brod Messer und Löffel daneben. Witiko setzte sich auf einen Stuhl an den Tisch, schnitt sich Stückchen Brotes in die Milch, und aß mit dem Hornlöffel. Huldrik stand vor ihm. Er hatte ein sehr grobes lichtgraues Wollgewand. Sein Rock war viel kürzer und weiter als gewöhnlich, kaum über den Oberkörper hinab reichend. Er war mit Haften geknüpft. Dann war die Beinbekleidung, schlottrig, als sei sie ihm wegen seines Alters zu groß geworden, und dann die Stiefel auch kürzer als gewöhnlich, von dickem Leder, und an den Sohlen mit dicken Eisennägeln beschlagen. Auf dem Kopfe hatte er, selbst da er zu Witiko hinaus gekommen war, keine Bedeckung gehabt.
»Das ist eine Freude«, sagte er, indem er Witiko in das Angesicht sah, »nun nahet die Erfüllung. Seit Euren Kinderjahren seid Ihr nicht hier gewesen.«
»Es hat sich nicht gefügt«, sagte Witiko.
»Ihr seid einmal in Friedberg gewesen«, sagte Huldrik.
»Damals mußte ich nach Prag reiten«, entgegnete Witiko.
»Ich habe es von Florian erfahren«, sagte Huldrik, »und wie groß und schön Ihr seit den fünf Jahren geworden seid, da ich Euch nicht gesehen habe.«
»Ich erkannte dich gleich wieder, Huldrik«, sagte Witiko, »aber des Häuschens hätte ich mich aus meiner Kinderzeit nicht mehr erinnern können.«
»Nun seid Ihr hier, und nun wird alles anders werden«, entgegnete Huldrik, »Eure Mutter hätte Euch vor fünf Jahren schon, da ich bei Euch war, mit mir gehen lassen sollen, damit damals schon der Anfang gemacht worden wäre.«
»Ich bleibe aber nicht lange bei dir«, sagte Witiko.
»Das ist nun einerlei, weil Ihr nur einmal da seid, und der Beginn eingetreten ist«, antwortete Huldrik, »Ihr mögt nun in Plan sein, wie bisher, oder sonst irgend wohin gehen, das ändert jetzt nichts mehr, und die Geschicke gehen schon fort.«
»Jetzt müssen wir zu dem Pferde sehen«, sagte Witiko, indem er den Hornlöffel hinlegte.
»Ja«, sagte Huldrik.
Sie gingen nun von der Stube wieder in den Stall, und Witiko fuhr in der weitern Besorgung des Pferdes fort.
»Zeige mir jetzt doch auch die Dinge bei euch«, sagte er dann.
»Nun, hier sind vier Kühe«, sagte Huldrik, »dort zwei Kälber, und in den leeren Stand gehören die zwei Ochsen, mit denen Jakob in das Holz gefahren ist. Folgt mir nun zu den Schafen.«
Sie gingen nun in einen Stall, in welchem in einer Abteilung zwölf Schafe, in einer andern vier Ziegen und ein Ziegenbock waren. Dann zeigte Huldrik Witiko die vier Schweine in ihrem Stalle. Dann führte er ihn in die Scheuer, wo nur ein Rest Heu vom vorigen Jahre übrig war.
»Die Hühner und andern Federtiere sind im Hofe und sonst überall«, sagte Huldrik, »das Gewölbe mit der Milch den Eiern und andern Dingen werde ich Euch zeigen, wenn Regina nach Hause kömmt. Sie bewahrt den Schlüssel. In der kleineren Milchkammer ist auch immer nur der kleinere Vorrat. Durch das Scheuertor seht Ihr hier die Hauswiese mit den zwei Rotkirschbäumen, die sehr gute Kirschen geben, und dort über Adams Haus hin, das Stück Feld gehört zu uns, dann ist der Kohlacker, wo die Steine liegen, und dort rechts an den Büschen, wo die Ebereschen stehen, ist ein Streifen
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