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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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hast den Mann, der jetzt von euch Herzog genannt wird, in der Versammlung auf dem Wysehrad verworfen, und jetzt verwirfst du den, welchen du damals gewählt hast: Wladislaw den Sohn Sobeslaws.«
    »Nacerat«, antwortete Bolemil, »rufe nicht dein Geschick. Der Herzog hat gesagt, es wird dich ereilen, und wenn mein Enkel Dalimil nicht tot auf dem Felde läge, so hätte es dich schon ereilt.«
    »Es wird ihn auch so ereilen, den verdammten Satansvater der Heuchelei und der Lügen, der ganz Böhmen haben möchte und Mähren«, rief eine dröhnende Stimme aus den blauen Fähnlein.
    Es war der großgewachsene schwarzhaarige Predbor, der gerufen hatte. Er richtete sich im Sattel empor, und legte zum Fluge ein.
    »Mit mir, ihr guten Reiter«, rief er.
    »Vorwärts mit dem heiligen Markus«, rief Witiko, und in der nächsten Frist waren die Reiter an den Feinden, und die Schwerter waren handgemein.
    Mit zornesrotem Angesichte und glühenden Augen stürmte Predbor vorwärts, er stürzte alles auf seinem Wege nieder, und war in wenigen Augenblicken bei Nacerat.
    Kaum zwei Hiebe wurden gewechselt, da sank der Arm Nacerats, er wankte auf dem Pferde, und sein graues Gewand färbte sich von innen heraus rot.
    »Gebt Raum«, schrie Znata, und eilte hinzu.
    »Gebt Raum«, schrie der Sohn Nacerats, und war auch da, und mit ihm waren Milhost und der junge Mikul.
    Wie aus Entsetzen wich man zurück, und der Kampf ruhte einen Augenblick.
    Die Männer nahmen Nacerat von dem Pferde, senkten ihn gegen die Erde, und beugten sich über ihn.
    Er aber sagte nur die Worte: »Silvester, Silvester.«
    Dann trat Schaum und Blut vor seinen Mund, und er starb.
    Männer aus seinem Gefolge trugen ihn zurück, und wie der Raum von der Leiche frei war, begann wieder der Kampf. Znata sprang zu Pferde, und stürmte wütend vorwärts. An seiner Seite war Drslaw. Dus der Sohn Nacerats war auch schon auf dem Pferde, und drang vor. Predbor verwundete Znata, daß er zurückgetragen werden mußte, und stürzte Drslaw in sein Blut. Die übrig gebliebenen Reiter Bolemils hatten sich gesammelt, und mordeten jetzt mit Wut und Rachgier in den Feinden.
    Dus der Sohn Nacerats hatte sich gegen links gewendet, wo neben Witikos Reitern die Waldmänner standen, und die Schäfte nach vorwärts hielten. Er suchte durch die Fußgänger eine Lücke in die Reihe zu gewinnen. Hinter ihm waren die Jünglinge Milhost und Mikul und die Anhänger Nacerats. Er schlug eine Lanze seitwärts. Der erste Mann, der vor ihm stand, war Norbert von Plan. Hinter Norbert stand Zacharias, und hinter Zacharias der Jüngling Urban. Norbert sank in sein Blut. In diesem Augenblicke hörte man von hinten eine furchtbare Stimme rufen: »Rühre den Knaben nicht an.«
    Es war Peter Laurenz der Schmied von Plan, welcher gerufen hatte.
    Der Sohn Nacerats aber drang gegen Zacharias den Vordermann des Jünglings Urban. Da sah man eine eiserne Keule gegen seine Stirne fliegen. Dus der Sohn Nacerats sank auf seinem Pferde gegen rückwärts, sein rosiges Antlitz ward aschfarb, und in diesem Augenblicke strömte das Blut auf seine schönen Kleider und auf die milchweiße Farbe seines Pferdes. Milhost und Mikul suchten ihn aufzufangen, er entglitt ihnen aber, und stürzte auf die Erde. Da jetzt wieder an dieser Stelle der Kampf auf die Zeit eines Augenblicks ruhte, konnten die Seinen die besudelte und entstellte Leiche des Jünglings nach rückwärts bringen. Der Schmied holte sich seine Keule.
    Die Waldmänner schlossen die Lücke ihrer Reihe, welche Dus, der Sohn Nacerats, gemacht hatte, wieder, und suchten sie jetzt fester zu erhalten. Der Kampf ging fort. Witiko leitete die Reiter mit den blauen Fähnlein, und rief seine Befehle auf die Fußgänger rechts. Milhost, da er sich von der durch Dus gemachten Lücke ausgeschlossen sah, schrie: »Witiko, du meineidiger Schurke, hätten sie dich doch auf den höchsten Baum gehängt.«
    Als er diese Worte kaum vollendet hatte, stach ihn ein Waldschaft durch die Brust, Blut stürzte auf sein grünes goldgewirktes Kleid, und er fiel über das Haupt seines Pferdes in das Gras. Der Jüngling Mikul wurde gleich nach ihm gestürzt. Jetzt kamen auch die kleinen Waldpferde Diets und Rownos. Zibota wurde noch gestürzt, mehrere Männer Nacerats wurden noch gestürzt, und die glänzenden Reiter, jetzt auch ohne Führer, wendeten sich, und flohen zurück.
    Die Männer unter Bolemil Witiko und weiter rechts hatten nun Ruhe. Der Platz vor ihnen war leer. Sie suchten jetzt durch

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