Werke
Fühlung gegen links zu erfahren, ob die Reihe des Herzogs zusammenhänge. Da kam eine Botschaft von ihm, daß die Reihe wieder fest gefügt sei, und daß sie sie halten sollten. Die Botschaft ging gegen rechts weiter. Wirklich konnte man die rosenfarbenen Seidenbanner fort und fort an der Reihe sehen, wie sie in Abständen standen, und wie die hohe Fahne des Herzoges ragte; aber sie waren näher bei einander, die Reihe war sehr kurz geworden, und sie standen nicht mehr unten an dem Rande des Berges sondern wieder oben, wo am Morgen begonnen worden war. Die weißen Banner des Feindes rückten auch wieder geordnet vor, und der Kampf begann an den ganzen Reihen der Heere. Stunde an Stunde verfloß, Männer von großem Ansehen, Reichtum, Würden und Ämtern fielen auf die Erde, Männer von geringerer Bedeutung sanken auf das zertretene Gras, und niedere unbekannte Leute gingen zu Grunde: aber der Raum des Kampfes wurde nicht verändert. Die Feinde des Herzoges hatten die größere Zahl, ihre Zahl war durch die Verräter noch vermehrt worden, und sie hatten die Begierde, ihre Sache zur Entscheidung zu bringen: die Männer des Herzoges hatten den besseren Stand des Ortes, und hatten das Recht. Die letzte Kraft wurde verwendet, die Sonne neigte bereits zum Untergange, man hatte nicht geruht und nichts genossen, Leib und Seele war ermattet, und der Kampf erlosch. Die Reihen von beiden Seiten schwankten zurück, daß ein Raum wurde. Man stand, und es war, als könnte man sich nicht regen.
Die Heere standen nicht wie solche, welche ruhen, und wieder zum Kampfe vorwärts gehen wollen, sondern wie solche, die ausgerungen haben.
Einzelne Rotten und Abteilungen wichen zurück, und der Raum vergrößerte sich.
Kundschafter schlichen hinvor, um zu erspähen, was die Gegner etwa beginnen wollten.
Und als der Raum immer größer wurde, und als man erfahren hatte, daß die aus Mähren gegen ihr Lager zurück drängten, ließ Wladislaw seine Männer auch zurück gehen. Sie waren jetzt wieder wie am Morgen vor dem verbrannten Hofe in der Nähe der Häuser, welche Suchdol hießen.
Ganze Scharen sanken in das Gras, und ehe sie nach Speise und Trank fragten, suchten sie das Nächste zu erlangen, was not tat, Ruhe.
Witiko war unter den Männern des Waldes, die zu ihm gehörten. Sie lagen, oder saßen auf der Erde. Einige hatten ihren Sack geöffnet, und langten Brod, oder was sie hatten, hervor, um zu essen, andere ruhten bloß. Man hatte in einem großen Kruge Wasser aus dem Bache herzu gebracht, weil der Brunnen unbrauchbar war, und die Männer tranken aus dem Kruge.
»Es wird doch nötig sein, liebe gute und getreue Heimatgenossen«, sagte Witiko, »so ermüdet wir auch sind, daß einige von uns zu der Stelle gehen, wo wir mit den Feinden gekämpft haben, sobald man nämlich dahin gelangen kann, um zu sehen, wer aus den Unsrigen dort etwa verwundet oder gar tot liege, daß wir ihm beistehen, oder, wenn er ausgelebt hat, ihn, so es sich tun läßt, begraben. Indessen können wir unter uns hier sehen, wer etwa fehle.«
Auf diese Worte erhoben sich Maz Albrecht und Lambert und Urban und andere junge Männer, und Lambert sagte: »Wir sind nicht so ermüdet, es ist nicht der Rede wert, wir können schon gehen.«
»Es haben sich schon etliche fortgeschlichen«, sagte Christ Severin, »ihr könnt ihnen nachgehen. Wir müssen uns einander beistehen, und daß wir zu Hause keinen Vorwurf haben.«
Die jungen Männer hielten ihr Stück Brod, das sie aßen, in der Hand, und gingen fort.
Witiko sandte nun auch eine Botschaft zu Rowno und Diet und den andern, und erfuhr, daß sie dicht an ihm zur Rechten gelagert seien, sich erquicken, und auch schon nach ihren Verwundeten und Toten gesendet haben.
Nach einer Weile kam von dem Herzoge Wladislaw die Nachricht, daß die Männer sich lagern dürften, daß sie aber in der Ordnung bleiben sollten, welche sie in der Schlacht gehabt haben, daß sie Speise und Trank genießen möchten, daß sie, wenn die Nacht komme, schlafen dürften, und dann des weitern, was geschehen würde, gewärtig sein sollten. Die Führer seien nach kurzer Frist zu dem Herzoge zu einer Beratung geladen.
Die Männer richteten sich nun bequemer zur Ruhe, suchten Lagerstellen zu bereiten, zündeten hie und da Feuer an, und Witiko brachte sein Pferd an eine gute Stelle, und versorgte es reichlich mit Hüllen.
Dann ging er zu dem Herzoge.
Er ging an den Leuten vorbei, wie sie sich in der Schlachtordnung befunden hatten, da
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