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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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und sprach mit mehreren.
    Die jungen Männer besuchten zuweilen Witiko, und er besuchte sie wieder.
    So war der zwanzigste Tag des Monates April gekommen.
    An diesem Tage wurde die Weisung gegeben, sich für den zweiten Tag zum Abzuge gegen den Feind zu rüsten. Im ganzen Lager wurde die Weisung vollführt. Die Zelte wurden abgebrochen, die Wagen geladen, und die Leute geordnet.
    Mit dem Morgengrauen des zweiundzwanzigsten Tages des Monates April begann die Bewegung. Sie war so geordnet, wie das Lager geordnet gewesen war. Die Waldleute gingen voran. Sie hatten Pfeifer mit langen geraden Pfeifen, die helle Töne gaben. Zunächst hinter ihnen gingen und ritten die aus dem Waldsaume, und hatten Sackpfeifer und Flötenspieler. Weiter von denen kamen Bolemils Leute mit Trompeten und Hörnern, und weiter die andern.
    Als der Mittag dieses Tages schien, kamen Witiko und Rowno und Diet, und die zu ihnen gehörten, auf dem Berge Wysoka an. Der Hof, den sie früher besetzt gehabt hatten, war nun verbrannt und zerstört. Sie gingen an ihm vorüber, weiter mittagwärts, um auf dem Grün des Berges zu lagern.
    Gegen Ende des Tages war das ganze Heer auf dem Berge angekommen.
    Der nächste Tag wurde dazu verwendet, sie so aufzustellen, wie die Kampfbereitschaft es forderte. Sie lagerten nun in dieser Ordnung.
    Da der Morgen des vierundzwanzigsten Tages des Monates April angebrochen war, konnte man die Scharen der Verbündeten sehen, und die weißen Banner derselben in dem Grün des Landes erblicken.
    Es trafen hierauf Boten von den Feinden ein, welche Friedensfähnlein trugen, und berichteten, daß mehrere der großen Herren und Lechen, die bei Konrad wären, zu Wladislaw kommen wollten, um mit ihm den Streit friedlich beizulegen.
    Bolemil, der herbeigetragen wurde, sagte: »Höre sie, Herr, vielleicht ist doch noch der morgige Tag zu wenden.«
    Der Herzog sagte: »Ich werde sie hören.«
    Er ließ Friedensfahnen aufstellen, und melden, daß die Lechen kommen sollen.
    Er berief die Seinen zusammen. Es war auf dem Platze vor dem verbrannten Hofe. Er und die Herren saßen auf Stühlen, die jüngeren Männer standen, und hinter ihnen im großen Kreise waren Reiter und erlesene Fußgänger aufgestellt.
    Gegen den Mittag erschienen die Lechen. Sie kamen mit einem großen Gefolge von Reitern heran. Als sie gegen den Herzog ritten, wurde ihnen das Zeichen zum Halten gegeben. Sie hielten. Die Herren stiegen von den Pferden, die Reiter stellten sich hinter ihnen dicht geschart auf. Die Herren näherten sich dem Herzoge. An ihrer Spitze ging in ein weites geschürztes rotsammetnes Gewand gekleidet entblößten Hauptes Nacerat, neben ihm war der alte Mikul und der alte Rodmil, dann war Znata der Bruder Nacerats, sie waren auch in weite geschürzte Gewänder gekleidet. Dann waren noch Domaslaw, Slawibor, Drslaw und Jurata in Rüstung. Alle hatten die Häupter entblößt.

    »Setzt euch, und bedeckt euch«, sagte der Herzog.
    Sie setzten sich auf die Stühle, die dem Herzoge und den Seinigen gegenüber aufgestellt waren, und bedeckten ihre Häupter.
    »Es rede, wer von Euch zum Reden erlesen ist«, sagte der Herzog.
    Da erhob sich Nacerat, entblößte neuerdings sein Haupt, und wollte sich dem Herzoge nähern.
    »Nacerat«, rief dieser, »im Feldrate raten wir immer sitzend und bedeckt, und wir wollen es heute auch so halten.«
    Nacerat befolgte die Weisung, und sprach dann von seinem Sitze: »Erlauchter Sprößling des geheiligten Stammes Premysl, hochgeehrter Sohn des ruhmreichen und milden und gütigen Herzoges Wladislaw! mich sendet Konrad der Herzog der Länder Böhmen und Mähren an dich, und bietet dir seinen liebreichen Gruß als Vetter und Herr, es bieten dir die liebreichen Grüße Wratislaw von Brünn, Otto von Olmütz, Spitihnew und Leopold, dann Wladislaw der Sohn des letzten ehrwürdigen Herzoges Sobeslaw lauter Vettern von dir und Sprossen des heiligen Stammes Premysl. Sie wollen dir nur Liebes und Gutes, sie wollen, daß kein Blut vergossen werde, und daß keine weitere Habe mehr von den armen Leuten dieser Länder zu Grunde gehe, als zu ihrem großen Schmerze und zu unser aller Schmerze schon zu Grunde gegangen ist. Sie lassen dich durch mich fragen, was du begehrest, damit diese Heere, welche sich jetzt gegenüber stehen, sich friedlich als Kinder der nämlichen Länder vereinigen, und dann auseinander gehen. Sie werden mit Freude erfüllen, was dein Herz wünschet.«
    »Nacerat«, antwortete der Herzog, »Diener der Länder

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