Werke
beides geben können? Wir haben den Kaiser Lothar besiegt, und haben von ihm die Königskrone gewonnen. Konntest du sie nicht von uns empfangen? Du wärest dann ein König der Böhmen gewesen, und wir hätten dich auf unsern Schilden getragen. Jetzt aber bist du ein deutscher König, und mußt den Lohn bezahlen. Du bist zinspflichtig, und wir sind die Knechte eines Knechtes. Oder sollen wir uns von dir lossagen? sollen wir die Länder in Krieg und Jammer stürzen? Wer wird das Elend ergründen können? Die alten Herzoge von Böhmen sind lange, ehe ein deutscher König und Kaiser war, zur Zeit, da noch ein Wald stand, wo jetzt die Stadt Prag ist, auf der heiligen goldenen Burg im Walde gesessen, und ihre Lechen und Wladyken waren um sie, und sie haben gerichtet und geurteilt, und ihre Völker haben auf sie geschaut, und niemand konnte eine Nadel von ihren Wäldern nehmen, und sie waren ehrenreich, daß die uralten Sänger und die Völker von ihnen gesungen haben. Die Herzoge sind höher gewesen, als die Könige und die Kaiser. Daß sie Herzoge wurden, sind sie auf den alten geheiligten Herzogstuhl gesetzt worden. Darum hieß der Felsstuhl der Herzogstuhl. Soll er jetzt ein Königsstuhl werden? Oder willst du dir einen andern schnitzen lassen, und ihn mit Gold und Farben verzieren? Werden nach dir die Könige die Bastschuhe Premysls anziehen wollen, der nur ein Herzog gewesen ist? Werden die Könige nach dir sich, ehe sie auf den Herzogstuhl gesetzt werden, schlechte Kleider anziehen lassen, um sich ihres Ursprunges zu erinnern? Werden sie sich auch nur auf den Herzogstuhl setzen lassen, dadurch sie ja nur Herzoge würden, und jetzt schon durch den Spruch des Fremden, ehe sie noch in dem Leibe ihrer Mutter entstehen, Könige sind? Unsere geheiligten Gebräuche, unsere heimatlichen Sitten, unsere vorväterlichen Geräte werden verschwinden, und so groß der Fels des Herzogstuhles ist, so werden Jahre kommen, in denen man nicht mehr weiß, wo er gestanden ist.Wenn wir die Sache eingeleitet hätten, so hätten wir das Geheiligte sichern können. Die Könige werden wie du ohne uns handeln, sie werden ihres Glanzes pflegen, und wir werden die Diener und die Sklaven eines Herrn sein. Und wenn wir uns empörten, und alle aus dem Stamme Premysl entfernten, so würde einer von uns der Herr werden, er würde sich durch seine Macht wieder zum Könige machen, und wir stünden vor dem nämlichen Dinge, vor dem wir jetzt stehen. Wer zu solchem den Rat gegeben hat, der verdient an das Kreuz geschlagen zu werden. So sage ich, so rede ich, und so habe ich die Sache bis in mein Alter erfahren, und so spreche ich von der Sache.«
Da er diese Worte geredet hatte, setzte er sich schnell auf seinen Stuhl nieder.
Aber nun brachen viele in ein Schreien aus, das stärker war als jedes, das sich bisher erhoben hatte. Es machte fast die Fenster erzittern, und machte die Ohren unfähig, irgend etwas zu vernehmen.
Nach langer Zeit erst hörte man die Rufe: »Ans Kreuz, ans Kreuz, ans Kreuz.«
Und nicht lange hörte man die Rufe. Es wurde wieder ein übertäubendes Schreien, aus dem nichts zu vernehmen war.
Dann schlugen die Männer an die Schwerter, daß es rasselte, und manche schwangen sie in der Scheide wieder wie früher um das Haupt.
Bogdan zog das seinige hervor, daß es durch den Saal blitzte; aber die zunächst um ihn waren, umschlossen ihn mit ihren Armen, zogen ihn nieder, und nahmen ihm das Schwert.
Das Schreien und das Rasseln mehrte sich.
Dann hörte man wieder Stimmen: »Ans Kreuz, ans Kreuz, ans Kreuz.«
Dann drang der außerordentliche Ruf Predbors durch den Lärm: »Laßt die andern reden, und höret sie; ihr habt es versprochen.«
Der Lärm wurde auf diese Worte etwas geringer.
Dann standen einige auf, um zu beschwichtigen. Da sie aber nicht gehört wurden, mußten sie ihre Stimmen stärker erheben, und das Getöse wurde wieder ärger als früher.
Jetzt erhob sich der König Wladislaw langsam von seinem Stuhle, und stand aufrecht da.
Er nahm nach einiger Zeit seine Haube von dem Haupte, und legte sie auf den Tisch.
Seine blonden Haare waren um sein Angesicht, und seine blauen Augen blickten auf die Versammlung.
So stand er da.
Und wie es bei Wsebor und bei dem Bischofe Daniel gewesen war, so wurde es auch bei ihm. Das Getöse minderte sich, und endlich wurde es so stille, daß man keinen Laut vernehmen konnte.
Da sprach der König: »Höchste und hohe Herren der Kirche, Sprossen des Stammes Premysl, hohe Herren
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