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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Eure Kammer geleite, hoher Herr«, sagte Huldrik.
    »Lebe wohl und schlafe ruhig, Huldrik«, sagte Witiko.
    »Wie es Gott fügt«, antwortete Huldrik.
    Und sie verließen alle die Stube, und gingen in ihre Schlafkammern.
    Witiko blieb noch einen Tag in dem Hause.
    Am nächsten Tage verabschiedete er sich, und verlangte, daß der Knecht mit ihm nach dem Orte Friedberg gehe, und daß er von da sein Pferd an der Moldau aufwärts bis zu der Herberge an der untern Moldau führe, und dort auf ihn warte; denn er selber werde auf den Kamm des Thomaswaldes gehen, und dann in der Herberge eintreffen. Der Greis Huldrik ließ es nicht zu, und sagte, er selbst müsse das Pferd führen, der Knecht könne neben ihm hergehen.
    Witiko fügte sich, und so ritt er von dem Wangetschlage weg. Der Greis ging in seinem Anzuge, zu dem er noch eine graue Filzhaube mit einer kleinen blauen Taubenfeder aufgesetzt hatte, einige Schritte hinter dem Pferde, und wieder einige Schritte hinter dem Greise ging der Knecht Jakob. In Friedberg zogen sie auf dem Fahrstege über die Moldau. Am jenseitigen Ufer stieg Witiko ab, und legte die Zügel des Pferdes in die Hände Huldriks. Dieser schlug von dem Knechte gefolgt das Pferd führend in dem Walde den schmalen Saumweg ein, der dem Wasser entgegen fortlief, und Witiko schritt links, und begann, die breite Höhe des Thomaswaldes hinan zu steigen.
    Auf dem Wege, den er einmal mit dem Führer Florian herab gekommen war, gelangte er nach etwas mehr als einer Stunde auf den Waldkamm, und fand sehr bald die Lichtung, auf welcher die Säule des heiligen Apostels Thomas gestanden war. Hier blieb er stehen, und sah auf das Land Baiern hinab, um welches jetzt Leopold und die Angehörigen des stolzen Heinrich stritten, und von welchem der Teil gegen Morgen, durch den die Donau, die Traun und die Enns flossen, vor ihm ausgebreitet lag, bis wo die Alpenberge zogen, und die steirische Mark begann. Dann sah er gegen das Land Böhmen, in welchem jetzt ein so wichtiger Wechsel des Herrschers vollzogen worden war. Er sah unter sich den blaulichen Wald durchstreift von der lichten Schlange der Moldau, dann sah er in der Richtung zwischen Morgen und Mitternacht den Blansko als letzte Waldhöhe an dem Himmel, in der Richtung zwischen Mitternacht und Abend konnte er in den dunkeln Wäldern den fahlen Wacholderberg erkennen, der bei Plan stand, und von diesem Berge gegen Abend die blaue Wand, die den dunkeln See und die drei Sessel hegte. Der Ort, wo er stand, war die höchste Waldesstelle. Dann ging er auf einem schmalen Pfade schief in der Richtung gegen Mitternacht und Abend durch den Thomaswald wieder zu dem Wasser der Moldau nieder, und kam an der Stelle an, welche die untere Moldau hieß, und an welcher die gezimmerte Herberge stand, von der Rowno gesagt hatte.
    In der Herberge fand er Huldrik und den Knecht Jakob und sein Pferd. Nachdem die Pflege des Pferdes besorgt worden war, und nachdem er mit seinen Begleitern ein Mittagmahl eingenommen hatte, verabschiedeten sie sich, Huldrik ging mit dem Knechte auf dem Saumwege an der Moldau nach Friedberg und von da in den Wangetschlag zurück. Witiko ritt von der Herberge auf dem Stege über das Wasser der Moldau, dann mitternachtwärts an dem neuen Eckschlage vorbei, dann gegen Abend über ein schwarzes Moor, dann durch dichte Wälder, und kam am Nachmittage in dem oberen Plane an.
    Er wurde von den Seinigen sehr freundlich begrüßt, und Raimund trug die schöne Armbrust in die Kammer.
    Witiko legte nun seine Lederbekleidung wieder ab, tat sein Waldgewand an, und lebte wie früher. Er machte nun häufig Übungen mit seinem Pferde im Schnellaufen auf einem Boden mit Unebenheiten Gestrippe und andern Hindernissen.
    Am Ende des Herbstmonates kam ein Mann mit einem Wanderstabe zu ihm, und sagte, daß er von Hostas Burg komme. Er habe zu den Leuten der Burg gehört, weil er aber schon alt werde, verlangte es ihn in seine Heimat, Bores erwirkte ihm seine Verabschiedung, und er verließ die Burg. Weil seine Heimat aber auch im Walde sei, so habe ihm Bores eine Nachricht an Witiko mitgegeben.
    »Welche Nachricht?« fragte Witiko.
    »Daß die Herzogin Adelheid gestorben ist«, sagte der Mann.
    »Die Herzogin Adelheid ist gestorben«, rief Witiko, indem er von seinem Stuhle aufsprang, »die Herzogin Adelheid ist gestorben.«
    »Ja«, sagte der Mann.
    »Wie hat denn das sein können?« fragte Witiko.
    »Wir wissen es nicht«, sagte der Mann, »die erlauchte Herzogin ist in dem

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