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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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dort am schönsten«, antwortete Witiko.
    »In dem schönen Walde ist Huldrik«, sagte Wentila, »und möchte in einem Schlosse Marschalk sein.«
    »Er soll zu mir kommen, wenn ich mir einmal einen festen Ort erwähle, und er dann noch lebt«, sagte Witiko.
    »Nun, er sagt ja«, sprach Wentila, »daß die Angehörigen seines Stammes sehr alt werden, und daß er dieses auch hofft.«
    »Gott gewähre es ihm«, sagte Witiko.
    »Er gewähre es ihm nach meinem Wunsche«, antwortete Wentila.
    »Mutter«, sprach Witiko, »ich habe dir in meinen Botschaften etwas nicht erzählt, ich will es dir jetzt sagen. An jenem Sonntage, an welchem ich in dem Walde der drei Sessel betete, habe ich ein Mädchen des Namens Bertha kennen gelernt, das damals dunkelrote Waldrosen, die du liebst, als gutes Zeichen auf dem Haupte trug. Ich bin, da ich den hochehrwürdigen Bischof Zdik nach Passau geleitete, wieder in dem Hause der Eltern Berthas gewesen, und habe mich mit Bertha in Zuneigung und Liebe geeinigt, daß wir Ehegatten werden wollen. Sie ist die Tochter Heinrichs von Jugelbach.«
    »Er wird sie dir nicht geben«, sagte Wentila.
    »Es ist noch ungewiß«, sprach Witiko.
    »Du hast die Sache den Eltern Berthas geoffenbart«, sagte Wentila.
    »Ich habe sie dem Vater geoffenbart«, entgegnete Witiko, »und er hat zurück geredet: wenn die Rose, welche ich auf dem Berge Wysoka in dem weißen Schilde getragen habe, in einer Burg ist, und wenn sie in die Geschicke unserer Länder hinein blüht, solle ich wieder kommen, und fragen.«
    »Ich weiß nicht, ob es so gewesen ist, wie der Vater Benno sagt«, antwortete Wentila, »daß unsere Vorfahren einst reiche Güter gehabt haben, und die Herren in dem Walde gewesen sind; aber die Geschlechter werden reich, und wieder arm, und können wieder reich werden, und es wechseln die Geschicke. Wenn du Bertha zu deinem Eheweibe gewinnen kannst, so erfreue dich darüber; wenn es aber nicht möglich ist, so trage es gelassen.«
    »Ich werde es tragen«, sagte Witiko.
    »Wiulfhilt, die Mutter Berthas, ist sehr gut«, sprach Wentila, »und Bertha wird auch gut sein.«
    »Sie ist gut und starkherzig«, sagte Witiko, »und haßt die schlechten Taten wie die Frau Markgräfin, aber anders, und liebt die großen und herrlichen. Sie hat gesagt, ich solle tun, daß mir keiner gleich sei in dem Felde der goldenen Ähren und in dem Walde der Wipfel der Bäume.«
    »Strebe nicht mit Hoffart nach deinem Ziele, Witiko«, entgegnete Wentila. »Und wenn du auch nicht tust, daß dir keiner gleich ist in dem Felde der goldenen Ähren oder in den Wäldern der Wipfel der Bäume, und wenn dir nur die Gnade verliehen ist, Geringeres zu tun, was recht ist, wie du mir die Meinung Silvesters gemeldet hast, so wird es am besten sein.«
    »Ich werde suchen, das Gute zu tun, wie es dein und Silvesters Gedanke ist«, antwortete Witiko.
    »Tue es, mein Sohn«, sagte Wentila. »Ich habe Bertha gesehen, da sie ein kleines Kind war. Vielleicht sehe ich sie wieder, wenn ihre Eltern nach Jugelbach heimkehren, und ich auf der Rückreise bin.«
    »Wenn du zu ihr kommst, so wirst du wissen, daß meine Neigung gut ist«, sagte Witiko.
    »Ich weiß es schon«, antwortete Wentila, »weil ich dir vertraue.«
    »Und wann meinst du wieder nach Landshut zurückzukehren?« fragte Witiko.
    »Wenn es die hohe Frau, die mich auf diesen Berg geladen hat, anordnet«, entgegnete Wentila. »Es wird ihr Sohn Otto, der Bischof von Freising, kommen, und ich glaube, daß ich mit seinem Geleite nach Baiern zurückreisen werde.«
    »Ich habe auch Berthas willen das Lederkleid angelegt, weil sie mich zuerst darin gesehen hat«, sprach Witiko.
    »Ich denke es mir«, sagte die Mutter.
    »Und nun, Mutter«, sprach Witiko, »wie lebt denn der hochehrwürdige Vater Benno?«
    »Er lebt in Gesundheit«, antwortete Wentila, »er hält seinen Gottesdienst in der Kirche des heiligen Martin, er stellt Betrachtungen an, und schreibt in ein großes Buch die Dinge der Kaiser ein; denn er sucht alles zu ergründen, was einmal geschehen ist. Er hat mir aufgetragen, dir einen feierlichen Gruß von ihm zu sagen.«
    »Bringe ihm den Dank, wenn du heimkehrst«, sagte Witiko, »und bringe ihm meine Ehrerbietung.«
    »Ich werde es tun«, antwortete Wentila, »und es wird ihn freuen, weil er dich liebt, wie, da du noch ein Kind warest. Er sagt, daß die Baiern mit Sorge auf Österreich schauen, seit Konrad, der Halbbruder des Markgrafen Heinrich, in Deutschland herrscht, und seit der

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