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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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geworden wäre, und hätte dann gesehen, ob du denkest wie ich.«
    »Ja, Witiko, so ist auch alles recht, wie du getan hast«, sagte Bertha.
    »Und ich werde kommen«, sagte Witiko.
    »Und du weißt schon, wie ich denken werde«, sagte Bertha.
    »So ist alles gut und klar«, sagte Witiko.
    »Baue dir ein Haus, Witiko«, sagte Bertha, »und wenn dann noch keine Makel an dir ist, so folge ich dir, und harre bei dir bis zum Tode. Dann rede zu den Männern deines Landes, bringe sie zu dem Großen, und tue selber das Große.«
    »Ich habe dir gesagt, daß ich das Ganze tun will, was ich kann«, antwortete Witiko.
    »Ich will, daß dir keiner gleich ist«, sagte Bertha, »so weit die Augen blicken, es mögen unten die Bäume des Waldes emporstehen, oder die goldenen Felder der Ähren oder der grüne Sammet der Wiesen weit und weit dahin gehen.«
    »Ich will zu dem Höchsten streben«, sagte Witiko.
    »Und wenn du ein niederer Mann würdest«, sagte Bertha, »so würde ich als dein Weib von dir gehen, dahin du mir nicht folgen könntest.«
    »Du gehst nicht, und alles wird sich erfüllen«, sagte Witiko.
    »Alles wird sich erfüllen«, sagte Bertha.
    »Und nun bitte ich dich um etwas, Bertha«, sagte Witiko.
    »Sprich«, entgegnete Bertha.
    »Lasse mich deine Lippen küssen, über welche einmal der Quell des Gesanges geklungen hat«, sagte Witiko.
    »So küsse sie, Witiko«, sagte Bertha.
    Und er nahete sich, und küßte ihren Mund.
    Dann sagte er: »Wie schön ist die Stelle, darauf wir stehen, es hat jemand die Bank gebaut.«
    »Ich habe sie errichten lassen«, entgegnete Bertha, »so wie ich die Steine habe legen lassen, auf denen wir vor vier Jahren gesessen sind.«
    »Bist du oft hier?« fragte Witiko.
    »Da wir in dem Walde waren, bin ich oft da gewesen, und habe an dich gedacht«, antwortete Bertha.
    »Und wenn ich auf die Waldhöhen geschaut habe, auf denen eine Burg schön ragen würde«, sagte Witiko, »so schaute ich am längsten auf die Höhe der Sessel.«

    »Und mein Herz jauchzte, als du sie auf dem Wysehrad gezwungen hast, dir einen Sitz zu geben«, sagte Bertha.
    »Und ich habe in meinem Sinne die Worte gesagt, die du im Walde gesprochen hast«, antwortete Witiko.
    »Und ich habe auf Wolf gelauscht, wenn er von dir erzählte«, sagte Bertha.
    »Ich habe dieser Tage das Gewand angelegt, das ich hatte, als ich dich zum ersten Male sah«, sprach Witiko.
    »Ich dachte es«, antwortete Bertha.
    »Ich habe die rote Rose auf dem weißen Schilde deinetwegen in dem Kampfe getragen«, sagte Witiko.
    »Ich wußte es«, entgegnete Bertha.
    »Und ich kann hier nur weilen, bis die Sonne des Morgens scheint, dann muß ich wieder fort«, sagte Witiko.
    »Ich weiß es«, antwortete Bertha.
    »Du weißt es?« fragte Witiko.
    »Ja, ich weiß es«, sagte sie, »und lasse uns schnell zu den Eltern gehen.«
    Sie wendeten sich. Witiko reichte ihr den Arm. Sie legte ihren Arm in den seinigen, und so gingen die zwei Gestalten auf den Pfad an dem Waldsaume dahin, und gingen auf dem Pfade gegen das Haus Heinrichs. Als sie gegen die Tiefe kamen, wo die zwei Wege sich vereinigen, sah Witiko den Mann Wolf noch immer auf dem Steine in der Schlucht neben dem Gebüsche sitzen. Da Wolf die Wandler erblickte, sprang er von dem Steine, und eilte in großen Sprüngen durch die Schlucht gegen das Haus. Witiko und Bertha aber gingen an dem Bache dem Hause zu, von dem Witiko vor kurzem allein herauf gegangen war.
    Als sie das Haus erreicht hatten, gingen sie durch die nämliche Tür in dasselbe, durch welche Bertha Witiko herein geführt hatte, da er das erste Mal hieher gekommen war. Sie traten in den Vorsaal, und von demselben in den Saal. Er war leer. Hier löste Bertha ihren Arm von dem Witikos, und eilte in die ferneren Gemächer.
    Witiko aber ging zu den Seinigen.
    Der Mann in dem braunen Gewande schlief noch immer auf dem Bette, und Raimund war wieder nicht in der Herbergwohnung.
    Witiko ging auch wieder von den Stuben fort, und ging gegen die Ställe.
    An der Tür zu den fremden Pferden standen die Knechte Hando und Raimund, und sprachen.
    »Hando«, sagte Witiko, »gehe zu deinem Herrn, und frage ihn von mir, ob ich zu dieser Frist zu ihm kommen, und mit ihm reden dürfe.«
    »Ich werde es tun«, sagte Hando.
    Er ging in das Haus.
    Witiko sprach zu Raimund: »In unsern Kammern stehen Speisen und Getränke. Wenn du essen und trinken willst, so gehe hin, und nimm, was du bedarfst. Ich esse jetzt nicht. Der andere schläft, und lasse ihn

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