Werke
der Schlacht die rote Waldrose auf dem weißen Schilde getragen, sehet, daß die Rose in die Geschicke Eurer Länder hinein blühet, und dann kommt. Bis dahin ist Bertha von Euch getrennt, und seid Ihr von Bertha getrennt. Ist Euch diese Genugtuung gerecht?«
»Sie ist mir gerecht«, sagte Witiko, »ich danke Euch für Eure Worte. Ich habe nie gedacht, Bertha anders zu gewinnen als so, und ich habe nie gedacht, anders zu handeln, wenn auch Bertha nicht wäre.«
»Tut so«, sagte Heinrich, »und wenn eine Burg wird, in der die Rose ist, so denke ich, daß die Burg der Rose und daß Stauf und Schauenberg in gleicher Größe und in Wohlvernehmen fortbestehen mögen. Ihr seid als Gast in meinem Hause immer willkommen. Jetzt muß ich den Frauen verkünden, was wir gesprochen haben. Beurlaubet mich.«
Er stand auf, Witiko stand auch auf, die Männer reichten sich die Hände, und Witiko verließ das Gemach.
Da er in den Hof gekommen war, sah er Wolf.
Wolf ging eilig zu ihm, und sagte: »Ihr seid sehr lange nicht mehr in unser Haus gekommen.«
»Ist es dir lange geworden?« fragte Witiko.
»Ja«, entgegnete Wolf, »es ist mir lange geworden.«
»Ich habe nicht anders gekonnt«, entgegnete Witiko.
»Zählt nur auf mich, ich will Euch in allen Dingen beistehen«, sagte Wolf.
»Nun, ich werde es dir sagen, wenn ich deines Beistandes bedarf«, antwortete Witiko, »und werde dir dafür danken.«
»Es ist nicht Dankes halber«, sagte Wolf, »ich tue es gerne. Unser Herr ist strenge, er hat die ganze Welt gesehen, die Leute nennen ihn Fahrirre, ich habe es ihm aber nie gesagt. Sonst ist er auch gut.«
»Ich habe es erfahren«, sagte Witiko, »er ist immer gastlich gegen mich gewesen.«
»Ja, gastlich ist er«, sagte Wolf.
Witiko verabschiedete sich von Wolf, und ging in seine Wohnung.
In derselben saß der Mann, der die braunen Kleider hatte, auf einem Stuhle, und der Knecht Raimund saß auf einem andern Stuhle. Witiko sah, daß von den Speisen und den Getränken etwas verzehrt worden war. Raimund berichtete, daß die Pflege der Pferde vorüber sei, und daß sie jetzt ruhen könnten. Witiko nahm von den Speisen und Getränken nichts, und setzte sich auf einen Stuhl.
Es dauerte noch eine Zeit, bis die Sonne unterging. Da ertönte eine Glocke in dem Hause.
Witiko erhob sich, und ging mit Raimund und dem fremden Manne in den großen Saal.
In demselben war alles so zum Speisen angeordnet, wie es Witiko gesehen hatte, da er zum ersten Male in dem Hause gewesen war. Er wurde an das obere Ende des Tisches zu Heinrich und Wiulfhilt geführt. Heinrich stand obenan, Witiko wurde zu seiner Linken gewiesen, rechts war die Mutter und dann Bertha. Es waren auch noch zwei Männer am oberen Ende des Tisches, die Heinrich Dienstmannen, Hartnit und Liutolt, nannte. Die Leute des Hauses harrten weiter unten, bei ihnen waren auch der Knecht Raimund und der Mann in dem braunen Gewande. Heinrich sprach ein lautes Gebet, in das die Leute antworteten. Nach dem Gebete setzten sich alle nieder, und die Speisen wurden von zwei Mägden gebracht. Sie wurden alle zugleich auf den Tisch gestellt. Auf dem oberen Ende waren Fische, es war gebratenes Geflügel, es war Hirschfleisch, es waren Kuchen, es war Brod und Wein. Auf dem unteren Ende des Tisches war gebratenes Hammelfleisch, Bier und Brod.
Als das Mahl geendet war, sprach Heinrich wie vorher ein Gebet. Nach demselben gingen die Leute, welche an dem unteren Ende des Tisches gesessen waren, fort.
Heinrich sagte zu Witiko: »Möge Euch als Gast mein Abendessen wohl bekommen, und weil ihr morgen mit dem Anbruche des Tages fortreiten wollt, so nehmen wir heute Abschied.«
Wiulfhilt sagte: »Lasset Euch genügen, was wir Euch in Eurer kurzen Zeit hier bieten konnten, und kommet als Gast bald wieder in unser Haus. Mein Gemahl und ich werden Euch gerne aufnehmen. Sein Wille ist der meinige.«
»Ich danke Euch, edle Frau«, sagte Witiko.
Darauf wendete er sich zu Bertha, und sprach: »Möge Bertha das Glück erfahren, das ihr die wünschen, die sie lieben.«
»Möge Witiko erreichen, was er hofft«, entgegnete Bertha.
»Er will darnach streben«, sagte Witiko, »Gott fügt das weitere.«
Er reichte Bertha die Hand, und Bertha reichte ihm die Hand.
»Ich werde Euch in Eure Stube geleiten«, sagte Heinrich.
Witiko und Bertha lösten ihre Hände auseinander. Witiko neigte sich vor Wiulfhilt, vor Bertha, und auch vor den Dienstmannen.
Diese alle gaben den Gruß zurück, und Witiko ging mit
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