Werke
Böhmen und Mähren, der du oft im Rate dieser Länder geredet hast! daß du auch hier wie im Rate reden darfst, danke dem alten Manne mit den weißen Haaren neben mir, den ich verehre wie einen Vater, und den du in der Versammlung auf dem Wysehrad sprechen gehört hast. Meinen lieben Vettern sage meine Wünsche. Sie sollen das Heer entlassen, und von mir dem Herzoge von Böhmen und Mähren für sich und ihre Verbündeten um Gnade flehen.«
»Hoher erlaubter Herr«, entgegnete Nacerat, »du sagst Unmögliches. Konrad von Znaim ist der Herzog der Länder Böhmen und Mähren, er steht mit einem sehr großen Heere vor dir, wie kann es einen andern Herzog geben? Er wird dir mit vieler Liebe Znaim und weitere Ländereien erteilen.«
»Und wie ist Konrad von Znaim der Herzog der Länder Böhmen und Mähren geworden?« fragte der Herzog.
»Er ist von den erhabenen Söhnen des Stammes Premysl und von den großen und mächtigen Lechen und Herren dieser Länder dazu gewählt worden«, antwortete Nacerat.
»Hier sitzt mein Bruder Diepold, ein Sohn des Stammes Premysl«, entgegnete der Herzog, »neben ihm sitzt Heinrich mein Bruder, ein Sohn des Stammes Premysl, dann bin ich selber auch ein Sohn des Stammes Premysl, dort sitzt Otto der Bischof von Prag, neben ihm sitzt Zdik der Bischof von Olmütz, dann sitzen die Äbte von Kladrau Wilimow und Brewnow, dann sitzt Daniel der Propst von Prag, und es sitzen andere Priester und Diener Gottes hier. Da sitzt der ehrwürdigste Leche der Länder, Bolemil, dessen Redlichkeit, wie sie sagen, nicht gebeugt werden kann, dann sitzt Lubomir, dann Diwis, Wsebor, Chotimir, Preda, Milota, und wie du sie weiterhin alle kennest, haben die auch zu Konrads Erhöhung mitgewählt?«
»Sie sind gegen den Herzog in den Waffen«, sagte Nacerat, »und ich bin von ihm als Bote zu ihnen gesendet, um ihnen Liebes zu bieten.«
»Am vierten Tage des Monates Hornung des Jahres 1140«, entgegnete der Herzog, »ist von allen Lechen Herren und Wladyken der Länder Böhmen und Mähren nicht bloß von einem Teile auf dem Wysehrad ein Herzog gewählt worden, am siebenzehnten Tage des nämlichen Monates ist er auf den Fürstenstuhl gesetzt worden. Wohin ist jener Herzog gekommen, und wann ist Konrad auf den Fürstenstuhl gesetzt worden?«
»Es erfüllet mich mit großem Schmerze, was ich jetzt sagen muß, hoher und erlauchter Herr«, antwortete Nacerat, »jener Herzog hat geschworen, daß er die Rechte der Länder schützen und achten werde, und es ist, da er den Fürstenstuhl inne hatte, anders geworden. Die Lechen waren gekränkt, und haben, weil durch den Wegfall des Beschworenen die Wahl nichtig geworden war, den erhabenen Fürsten des Stammes Premysl Konrad zum Herzoge gewählt. Auf den Fürstenstuhl ist er noch nicht gesetzt, aber er ist jetzt auf dem Wege nach Prag, um dort auf denselben gesetzt zu werden.«
»Hast du die völlige Macht, mit mir vollständig und bis in das Reine abzuhandeln und abzuschließen, Nacerat?« fragte der Herzog.
»Ich habe diese Macht«, antwortete Nacerat.
»Nun so höre, und handle, und schließe auf folgende Dinge mit mir ab«, entgegnete der Herzog, »oder wenn du nicht abschließen kannst oder willst, so verkündige die Dinge denen, die dich gesandt haben. Ich verzeihe den Fürsten des Stammes Premysl, daß sie sich gegen mich erhoben haben, und belasse sie in ihren Besitzungen und Rechten, ich verzeihe den Priestern Lechen und Herren ihre Empörung gegen mich, und belasse sie in ihren Besitzungen Rechten Ämtern und Würden, ich verzeihe jedem, der gegen mich aufgestanden ist, und werde ihn nicht verfolgen und schädigen, wenn sie sich unterwerfen, die Waffen niederlegen, und die Verzeihung verlangen.«
»Auf diese Dinge kann ich nicht abhandeln und abschließen«, erwiderte Nacerat; »denn Konrad ist der Herzog der Länder Böhmen und Mähren, und muß es bleiben.«
»Hochehrwürdige Bischöfe Äbte Priester und Diener des Herrn, Söhne Premysls Diepold und Heinrich, ehrwürdige Lechen Wladyken und Männer, die ihr um mich versammelt seid«, sagte der Herzog, »habe ich genug getan?«
Otto der Bischof von Prag stand auf, und sagte: »Bolemil möge reden.«
Der Bischof Zdik sagte: »Es rede Bolemil.«
»Bolemil rede«, riefen mehrere Stimmen.
Es wurde stille, Bolemil neigte das Haupt mit den weißen Haaren, und sagte nichts. Nach einer Weile erhob er es, sah den Herzog an, und sprach: »Es ist genug.«
»Es ist genug«, riefen die Stimmen um den Herzog.
»Hebe
Weitere Kostenlose Bücher