Werke
schimmerndes Waffenhemd, und von dem stählernen Gürtel hing in rotsammetner steinbesetzter Scheide das Schwert. Witiko blickte gegen ihn, und rief: »Odolen!«
»Ja, du lederner Reiter, bist du endlich gekommen, du toller Kopf, gehe hinein, daß dich der Herzog strafe«, sagte der andere, nahm ihn bei der Hand, schüttelte sie ihm, und sah ihm mit den schwarzen Augen freundlich in das Angesicht. Dann schob er mit dem andern Arme die Falte des Gezeltes bei Seite, und führte Witiko in das Innere.
Dasselbe war ein großer langer Raum, in welchem ein langer Tisch aus Tannenholz stand von vielen Feldstühlen umgeben. Witiko sah hier viele Leute, die er kannte. An dem oberen Ende des Tisches saß Wladislaw der Herzog. Sein Haupt war entblößt, und hatte die blonden Haare nieder gestrichen. Die schwarze Haube mit der kurzen geraden weißen Feder lag neben ihm auf dem Tische. Er hatte ein Panzerhemd an, und dunkelbraune Kleider. Der Gürtel war aus Metallfäden gewirkt, und das Schwert hatte eine braunsammetne Scheide ohne Steine. Neben ihm saß auf einem Stuhle der greise Bolemil in schwarzem Sammetgewande. Links von ihm und ein wenig weiter zurück stand Zdik der Bischof von Olmütz mit seinem braunen Barte und in Waffenrüstung. Dann saß Diwis der Kastellan von Saaz in dunklem Gewande, und dann Lubomir in schwarzem Kleide mit dem weißen Barte und den weißen Haaren. Neben Bolemil standen zwei Äbte mit Kreuzen und in der Rüstung. Den einen erkannte Witiko als den von Kladrau, der ihn vor zwei Jahren in der Versammlung auf dem Wysehrad vorgestellt hatte, den andern hielt er für den Abt von Brewnow. Hinter ihnen stand jener Priester Daniel in Rüstung, der das Kreuzlein beglaubigt hatte, welches Witiko nach Prag mitgegeben worden war. Dann sah er Ben, welcher in der Versammlung auf dem Wysehrad der zweite Führer des Hauses gewesen war, und neben ihm Smil, den er auch in der Versammlung gesehen, und den er schon auf dem sächsischen Zuge als Kriegsanführer kennen gelernt hatte. Dann erblickte er noch Nemoy von Netolic und Ctibor von Austi, und an der Stelle, wo er herein gekommen war, standen junge Männer, die er in jenem fröhlichen Ritte hinter der Zupenstadt Chynow bei dem scharlachroten Reiter gesehen hatte, der jetzt Herzog war, Odolen, Welislaw, die zwei SöhneSmils, Ben der jüngere, Casta der jüngere. Sonst waren noch Männer und Herren da, welche Witiko nicht kannte. Vor dem Bischofe Zdik saß neben dem Herzoge ein Mann in schöner kirchlicher Kriegertracht, es war Otto der neuerwählte Bischof von Prag. Er schien den Ehrenplatz an der andern Seite des Herzogs dem greisen Bolemil überlassen zu haben. Neben dem Bischofe standen zwei junge Männer. Sie waren veilchenfarb gekleidet, hatten ein schimmerndes Waffenhemd, einen silbernen Gürtel, und auf dem Haupte eine veilchenfarbene Haube mit einer geraden grauen Feder. Sie waren die Brüder des Herzogs Diepold und Heinrich, die sich gleich gekleidet hatten. Dann waren noch Bozebor und Wsebor da in Waffenhemden, die alten Männer Preda und Milota in weiten gegürteten Gewändern, dann Bartholomäus und Gervasius in kriegerischem Priesterschmuck, Chotimir und Predbor in Rüstungen, und mehrere andere.
Als Witiko eintrat, waren die meisten der Herren von ihren Sitzen schon aufgestanden, und sprachen mit einander.
Auf dem Tische neben dem Herzoge lagen mehrere Schriften.
Da Witiko durch die Zahl der jungen Männer, die am Eingange standen, vorwärts in den freien Raum getreten war, wurde es stiller, und manche Blicke wendeten sich auf ihn.
»Tritt näher, Witiko«, rief der Herzog.
Witiko ging bis zu dem Herzoge vorwärts, und verneigte sich. Dieser stand auf, reichte ihm die Hand, und sagte: »Sei willkommen. So bist du doch gekommen, dem schlimmen Herzoge zu dienen? Oder bringst du ihm die Absage in eigener Person, wie du es getan hast, nachdem ihm andere in Prag gehuldigt hatten?«
»Nein, hoher Herr«, entgegnete Witiko, »ich bin gekommen, dir zu dienen, und bringe einige arme Waldleute mit.«
»Ich weiß es«, antwortete der Herzog, »es ist mir schon gesagt worden. Du bist in den Wald trotzen gegangen, Witiko, bist du nicht ein unvernünftiger Mann?«
»Ich habe die Vernunft in einer andern Gestalt als in der ihrigen nicht erkannt«, sagte Witiko.
»Da war gar keine Vernunft in gar keiner Gestalt, als du mich kennen lerntest«, entgegnete der Herzog, »aber du hättest die Zeit abwarten sollen.«
»Ich bin von dir fortgegangen, hoher Herr«,
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