Werke
Reden. Bisher hatte niemand zu ihm gesprochen. Jetzt näherte sich ihm aber der junge Mikul in demselben braunen Kleide und mit derselben weißen Feder, die er gehabt hatte, als er bei ihm in dem steinernen Hause in Plan gewesen war. Er grüßte ihn, und sagte: »Es ist gut und recht von dir, Witiko, daß du gekommen bist, es haben mehrere Männer dich sicher hier erwartet. Strich, der alle zu sich geladen hat, ist draußen in dem Walde, um mit ihnen zu jagen; aber sie müssen bald zurückkehren. Du siehst, wie geehrte Gäste er beherbergt, daß er in dieser Zeit jagt.«
Es traten nun mehrere Männer zu Witiko: der rothaarige Benes der blonde Drslaw der schwarze Bogdan Domaslaw und Jurata, und grüßten ihn. Er dankte. Sie nahmen Speisen und Wein. Es kamen andere herzu, sprachen etwas, und gingen wieder weg.
Als die Hälfte des Vormittages vergangen war, näherte sich eine Schar Reiter dem Hofe. An der Spitze war ein Mann auf einem braunen Pferde, er hatte ein weites dunkelblaues Gewand mit einem stählernen Gürtel und einem Jagdspieße. Auf dem Haupte hatte er eine schwarze Haube mit einer grauen Feder. Er hatte braune Haare und um das Kinn einen braunen Bart.
»Das ist Strich, der Herr des Plakahofes«, sagte Mikul zu Witiko.
Hinter dem Manne kamen die andern. Sie hatten auch weite Gewänder mit Gürteln, und trugen Jagdspieße. Diener und Hunde waren nicht bei ihnen. Sie ritten bei dem Tore herein, ihre Pferde wurden in die Stände verteilt, und sie gingen in die Halle.
Als sie sich dort verteilt und Speise und Trank genommen hatten, stieg ein Mann in einem schneeweißen wollenen Gewande und einen langen blauen Stab in der Hand haltend auf eine Bank, und rief: »Die Diener hinaus!«
Männer von verschiedenen Gestalten und in verschiedenen Bekleidungen verließen auf diesen Ruf die Halle durch die zwei Tore an den zwei Enden derselben, und an jedem Tore stellten sich drei Männer mit Speeren auf.
Da dieses geschehen, und einige Zeit darauf vergangen war, stieg ein Mann in einem dunkeln weiten sammetnen Gewande, das ein aus Silber gearbeiteter Gürtel zusammen hielt, auf die Bank. Er hatte weiße Haare und einen weißen Bart. An seiner Seite hing ein Schwert, und auf seinem Kopfe war keine Haube. Witiko erkannte in ihm Nacerat, der in der Versammlung auf dem Wysehrad das dunkelpurpurne Gewand getragen hatte. Als es in der Halle stille geworden war, sprach der Mann: »Liebe Getreue, Ansehnliche! Es sind mehrere darin überein gekommen, daß ich, weil ich vielleicht der älteste an Jahren bin, unserem Wirte den Dank abstatte, daß er uns ein so freundliches Fest und ein so schönes Jagen auf seinem Hofe Plaka gegeben hat. Ich bin von Prag, wo ich viele Arbeit verlassen habe, dazu her gekommen. Und wenn auch andere besser geeignet wären, auf dem Platze zu stehen, auf dem ich jetzt stehe, so will ich doch reden, weil mich einige Freunde hieher gedrängt haben, und weil ich aus Alter ein wenig geschwätzig geworden bin. Ihr werdet mir es schon nachsehen. Strich der mächtige ansehnliche und gute hat uns hieher auf einen seiner Höfe, der den Namen Plaka führt, geladen, daß wir erfahren, wie sein Wild sein zahmes Getier seine Kuchen sein Bier und sein Wein schmecken, daß wir die Wälder sehen, die er da besitzt, und daß wir in diesen Wäldern jagen. Wir haben seit dem grauen Morgen gejagt, und sind jetzt hieher zurückgekehrt, damit wir die Hitze des Tages nicht zu sehr empfinden, die sich nun erheben wird. Ich sage ihm mit meinen Freunden den besten Dank dafür, und alle werden ihm gewiß so danken wie wir. Die Geladenen können sich nun in ihre Heimat begeben, und nehmen eine Freude und ein Vergnügen mit sich auf den Weg. Sie haben sich hier gesehen, und haben freundschaftliche Bande geknüpft, und werden nun gewiß einander, wie es die Lage ihrer Wohnungen gibt, besuchen, bald hier, bald dort, bald anders wo, um ihre Freundschaft fortzuführen, ihre Bündnisse fester zu machen, und von dem zu reden, was ihnen im Herzen ist. Wenn unser guter erlauchter Herzog Wladislaw, den wir erwählt und eingesetzt haben, sich nicht so sehr von uns zurückzöge, so könnte er in unserer Mitte sein, könnte unser Vergnügen teilen, und würde unsere Freude erhöhen. Haben nicht die Herzoge früherer Zeiten mit den Lechen gejagt und getafelt? War es anders? Sindnicht die Lechen ihre Gefährten und ihre gesetzlichen Gesellschafter? Sind sie nicht durch die Lechen eingesetzt und erhalten, und sind nicht die Lechen für die
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