Werke
alle Grüße und Ladungen mit Freuden auf«, antwortete Gertrud.
»Ich bin mit den zwei andern Brüdern auch hier«, sagte Otto, der Bischof von Freising, »um meine liebe Gertrud zu begrüßen. Wir haben kämpfen wollen, und finden nur Feste. Gott hat uns geführt, und das Gebet unserer frommen Mutter auf dem Kahlenberge hat uns begleitet.«
»Sie hat gewiß gebetet, und ihr Gebet ist erhörenswert«, sagte Gertrud, »und du, den sie so liebt, wirst es gedenken.«
»Wenn ich es kann, ist es durch meinen Wandel«, sagte Otto, »und den will ich unserer Mutter genehm zu machen suchen.«
Als es Nacht wurde, ritten alle in den Wysehrad zurück.
Witiko übergab an diesem Tage Rowno das Schwert, welches er für ihn aus Nürnberg gebracht hatte, und teilte an die Waldleute die Geschenke aus, die er für sie dort erworben hatte.
Der König blieb drei Tage in der Stadt Prag.
Es waren an diesen Tagen Feste der Kirche und andere Feste, und die Herren gaben sich Gastlichkeiten. Kostbare Fische und Speisen aller Art wurden herbei gebracht, und der Herzog Wladislaw vergalt an Wein, der an der Elbe gewachsen war, den, welchen die Herren vom Rheine und vom Neckar gebracht hatten. Es wurden Spiele gehalten, und die deutschen Ritter zeigten, was sie mit Waffen und Pferden konnten, und die böhmischen Herren zeigten, was in ihrem Lande gebräuchlich war. Unzählige Menschen waren gekommen, und die böhmischen Mädchen wiesen den fremden Reitern die Schönheit ihrer Landeskleider und ihrer Angesichter. Auch die Männer des Waldes kamen herzu, und ließen sehen, was sie an Laufen und Ringen und Springen vermochten, und der Schmied von Plan vermaß sich, zu sagen, kein Mann könne einen so schweren Stein heben wie er. Geschenke wurden gegeben und empfangen.
Die Kundschafter meldeten, daß die Feinde wirklich auseinander gegangen seien.
Am vierten Tage zog das deutsche Heer auf dem Wege zwischen dem Petrin und der Moldau hinaus, auf dem es herein gekommen war.
Der Herzog Wladislaw nahm nun das verlassene Lager der Feinde in Empfang. Was an Wert dort war, wurde verteilt. Die Schleudergeräte, welche brauchbar waren, wurden zu dem Kriegszeuge des Landes gestellt. Das Holz der Verbalkungen und anderer Werke wurde den Armen gegeben. Die Verwundeten, welche man fand, wurden zu einer besseren Besorgung in die Burgflecken von Prag getragen, und die schlecht begrabenen Toten wurden besser mit Erde bedeckt. Die Priester sprachen den christlichen Segen über sie. Aus Dingen, die man in dem Lager oder auf dem Kampfplatze fand, konnte man erkennen, daß alle an den letzten Kämpfen Teil genommen haben mußten, die es vermocht hatten, Arbeiter, Schenken, Händler, Trödler, Troßbuben, selbst Frauen.
Wladislaw ließ nun die Ebnung des Bodens beginnen, und verkündigen, daß alle, welche ein Eigentum dort haben, sich ausweisen sollen, um eine Entschädigung zu erhalten.
Als diese Dinge geschehen waren, hielt der Herzog einen Rat, wie die Kirche des heiligen Veit und des heiligen Georg wieder aufzubauen sei, und wie man die Mauern der Stadt wieder herrichten und mehr festigen könne, damit sie künftigen Bestürmungen noch wirksamer zu widerstehen vermögen.
Der Herzog, die Priester und die Herren des Rates beschaueten den Schutt der Kirche, und beschlossen, daß sie stärker und schöner aufgerichtet werde, und daß man ein steinernes Dach setze.
Es wurden nun die Weisungen an die Werkmeister und Bauherren des Landes um Rat und Beihilfe gesendet.
Darauf versammelte Wladislaw alle Führer der Krieger, und verteilte an sie Ländereien, Gold, Silber, Geschmeide, Waffen, Pferde, Gewänder, Gezelte, Kriegszeuge, und was sonst zum Lohn und zur Erinnerung dieser Tage zu dienen vermochte. Er bestimmte auch, was an alle übrigen Krieger zu verteilen sei, und gab die Art an, wie es sogleich getan werden müsse.
Dann sprach er: »Wir haben nun einen kleinen Entgelt für eure Taten abgefertigt, wie wir ihn am Morgen nach meiner Ankunft in diesem Saale beraten haben. Er soll kein Lohn sein, sondern nur der Beginn des Lohnes, und was ein treuer Mann von mir wünscht, dafür werde ich zu aller Zeit ein offenes Ohr haben. Die Gabe stammt aus dem fürstlichen Gute, und das Gut hat nach den Kräften getan, die ihm jetzt eigen sind. Wir werden fürder ohne Hilfe fremder Männer die Mittel des Landes rüsten, um den Feind vollständig zu besiegen, und dann ist es nach dem Kriegsgebrauche Recht, daß das Gut des Fürsten durch das Gut des Feindes wieder
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