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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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können, wenn sie auch zugleich zum Reden aufgestanden sind, so meine ich es geziemend, daß dem Ältern zuerst das Wort gegönnt werde.«
    »Ja, ja«, riefen fast alle Stimmen im Saale.
    »Lubomir«, sagte der König, »ich glaube, daß du schon vor einer Zeit von deinem Sitze aufgestanden bist. Und wenn es auch nicht so wäre, so bist du doch der Älteste. Sprich.«
    Lubomir sprach: »Hocherlauchter König, wenn du mich hören willst, und wenn mich die Versammlung hören will, so werde ich reden.«
    »Rede, rede«, riefen viele Männer in dem Saale.
    Lubomir schwieg einen Augenblick. Dann redete er: »Liebe hochehrwürdige Herren der Kirche und der Länder. Wie mir nach meinen geringen Einsichten und nach meinen Jahren mein Sinn eingibt, ist die Veränderung, die sich in unseren Ländern zugetragen hat, sehr wert, daß wir derselben unsere genaue Aufmerksamkeit schenken. Wir wissen jetzt noch nicht, was aus alledem werden wird. Wir wissen nicht, was werden wird, wenn unser Herzog ein König ist, und wenn alle unsere künftigen Herzoge Könige sind. Werden die Könige die Art der Herzoge fortbehalten, oder wird eine andere Art werden? Sind unsere Länder in der alten Lage gegen ihre Nachbarn, oder wird die Lage neu sein? Werden wir in Pflichten gegen die kommen, welche die Ehre gespendet haben? Wenn wir alles erst wohl überdacht haben, wenn ein jeder das, was ihm zu Sinne gekommen ist, den andern in Lieb und Treue mitgeteilt hat, dann können wir beraten, wie das Gute, das in den Dingen liegt, von uns nach unsern Rechten und Pflichten dem Lande zugeführt werden kann, und wie wir das Üble, das die Sache hat, von dem Lande fern zu halten vermögen. Ich denke wohl, daß es gut gewesen wäre, wenn vorher alle Obliegenheiten und Notwendigkeiten der Sache beraten und festgestellt worden wären. Aber ihr wisset alle sehr gut, wie unser erlauchter Herzog Wladislaw, seit er auf dem Fürstenstuhle ist, immer in den Dingen des Landes den Rat zusammen berufen hat, und wie in dem Rate beschlossen worden ist. Wenn er es jetzt nicht getan hat, so wird er Ursachen dazu gehabt haben. Er wird alles sehr reiflich erwogen haben, und er kann uns am sichersten sagen, was in dieser Angelegenheit liegt, und was nicht in ihr liegt.«
    »Das ist wahr, das ist gut«, riefen mehrere Männer.
    »Er hätte es aber heute sagen sollen«, rief eine Stimme.
    Und es wurde ein Rufen des Beifalls und des Tadels.
    Lubomir setzte sich wieder auf seinen Stuhl nieder.
    »Preda, sprich«, sagte der König.
    Preda, welcher stand, redete nun: »Meine Worte sind die Worte Lubomirs. Es kann sehr Übles für die Länder in der Sache sein. Ich füge nur hinzu, daß es jetzt fast ist, als wären die, welche viele Jahre dem Lande gedient haben, nicht mehr die Räte und nicht mehr die Freunde des Herzogs.«
    »So ist es«, riefen viele Männer.
    Preda setzte sich auf seinen Stuhl nieder.
    »Slawibor, rede«, sagte der König.
    Slawibor sprach: »Wir haben in unserem Reiche gelebt, und die Herzoge haben nur uns über die Angelegenheiten befragt. Wratislaw, der Großvater unseres erlauchten Herzoges, ist ein König gewesen; aber es war nur ein Ehrenkleid, und er hat als Herzog fortgeschaltet. Und nach ihm sind wieder Herzoge gewesen, wie Wladislaw, der Vater unsers jetzigen Königs, der gute und großmütige, und wie Sobeslaw, der Oheim und Vorgänger unsers jetzigen Königs, der feste und ruhmreiche, und wie unser Herzog, der bis jetzt auch ein Herzog gewesen ist. Nun ist das Land für alle Zeiten ohne Ratschluß in ein Königreich umgewandelt worden, und Pflichten und Abhängigkeiten sind im Wege, und das Blut soll in das Ausland gegossen werden. Vor diesen Dingen stehen wir, und ich sage: Wenn der erlauchte Herzog nicht unsern offenen Rat gehabt hat, so hat er geheimen gehabt, und diesen trifft Verantwortung und Strafe.«
    »Die Strafe, die Strafe, die Strafe«, riefen Männer durcheinander.
    »Nein, nein, nein«, riefen andere.
    Und es wurde wieder ein wüster Lärm.
    Als er sich gemildert hatte, rief der König: »Diwis, rede.«
    Diwis redete: »Ich sage wie Lubomir, daß es gut gewesen wäre, wenn die Umwandlung der Länder in dem Rate genau erwogen worden wäre. Ich sage wie Slawibor, daß es ein alter Brauch ist, daß die Söhne unserer Länder nicht in entfernten Reichen kämpfen dürfen. Aber ich sage auch, daß wir über diese Sache noch nicht urteilen können, weil sie uns noch nicht mit allen ihren Teilen bekannt ist. Der hocherlauchte König Wladislaw

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