Werke
hinter ihnen her, bis sie die strenge Weisung erhielten, zurückzukehren, und dann blieben sie erst noch stehen, bis die Männer im Walde waren.
Da der Abend dieses Tages heran nahte, war der Zug durch den feuchten Schnee bis zu Rownos Turm gelangt. Dort sahen sie, daß Rowno sich und die Seinigen rüste. Es war eine große Bewegung in dem Turme und zwischen den Hütten. Als Rowno die Ankömmlinge erblickte, rief er: »Da ist Witiko von Plana, das ist recht, daß du dich rüstest. Witiko, wer hätte das gedacht? Wir wissen nicht einmal genau, wer gegen den Herzog ist, und wer mit ihm. Wenn alle die Anhänger des verstorbenen Sobeslaw zu den Mährern gehen, der wilde Wsebor, und der alte Diwis, und der uralte Bolemil mit seiner großen Sippschaft und Untergebenheit, und der alte Lubomir, und der starke Bozebor, so kann ein schwerer Krieg werden, und der junge Wladislaw der Sohn Sobeslaws kann gegen den älteren Wladislaw, den wir erwählt haben, siegen. Wir wollen die Rechte der Wladyken schützen, daß sie nicht von den großen Lechen verletzt werden können, wir wollen für ihre Unabhängigkeit und Wohlfahrt streiten. Komme herein, und übernachte in meinem Hause.«
Witiko ritt in den Turm, und die andern wurden in den Hütten aufgenommen, erwärmten sich, und erhielten Speise und Trank.
Da der Morgen des nächsten Tages angebrochen, und Witiko in die große Stube gekommen war, standen viele Männer in derselben. Sie hatten das weite Kleid kurz geschürzt und gegürtet, hatten rauwollige Beinbekleidungen und grobe Stiefel, und auf den Häuptern dicke Filzhauben. Jeder hatte ein Schwert und eine Lanze, und viele trugen, wie es gelegentlich hervor schimmerte, Panzerhemden unter dem Überkleide. Rowno trug ein Panzerhemd und ein Schwert; aber er war noch nicht völlig bekleidet, namentlich war sein Haupt unbedeckt. Es wurde Bier zum Frühtrunke gereicht, und an einige Männer, die noch in die Stube kamen, wurden Waffen verteilt. Ludmila die Gattin Rownos war mit ihrem Knäblein Mis und mit ihrem Töchterlein Durantia in die Stube getreten, um die Männer und Witiko zu begrüßen. Sie war blaß und stille.
Rowno sagte zu Witiko: »Trink einen Frühtrunk, ehe du aufbrichst, und sage Ludmila einen Morgengruß.«
Witiko tat einen Trunk aus einem Krüglein, in welchem Bier war, und schritt dann zu Ludmila, und sagte: »Seid gegrüßt, edle Frau, und es seien auch Eure Kindlein gegrüßet, wir werden einen Zug in das Feld bekommen.«
»Der Beschluß der Männer wird geschehen«, sagte Ludmila, »und sie werden wahren, was ihnen gebührt.«
»Ich werde im Felde sein«, sagte Rowno, »Bustin wird den Turm besetzt halten, der Turm wird gut versehen sein, es werden sich in ihm die nötigen Männer befinden, und die Knaben, die da sind, mögen in dem Walde Kundschaft treiben, und wenn etwas geschieht, das euch Gefahr droht, sendet schnell, und ich werde zurückkehren.«
»Tue nach deinem Herzen, Rowno«, sagte Ludmila, »und Ihr Witiko seid gegrüßet, und habet Dank für den Gruß an die Kinder.«
Da ging bei diesen Worten die Tür der Stube auf, und die Jungfrau mit den schwarzen Haaren den schwarzen Augen den roten Wangen und den kirschroten Lippen, die das dunkelblaue Kleid mit dem veilchenblauen Gürtel angehabt hatte, da Witiko einmal als Gast in dem Turme war, Dimut die Schwester Rownos trat herein. Sie trug aber kein dunkelblaues Kleid mit irgend einem Gürtel, sondern an ihrer Brust glänzte ein helles Waffenhemd, das wohlgereinigt schimmerte, und mit kurzen weiten Ärmeln über das Kleid ihrer Arme ging. Das andere Kleid außer dem Panzerhemde war schwarz und weitfaltig. An den Füßen hatte sie schwarze Stiefel. Ihr Haupt war mit einer schwarzen dicken Filzhaube bedeckt. Sonst trug sie eine Waffe nicht. Sie ging an den Männern vorüber zu Ludmila, und sagte: »Sei gegrüßt, Schwester.«
Dann ging sie zu Rowno, und sagte: »Ich bringe dir den Morgengruß.«
Und dann sagte sie zu Witiko gewendet: »Ich grüße Euch auch, Witiko, Ihr geht gegen Mähren.«
»Ich gehe in den Krieg«, antwortete Witiko.
»Du hast dich auch gerüstet«, sprach Rowno zu ihr.
Dimut antwortete: »Ihr werdet alle, die ihr es könnt, in das Feld gehen, ihr werdet dort genau ergründen, wo das Recht ist, und werdet für das Recht mit eurem Leben streiten, und wenn es sein muß, euer Leben dafür lassen. Ich will tun, was ein Weib vermag, zu meinem Schutze soll wenigstens niemand benötigt sein. Das Rechte muß geschehen, wie es auf
Weitere Kostenlose Bücher