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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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und Herren der Länder, Herren des Hofes, Führer, Kriegsgenossen, Räte und Freunde. Ich hätte erst geredet, wenn alle andern ihre Rede vollendet gehabt hätten; allein es sind immer mehr Worte gegen mich entstanden, und eure Herzen sind von den Worten ergriffen worden. Ich will also jetzt schon meine Worte entgegen sprechen. Dann sollen alle andern reden, die noch reden wollen, und sie sollen gehört werden. Vielleicht wird ihre Meinung durch meine Worte ein wenig geändert. Wenn sie bei ihrer Meinung bleiben, so sollen sie dieselbe aussprechen. Ich bitte euch, höret mich an.«
    »Höret die Worte«, riefen mehrere Stimmen.
    »Höret die Worte«, riefen dann fast alle in dem Saale.
    Als es wieder stille geworden war, sprach der König: »Ihr habt getadelt, daß ich mit den Fremden in Verbindungen gekommen bin. Als die Reiche noch klein und einsam waren, schalteten sie in ihrem Hause, und mochten, wenn ein Überfall eines Nachbars kam, ihn abwehren. Aber die Reiche sind gewachsen, und einzelne sind erstarkt. Und andere haben sich an dieses Reich angeschlossen, um seine und ihre Macht zu mehren. Wer in seinem Hause bleibt, der ist ohne Bundesgenossen, und wird von denen besiegt, die Bundesgenossen haben. Ihr habt gesagt: Wir haben den Kaiser Lothar besiegt. Lothar ist mit einem Heere in die Schlucht von Chlumec und in den Hinterhalt der Böhmen gegangen, und einzelne Teile seines Heeres wurden vernichtet, und der Rest umringt. Und dennoch hat unser fester und kluger Herzog Sobeslaw, mein Oheim, da Lothar fast gefangen war, von ihm die Bestätigung der Herzogswürde von Böhmen angenommen, nicht weil er König der Deutschen war, sondern weil er römischer Kaiser sein würde. Sobeslaw hat die Gefahr solcher Kriege erkannt, die gekommen wäre, wenn er auch das Heer Lothars völlig vernichtet und Lothar gefangen hätte. Friedrich, welcher jetzt in Deutschland herrscht, ist nicht wie Lothar, er führt die Heere besser. Habt ihr gesehen, was er getan hat? Friedrich hat zuerst das Reich beruhigt, es ist dann die Krone der Lombarden und die römische Kaiserkrone auf sein Haupt gesetzt worden. Er hat hierauf die Mächtigen im Reiche, die eigene Fehden führten, zu schimpflicher Strafe verurteilt, und keiner wagte zu widersprechen, und die Fürsten standen zu ihm. Und er hat die Raubritter ausgerottet, und seine Macht wuchs über Dänemark und Polen und über Lyon bis Avignon, und England schickte Geschenke, und trug ein Bündnis an, und Spanien und Frankreich und Burgund und andere schickten Abgesandte, und Ungarn verpflichtete sich ihm mit Reitern. Wenn Friedrich die Länder Böhmenund Mähren zu einer deutschen Mark machen wollte, wie einmal vor ihm der Kaiser Karl mit dem Lande der Avaren bis zur Raab getan hat, so würde der Streit ein sehr schwerer sein. Eure Tapferkeit würde öfter siegen; aber der endliche Ausgang wäre sehr ungewiß. Denn der Kaiser hat Bundesgenossen, und sie würden sich mehren. Ihr werdet sagen: Das wäre ein Raub. Wenn nun Friedrich ein Räuber sein wollte, wie Attila und andere vor ihm, wer hätte es gehindert? Wenn wir den Räuber, der in unsere Häuser oder Burgen bricht, strafen und ihn vernichten, so werden wieder andere Räuber. Wäre es nicht besser, wenn wir machen könnten, daß gar keine Räuber mehr entständen? Wenn eben so nun Friedrich Räubergedanken hegen sollte, wäre es da nicht zuträglicher, zu bewirken, daß solche Gedanken gar nicht emporkeimten? Ich bin im Anfange wider Friedrich gewesen, weil es mir geschienen hat, daß er gegen Österreich und meinen Schwager Heinrich nicht gerecht ist. Ich führte mit ihm Verhandlungen, und die Verhandlungen erreichten kein Ziel. Da ging ich selber zu Friedrich, erkannte ihn, lernte ihn lieben, und wurde sein Freund, und er wurde mein Freund. Und die Sache mit Österreich und Baiern lösete sich glücklich für alle, und der Zug gegen Polen brachte uns Ehre und Ruhm und Beute, und die Macht der Länder Böhmen und Mähren wurde befestigt. Wer in Verbindung mit Fremdenist, der ist darum nicht abhängig von den Fremden, wie einer, der von einem Handelsmanne etwas kauft, von ihm nicht abhängig ist. Oder sind wir von dem Fremden abhängig, so ist der Fremde ingleichen von uns abhängig, wie der Käufer und Verkäufer von einander abhängig sind, aber beide zu ihrem Frommen. Wenn viele in einer Verbindung sind, so sichern sie sich, wenn sie über die Dinge gemeinsam reden, und in ihnen gemeinsam handeln. Es sollten alle Reiche unseres

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