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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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neugewählte Herzog Konrad und der früher gewählte Herzog Wladislaw bekämpften, habe ich gehofft, sie werden sich beide zu Grunde richten, und dann werden die Lechen in Frieden die Länder verwalten, und wir werden sie zu gleichen Rechten, zu gleicher Macht und gleicher Herrschaft führen. Aber ich habe mich in allen Dingen geirrt, und es sind mir andere Gedanken in meinem Sinne kund geworden. Viele der mächtigen Lechen haben nur für sich Nutzen erstrebt, und jeder suchte über den andern empor zu kommen, und wenn es ihm gelungen wäre, so wäre er gewalttätiger geworden, als alle Herzoge je gewesen sind. Da kehrte ich meinen Willen zu dem erlauchten Herzoge Wladislaw, und der erlauchte Herzog gedachte nicht mehr meines früheren Tuns, und ich lernte den erlauchten Herzog kennen, und liebte ihn. Ich bin zu dem Kaiser Friedrich gegangen. Ich habe sein schönes Angesicht und seinen goldenen Bart gesehen und den starken Blick seiner blauen Augen, und ich habe seine tönende Stimme gehört. Ich habe ihn auf seinem Zuge gegen die Räuber gesehen, auf Reichstagen, und unter den Abgesandten fremder Könige. Und mit ihm und mit unserem hocherlauchten Könige Wladislaw zu ziehen, und in Gemeinschaft mit tapferen Rittern Siege zu erkämpfen, ist eine Freude, welche für einen Mann keine gleiche hat. Und du, Bogdan, und du, alter Rodmil, denen der erlauchte Herzog ihre Tat gegen Zdik verziehen hat,der nun in dem Himmel ist, ihr solltet nicht gegen den Herzog sein, weil er nun ein König ist, sondern ihn in Demut bitten, daß er euch mit sich ziehen läßt. So rede ich, und habe ein Recht; denn ich bin nie ein Knecht eines Herzogs oder Königs gewesen, und bin nun der Freund des Königs.«
    »Nein, nein, nie ein Knecht, Kochan«, riefen Stimmen.
    Und es entstand ein Rufen des Beifalles in dem Saale.
    Jetzt stand Rowno auf, und rief: »Ich ziehe mit unserem erhabenen Könige, und meine Sippen ziehen mit, und alle die sollen nicht Ehre und Macht erringen, die sie für sich allein wollen.«
    Diet rief von seinem Sitze: »Ich und meine Männer ziehen mit.«
    »Und ich und meine Söhne und die Meinigen ziehen mit«, rief Osel.
    Odolen schrie: »Die Sache ist so schimmerreich, daß nicht jeder zu sagen braucht: ich ziehe mit; sonst werden wir mit dem Hören fertig, wenn der Sieg erfochten ist. Der König rüstet, wir rüsten, und wenn gezogen wird, ziehen wir.«
    »Und wenn du es auch verbietest«, rief Predbor mit seiner starken Stimme, »ich habe heute schon viel gerufen, und rufe jetzt: ich ziehe mit, und weiche dort nicht von dem Platze, bis jeder niedergeschmettert ist, der Übermut gegen uns erhebt.«
    Dann stand Bogdan auf, und schrie: »Wenn einer sagt, ich sitze zu Hause, und tändle mit Weibern, den verfluche ich. Und ich ziehe mit, und werde mit meinem Schwerte zeigen, daß kein Schwert dem meinen gleicht.«
    »Ich aber rufe«, sagte Welislaw, »Leib und Leben und Gut und Blut für die Ehre und den erlauchten Ritter, den König.«
    »Leib und Leben und Gut und Blut«, riefen die Männer.
    Nun stand Lubomir auf, und sprach: »Hoher König Wladislaw, wenn auch schon viele Jahre auf meinem Scheitel sind, so ziehe ich doch mit dir, und meine Männer und Sippen ziehen mit, und meine Söhne werden wohl auch mitziehen.«
    Radosta, der Sohn Lubomirs, stand auf, und rief: »Ich und meine Männer ziehen mit.«
    Moyslaw, der andere Sohn Lubomirs, stand auf, und rief: »Ich und meine Männer ziehen mit.«
    Und ein großer Ruf der Billigung erscholl in dem Saale.
    »Mein Alter soll mich nicht von dem Zuge abhalten«, rief Slawibor.
    »Ich ziehe mit«, rief Nemoy.
    Jetzt erhob sich wieder langsam der alte Wsebor von seinem Sitze, stieg wieder auf seinen Schemel, und sprach: »Ich tändle zwar nicht in meinem Hause mit Weibern; aber ich kann nicht mehr nach Italien ziehen, weil die vielen Jahre meinen Körper dazu untauglich gemacht haben. Ich und mein Weib, das in meinem Hause alt geworden ist, beten für dich, o König. Aber meine Männer und Sippen ziehen mit.«
    Ein Jubelruf erhob sich nach diesen Worten.
    Wsebor setzte sich wieder langsam auf seinen Stuhl.
    Nach ihm stand Preda auf, und sagte: »Ich spreche wie Wsebor, und meine Männer werden nicht die letzten sein, die unter den Rittern genannt sind, wenn Ruhm erworben wird, wie der junge Mann Witiko gesagt hat. Sie werden ihn ehrlich mit denen teilen, die noch Freude an ihm haben.«
    Und es ertönte wieder ein Ruf der Zustimmung.
    »Ich habe nie mit Weibern getändelt«,

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