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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Handlungen derselben verantwortlich, und lastet nicht ihre Wahl, wenn sie verfehlt war, verderblich auf dem Lande? Aber hat unser guter Herzog Wladislaw das Vergnügen eines Lechen oder Wladyken geteilt, und ist er auf seinem Hofe gewesen, oder an seinem Tische gesessen? Ihr schweigt, er hat es also nicht getan. Er würde das Vergnügen vermehrt haben, er würde selber Vergnügen genossen haben, wenn er es getan hätte, und wir würden heute noch freudiger sein, als wir sind, wenn er da wäre. Wir bedauern ihn, daß er sich diese Lust versagt, und kehren ohne ihn in unsere Wohnungen zurück. Ich kümmere mich um diese Dinge wenig, ich bin alt, und trage die Sorge für das Land; aber die Jugend will Freude. Unser erlauchter Herzog, ehe wir ihn auf dem ehrwürdigen Schlosse Wysehrad zum Ersten unter uns gewählt haben, ist immer mit unseren Kindern und mit der Jugend des Landes gewesen, und hat ihre Fröhlichkeit mitgenossen. Er tut es jetzt nicht mehr, und darbt an Vergnügen, obwohl er jung ist. Er liest einige Leute aus, die ihm folgen müssen, wenn er in das Land reitet, wie wir den Unsrigen sagen, daß sie mit uns sein sollen, wenn wir jagen. Er ritt mit mehreren nach Hostas Burg, und redete mit der erlauchten Adelheid derWitwe unseres ruhmreichen verstorbenen Herzoges Sobeslaw. Da ich ihm wohlwollend sagte, daß er sich die Mühe auflade, die sonst der Rat übernähme, spottete er meiner. Er ritt mit mehreren jungen Männern in die Burgen des Landes, und machte Anordnungen, die die Räte und Herren des Reiches nicht kannten. Als er zurückkehrte, schlossen wir, nämlich mein Bruder Znata, Milota, dann der ältere Mikul und Domaslaw, die bei diesem Feste, das uns unser lieber Wirt gibt, anwesend sind, und ich mit manchen unserer Leute, die wir zusammenbringen konnten, uns ihm an, damit wir seinem Zuge den Glanz gäben, der ihm gebührte, und den er sonst nicht gehabt hätte, weil keiner der alten Lechen dabei gewesen wäre. Oder lebt unser erlauchter Herzog, wenn er schon die Fröhlichkeit unserer Jugend nicht teilt, sonst mit ihr zusammen? Ich glaube es nicht. Hat nicht Wladislaw der älteste Sohn unseres höchst ruhmreichen verstorbenen Herzoges Sobeslaw, der, wie er auch die Herren unterdrückte, doch der gute und der weise war, in diesem Winter von Prag nach Ungarn fliehen müssen? Ich bedaure unsern guten erlauchten Herzog Wladislaw, daß er sich die Vergnügungen entzieht. Er nimmt die Arbeiten und die Beschlüsse an sich, welche sonst dem obersten Kämmerer und dem Hofrichter und dem Kanzler und dem obersten Truchsesse und den Herren und Räten des Reiches gebührten, und hat der Sorgenund Plagen genug, daß keine Freude Raum findet. Es sind nicht zwölf Wochen vergangen, daß er Kriegsknechte versammelt, und alle, die Räuber genannt wurden, verjagt oder vertilgt hat. Und weil er dazu Macht braucht, so sitzt er, statt unseren Festen beizuwohnen, und brütet in seinen Gedanken, wie er seine Macht vermehre. Ich bedaure unsern guten Herzog, daß er nicht bei uns ist, und unsere fröhliche Lust teilt. Boleslaw der Grausame, welcher seinen Bruder den heiligen Wenzel erschlagen hat, ist genötigt worden, daß er seine geraubte Macht erhalte, die Lechen und die Herren des Landes zu unterdrücken. Bis zu ihm waren sie Führer des Volkes wie die Herzoge, und der Herzog war unter ihnen nur der Erste unter seinesgleichen. Es war ein Glanz durch das ganze Land, und keiner war in Knechtschaft. Dann wurde es so, daß er sie durch seinen Anhang zwang, ihm zu dienen, daß sie seine Krieger waren, und seine Geleiter. Selbst ihr Name Führer verschwand, und wird nicht mehr gehört. Und alle späteren Enkel Premysls sahen es so, und mußten bedacht sein, ihre Macht, durch die sie herrschten, zu erhöhen. Ich bedaure unsern guten Herzog, daß er nicht unter uns ist. Auch den Umgang und den Beistand seiner Angehörigen entbehrt er. Die erhabene Witwe des preiswürdigen Sobeslaw Adelheid von Ungarn mußte nach dem Tode ihres hohen Gemahles in der einsamen BurgHostas bleiben, und starb aus Gram und Kummer in dem vergangenen Herbste. Ihre kleineren Kinder, die er in seine Hut nahm, können ihm nichts gewähren, und so ist er allein, und beschließt allein über das Land, und wir werden später sehen, ob es demselben fruchtet. Ihr erfahrt nun, daß es wahr ist, was ich gesagt habe, daß ich geschwätzig bin. Ich rede immer von allerlei anderen Dingen, und sage immer nicht unserem sehr guten Wirte unseren Dank für sein heutiges

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