Werke
daß man ihm ein Verzeichnis von allen verfertige, welche Wunden erhalten, und welche den Tod erlitten haben.
Darauf versammelte man sich zu dem Rate in dem Saale der Hofburg.
Nach dem Rate wurden die Männer, welche den Herzog Wladislaw auf seinem Wege nach Nürnberg begleitet hatten, und welche zu dem Heere, das auf dem Wysoka gekämpft hatte, gehörten, wieder zu den Ihrigen eingeteilt.
Witiko ging zu den Waldleuten, und ließ für seine deutschen Freunde und für sich und seine Knechte Zelte errichten. Lambert, Augustin und Urban gingen auf ihre Plätze, und die Pferde des Herzogs wurden in ihren Stall zurück geschickt.
Jetzt kam auch Heinrich, der Bruder des Herzoges Wladislaw, mit den Hilfsmännern aus dem Lande Budissin an. Es wurde ihnen ein Platz gegen das Dorf Buben hin neben dem verlassenen Lager der Feinde angewiesen.
Als die Sonne an dem Mittage des Himmels stand, meldeten die Späher, daß das Heer des Königs Konrad komme.
Eine große Zahl Menschen versammelte sich an dem Wege, auf der Brücke und an anderen Stellen, um es kommen zu sehen.
Bald zog es auf dem Wege neben der Moldau herein. Und alle Menschen und alle Dinge, welche sich neben dem Wege befanden, und auch alle, die weiter waren, die Büsche des Berges Petrin und die Felsen gegen die Burg hin leuchteten von dem Scheine der Waffen und Rüstungen. An der Spitze des Zuges ritt der König Konrad. Er hatte einen goldenen Harnisch und einen goldenen Helm. Unter dem Helme waren an der Stirne blonde Haare und seine blauen Augen blickten freundlich umher. Weil man sagte, daß er so männlich sei, wie der erste Ritter in seinem Heere, so sahen alle Augen auf ihn. Dann waren die Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte, Kurherren, Herzoge, Grafen, Ritter, Herren und Führer der Klöster und Städte. Oft waren auf ihren Rüstungen und Schilden Verschlingungen von Laub und Zweigen, von Gestalten und Zeichen aus Gold, Silber oder edlen Steinen. Hermelin oder anderes Rauhwerk war an Säumen und Rändern. Dann kamen die Krieger meist in heller Beschienung, und alles, was zu dem Zuge gehörte. Die Menschen riefen dem Könige zu, und warfen ihm Blumen oder Reiser.
Als der König zu der Brücke gekommen war, harrten an derselben auf ihren Rossen sitzend der Herzog Wladislaw, die Herzogin Gertrud, Diepold und Heinrich, die Brüder des Herzoges, dann die Bischöfe Otto und Zdik, die Äbte und Priester, dann die Herren der Ämter des Hofes und die Führer der Krieger. Sie begrüßten den König und die Seinigen, und geleiteten sie über die Brücke. An das Heer des Königs schloß sich das Heer der Stadtverteidiger an, und das, welches Heinrich aus dem Lande Budissin gebracht hatte. In langen Zügen bewegten sich die Männer über die Brücke der Moldau dahin. Sie durchzogen den rechten Burgflecken bis zu dem Marktplatze, der zwischen dem Burgflecken und dem Wysehrad war. Dort schlossen sich auch die Krieger an, die seit gestern auf dem Marktplatze lagerten. Vor dem Burgflecken des Wysehrad blieben die Heere stehen, und der Herzog und die Seinigen geleiteten den König mit seinen Vornehmen durch den Burgflecken gegen das Pankratiustor der Burg empor. Vor dem Tore stand der Propst Hugo und der Diakon und der Subdiakon in dem Schmucke der kirchlichen Haube und der Fußsohlen, die sie aus Vergunst des Heiligen Vaters tragen durften, und es stand der Dechant, der Meister, der Hüter, und es standen die übrigen Priester des Hauses da, und neben ihnen stand der greise Zupan Fabian mit dem Gaurichter, dem Kämmerer, dem Maier, dem Jägermeister und den anderen Zupenherren, und hinter ihnen standen die Diener der Kirche und die Diener der Zupanei.
Der Propst machte das Zeichen des Segens gegen den König und die Seinigen, und sprach die Worte des Segens.
Der König bezeichnete sich, antwortete mit den Segensantworten, und sprach dann: »Wir werden eure Heiligtümer, hochehrwürdiger Herr, mit unsern Bitten und Gebeten belästigen.«
»Gott wird das Gebet erhören, das du, hoher Herr, in unserer Kirche tust«, antwortete der Propst, »und unser Haus ist dein Haus.«
»Ich bin der Gast meines Schwagers, und besuche auch euer Haus«, sagte der König.
»Unser Haus ist das der Herzoge, wie alles hier der Herzoge ist«, sagte der Propst. »Der erste Boriwoy hat diese Kirche gegründet, der König Wratislaw hat sie größer gebaut, und zwölf Körbe Steine dazu getragen, und der Herzog Sobeslaw hat sie erst glänzen gemacht. Und was wir an Friedenssteuer, Überfuhren,
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