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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Kammerschreiber gab ihm auch Geld für diejenigen, die vom Wysoka heim gegangen waren, und für die Angehörigen der Toten. Es war viel Freude und Frohlocken, und sie zeigten sich wechselweise, was sie bekommen hatten.
    Der Herzog und die Herzogin ritten in schönen Gewändern mit einem Gefolge, das in prunkenden Kleidern war, zu allen Abteilungen, an welche die Gaben gereicht wurden.
    Am Abende dieses Tages waren Festmahle in allen Lagern, es waren Feste in den beiden Burgflecken von Prag, und in dem Burgflecken des Wysehrad, und es war ein Festmahl in der Hofburg des Herzogs.
    Witiko ritt zu dem Festmahle des Herzogs, und wurde von vielen seiner Leute bis zu dem Tore begleitet.
    Nach dem Mahle wurde er in das Priesterhaus geführt, in welchem ihm wieder seine Wohnung bereitet worden war, weil man die Lager zu verlassen begann.
    Am Morgen des folgenden Tages ging er zu den Seinigen, um sie zu begrüßen, und Anordnungen zu treffen.
    Sie standen oder saßen im Sonnenglanze an den Hütten oder Schirmen, die sie auf ihrem Platze errichtet hatten, herum, und sprachen von verschiedenen Dingen. Sie sprachen von dem, was geschehen war, von ihren Geschenken, und zeigten sich dieselben neuerdings wieder, und mancher zählte sein Geld aus einer Hand in die andere. Der Schmied von Plan hatte ein sehr großes und starkes und altes Waffenhemd erhalten, und hatte es über seinen groben Rock angetan. David der Zimmerer, welcher auf dem Berge Wysoka verwundet worden war, trug alle Geräte des Zimmerwerkes herbei, welche klarer und spiegelnder waren, als er je gesehen hatte. Veit Gregor zeigte ein Becken aus Silber, in welches er das heilige Wasser, wenn es im nächsten Frühlinge geweiht sein würde, zu gießen gesonnen sei. Tom Johannes, der Fiedler, saß auf Holzblöcken, welche zum Verbrennen hergerichtet waren. Er hatte eine Geige in der Hand, und betrachtete sie.
    »Da hast du ja wieder eine Fiedel«, sagte Witiko.
    »Ich habe niemals etwas so Schönes gesehen«, antwortete Tom Johannes, »und wenn ich daran kneipe, so klingt sie, wie gar keine geklungen hat. Ich werde jemanden in Plan unterrichten, daß er sie streichen lerne, damit wir auch hören, wie sie singt.«
    »Du wirst sie schon selber streichen, daß sie singt«, sagte Witiko.
    »Ach, Witiko«, sprach der Fiedler, »du bist doch ein Tor.«
    »Wir werden sehen, ob ich ein Tor bin«, sagte Witiko.
    Er zeigte nun auch manches von dem, was er von dem Herzoge erhalten hatte, und es wurden die Pferde herbei geführt, daß die Waldleute sie sähen. Sie waren ganz gleich lichtbraun, und mit Silber gezäumt. Raimund führte sie hierauf wieder in das Priesterhaus.
    Jeder der Knaben Osels ritt auf einem weißen Pferdchen herum, das er von dem Herzoge erhalten hatte.
    Witiko hieß nun die Seinen sich zum Abzuge in die Heimat rüsten, und sagte, daß er sie bis zu ihren Häusern führen werde.
    In dem Lager auf dem großen Marktplatze wurden die Gezelte abgebrochen, und die Krieger bereiteten sich zum Fortziehen. Die Männer von Budissin gingen in der Richtung nach ihrer Heimat davon, und die Lechen ordneten die Ihrigen zum Heimwege, nur diejenigen, welche mit dem Herzoge zu der Hochzeit Heinrichs, des Markrafen von Österreich, nach Frankfurt zu gehen gesonnen waren, richteten ihre Kostbarkeiten zu dem Zuge.
    Die Führer gingen gegenseitig zu einander, um Abschied zu nehmen. Sie reichten sich mannigfaltige Geschenke. Witiko ging zu den älteren, und dann zu seinen jungen Freunden. Er brachte manchem etwas mit, und empfing von manchem etwas. Bolemil gab ihm den wohlgegliederten Waffenrock, den Dalimil auf dem Wysoka getragen hatte, daß er ihn als Erinnerung an jenen Tage bewahre, an welchem er die Lücke des Verrates ausgefüllt hat, und dadurch sein Kampfnachbar geworden ist. Lubomir gab ihm ein Schwert mit einem Silbergürtel.
    An alle Stellen, auf denen Männer waren, die fortziehen wollten, wurden Nahrungsmittel gebracht, daß sie sich für ihren Weg versehen konnten.
    Der Herzog ordnete noch manches, setzte Diepold zu seinem Stellvertreter ein, und ging mit der Herzogin und mit einem großen Geleite auf seinen Zug zur Hochzeit seines Schwagers Heinrich.
    Witiko verkaufte noch das lahme Pferd, welches Raimund während der Belagerung Prags gepflegt hatte, und kaufte für den Knecht Jakob ein anderes.
    Dann begannen die Männer des Waldes gegen den Mittag des Landes zu ziehen.
    Rowno zog mit den Seinen zuerst davon. Dimut ritt auf ihrem Pferde neben ihm. Das weiße Pferd

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